Die Schöne des Herrn (German Edition)
Bäume auf, die er vor anderen schon so oft heruntergebetet hatte, nannte die Zypressen, die Orangen-, Zitronen-, Oliven-, Granatapfel-, Zitronatzitronenbäume, die Myrten- und Mastixsträucher. Am Ende mit seinem Latein, fuhr er fort und erfand die Zitronellen-, Tuberosen-, Zirkassen-, Myrobolanen- und sogar die Paupellidenbäume. Verzaubert atmete sie den Vanilleduft dieser wunderbaren Bäume ein. Ja, morgen früh am Telefon sie bitten, nett zum Boss zu sein, falls sie ihm einmal begegnen sollte. »Hör zu, Liebling, wenn die Kanakis dich einladen, was mehr als wahrscheinlich ist, weil sie uns jetzt ein Diner schulden, und falls der Boss anwesend sein sollte, denn Kanakis hat mir erzählt, er beabsichtige, ihn zusammen mit dem griechischen Botschafter einzuladen, der gute Kanake ist keineswegs auf den Kopf gefallen, also dann sei nicht zu abweisend dem Boss gegenüber, rede ein bisschen mit ihm, oder sogar viel, wenn du kannst, jedenfalls auf nette Art, du kannst ja sehr charmant sein, wenn du willst, denn er hat sich tadellos mir gegenüber benommen, und ich garantiere dir, in einem Jahr bin ich Rat.« Ein unverschämtes Glück, dachte er lächelnd und betrachtete freundschaftlich seinen Leberfleck über dem Bauchnabel; dann kuschelte er sich in seinem engen Bett zusammen, grub die Nase ins Kopfkissen und genoss es ebenso wie seine kostenlose Schlafwagenfahrt erster Klasse, die ihn offiziellen Freuden entgegenführte. Imre schwitzte auf dem Podium und schmachtete pflichtschuldigst, während der zweite Geiger mit kurzen demütigen Strichen lockte, die der Primas aufs prächtigste aufblühen ließ, das Kinn in den erhebendsten Momenten vorgeschoben. Sich drehend, murmelte sie, sie würde keine Zeit haben, sich in Genf Sommerkleider zu kaufen, aber auf dieser Insel sei es doch sicher sehr heiß, und mit einem solchen Herrn müsse man doch mindestens zweimal am Tag das Kleid wechseln. »Die Kleider der Bäuerinnen von Kephalonia werden Ihnen sehr gut stehen«, sagte er. Sie bewunderte ihn. Dieser Mann wusste alles und löste jedes Problem. »Wir werden sechsunddreißig kaufen«, sagte er. Sechsunddreißig Kleider, o Wunder, dieser Mann war groß! »Wie wird unser Haus sein?«, fragte sie. »Weiß vor dem violetten Meer«, sagte er, »und eine alte griechische Dienerin wird sich um alles kümmern«. »Um alles«, sagte sie zustimmend und drückte sich an ihn. Rührend in ihrer Anmut, schneeweiß und sich drehend, sah sie sich abermals tanzend in den hohen Spiegeln, in denen sie herrlich lebte, die Schöne des Herrn, so elegant in ihrer Bauerntracht mit roten und schwarzen Stickereien, bedient von einer alten Griechin, barfüßig und so freundlich, auf einer so schönen Insel voller Myrten-, Mastix- und Zirkassensträuchern.
XXXVII
In dieser Nacht, ihrer ersten Nacht, standen sie am offenen Fenster des kleinen Salons, den sie ihm hatte zeigen wollen, blickten in den Garten hinaus, atmeten die funkelnde Sternennacht und lauschten auf das leise Rascheln der Blätter in den Bäumen, Geflüster ihrer Liebe. Hand in Hand, samtenes Blut in den Adern, betrachteten sie den Himmel und ihre Liebe in den flimmernden Sternen, die ihnen von dort oben ihren Segen gaben. »Immer«, sagte sie ganz leise, befangen, weil sie hier bei sich mit ihm allein war. Da stimmte, Komplizin ihres Glücks, unsichtbar auf ihrem Baum, eine Nachtigall ihr leidenschaftliches Flehen an, und sie drückte Solals Hand, um mit ihm die kleine Unbekannte zu teilen, die sich abmühte, sich verausgabte, um ihre Liebe hinauszuschreien. Plötzlich schwieg sie, und es herrschte die vielfältige Stille der Nacht, hie und da vom zitternden Läuten einer Grille unterbrochen.
Sie löste sich sanft von ihm und ging zum Klavier, edle und lächerliche Vestalin, denn sie hatte soeben gespürt, dass sie für ihn spielen, dass sie ihrer ersten Stunde der Einsamkeit mit einem Choral von Bach die heilige Weihe geben müsse. Vor den weißen und schwarzen Tasten sitzend, wartete sie einen Augenblick mit gesenktem Kopf, den Tönen, die gleich erklingen würden, Respekt zollend. Da sie ihm den Rücken zugewandt hatte, nahm er einen Spiegel mit silbernem Griff, der auf dem Tischchen lag, betrachtete das Gesicht eines geliebten Mannes und lächelte ihm zu. O perfekte Zähne der Jugend.
O strahlend weiße Zähne, o Glück zu leben, o die junge Liebende und ihre langweilige Musik als Opfergabe. Andächtig spielte sie für ihn, und ihr Gesicht war überzeugt und inspiriert. Und
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