Die Schöne des Herrn (German Edition)
lieben gehofft habe«, sagte sie, zwischen zwei Küssen nach Luft ringend, und er atmete ihren Atem ein. »Ja, Geliebter, ich liebe dich einst, jetzt und immer, und immer wird jetzt sein«, sagte sie heiser, wie von Sinnen, gefährlich vor Liebe.
O Anfänge, zwei Unbekannte, sich plötzlich auf wunderbare Weise erkennend, hart arbeitende Lippen, verwegene Zungen, nie gesättigte Zungen, Zungen, die sich suchen und miteinander verschmelzen, Zungen im Kampf, in zärtlichem Hass vermengt, heilige Arbeit des Mannes und der Frau, Säfte der Münder, Münder, die sich gegenseitig Nahrung geben, Nahrung der Jugend, Zungen vermengt in unmöglichem Wollen, Blicke, Ekstasen, lebendiges Lächeln zweier Sterblicher, feuchtes Gestammel, Duzen, kindliche Küsse, unschuldige Küsse auf die Mundwinkel, Wiederholungen, jähe wilde Begierde, ausgetauschte Säfte, nimm, gib, noch mehr, Tränen des Glücks, getrunkene Tränen, erfragte Liebe, aufs neue beteuerte Liebe, herrliche Eintönigkeit.
»O mein Geliebter, drück mich fest, ich bin dein, ganz und gar«, sagte sie. »Wer bist du, was hast du getan, um mich so genommen zu haben, mit Leib und Seele genommen? Umarme mich, umarme mich fester, aber schone mich heute Abend«, sagte sie. »In Gedanken bin ich ja schon deine Frau, aber nicht heute Abend«, sagte sie. »Geh, lass mich allein, lass mich an dich denken, an das denken, was mir geschieht«, sagte sie. »Sag, sag, sag, dass du mich liebst«, stammelte sie. »O mein Geliebter«, sagte sie überglücklich und unter Tränen, »niemand, o mein Geliebter, niemand vor dir, niemand nach dir. Geh, mein Geliebter, geh, lass mich allein, allein, um dir noch näher zu sein«, sagte sie. »Nein, nein, verlass mich nicht«, flehte sie und hielt ihn mit beiden Händen zurück, »ich habe nur dich auf der Welt, ich kann ohne dich nicht mehr leben«, flehte sie verstört, sich an ihn klammernd.
Amor und seine Kühnheiten. Die plötzlich von ihm gelöschte Lampe, und sie Angst, warum? Und was würde er wollen? Brüste, erschienen in der Nacht, sanfte Helligkeit der Brüste, die Hand des Mannes auf der mondbeglänzten Brust, Scham und Sanftheit der Frau, ihre in Erwartung halbgeöffneten Lippen, Furcht und Glück, unterworfen zu sein, Furcht und Sanftmut, das geneigte Gesicht des Mannes, Kühnheiten in der Nacht, Kühnheiten, welche die Liebe befiehlt, Kühnheiten, von ihr in Hingabe hingenommen, ausgeliefert und bald willig, o ihr Speichelfäden absonderndes Röcheln, das gleiche wie zur Stunde ihres sicheren Todes, o ihr Lächeln einer Sterbenden, ihr bleiches, vom Mond erhelltes Gesicht, geblendete lebende Tote, sich selbst offenbart, verwirrt und glücklich, Hände, die im Haar des über ihre Brust gebeugten Mannes wühlten, zärtlich streichelnde Hände, ihr Glück begleitend, dankbare Hände, leichte dankende, liebkosende, nach mehr verlangende Hände. Liebe, deine Sonne strahlte in dieser Nacht, ihrer ersten Nacht.
DRITTER TEIL
XXXVIII
O Anfänge ihrer Liebe, Vorbereitungen, um schön zu sein, Manie, sich für ihn schön zu machen, Wonnen des Wartens, Ankunft des Geliebten um neun Uhr, und sie stets auf der Schwelle, um ihn zu erwarten, auf der Schwelle und unter den Rosen, in ihrem rumänischen Kleid, das er liebte, weiß mit weiten Ärmeln, die sich eng um ihre Handgelenke schlossen, o Anfänge, Begeisterung, sich wiederzusehen, Abende der Liebe, lange Stunden, in denen man sich anblickte, miteinander sprach, o Wonne, sich anzublicken, sich dem anderen zu erzählen, sich zu küssen, und wenn er sie spät in der Nacht verlassen hatte, verlassen mit so vielen Küssen, kam er manchmal eine Stunde oder ein paar Minuten später zurück, o Wunder, sie wiederzusehen.
O leidenschaftliche Rückkehr, »ich kann nicht ohne dich sein«, sagte er, zurückgekehrt, zu ihr, und aus Liebe kniete er nieder vor ihr, die aus Liebe niederkniete vor ihm, und dann Küsse, sie und er, leidenschaftlich und überwältigend, Küsse und wieder Küsse, große schwarze matte Küsse, tiefe unendliche Küsse, o ihre geschlossenen Augen, »ich kann nicht ohne dich sein«, sagte er zwischen zwei Küssen, und er blieb stundenlang, denn er konnte, konnte ohne sie nicht sein, blieb bis zum Morgengrauen, bis zum geschwätzigen Zwitschern der Vögelchen, und es war Liebe, er siegreich in ihr, und sie empfangend, aus tiefster Seele zustimmend.
Der nächste Tag, sehnsüchtig erwartet, stets neues Wunder, sich für ihn schön zu machen, sich für sie schön zu
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