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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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machen, o Wiedersehen, hohe Stunden, welch brennendes Verlangen, beisammen zu sein, endlos miteinander zu reden, vollkommen und bewundert zu sein, feindselige Unterbrechungen der Begierde, zärtliche Gegner, die sich miteinander messen, sich erreichen wollen.

    Ariane, die ihn auf der Schwelle erwartete, schön in diesem weißen Leinenkleid, Ariane, ihre göttliche Gestalt, das Geheimnis ihrer Schönheit, das ihren Geliebten einschüchterte, Ariane, ihr schmales Gesicht eines Erzengels, ihre nachdenklichen Mundwinkel, ihre stolze Nase, ihr Gang, ihre Brüste, Stolz und Herausforderung, ihr zärtliches Schmollen, wenn sie ihn anblickte, der jähe Schwung ihres Kleides, wenn sie sich umwandte und auf ihn zulief, plötzlich auf ihn zulief, um ihn mit bereiten Lippen zu fragen, ob er sie liebe.

    O Freuden, all ihre Freuden, die Freude, allein zu sein, aber auch die Freude, mit anderen zu sein, o diese komplizenhafte Freude, sich vor den anderen anzublicken und zu wissen, dass man sich liebte, vor den anderen, die es nicht wussten, die Freude, gemeinsam auszugehen, die Freude, ins Kino zu gehen und sich im Dunkeln die Hände zu halten und sich anzublicken, wenn das Licht wieder anging, und dann kehrten sie zu ihr nach Hause zurück, um sich besser zu lieben, er voller Stolz auf sie, und alle drehten sich um, wenn sie vorbeigingen, und die Alten litten beim Anblick von so viel Liebe und Schönheit.

    Ariane, die den Schleier der Liebe genommen hatte, Ariane, langbeinige Diana, Ariane und ihre üppigen Brüste, die sie ihm bot, mit Freuden ihm bot, und sie verlor sich in seiner Zärtlichkeit, Ariane, die ihn um drei Uhr morgens anrief, um ihn zu fragen, ob er sie liebe, und ihm zu sagen, dass sie ihn liebe, und sie wurden dieses Wunders der Liebe nie müde, Ariane, die ihn in sein Hotel zurückbegleitete, und dann begleitete er sie nach Hause, und dann begleitete sie wieder ihn, und sie konnten sich nicht trennen, konnten es nicht, und das Bett der Liebe empfing sie, die Schönen und Glücklichen, das breite Bett, in dem sie sagte, niemand vor ihm und niemand nach ihm, und sie weinte vor Lust unter ihm.

    »Du bist schön«, sagte er zu ihr. »Ich bin die Schöne des Herrn«, sagte sie lächelnd. Ariane, deren Augen plötzlich gehetzt dreinblickten, wenn er, seine Liebe verbergend, Kälte vortäuschte, um noch mehr geliebt zu werden, Ariane, die ihn ihre Freude und ihren Schmerz nannte, ihren Peiniger und ihren Christenfolterer, aber auch ihren Seelenbruder, Ariane, die Lebhafte, die Wirbelnde, die Sonnige, die geniale Senderin von Telegrammen mit hundert Liebesworten, so vieler Telegramme, damit der Geliebte auf Reisen innerhalb einer Stunde wusste, schnell wusste, wie sehr die liebende Geliebte ihn ohne Unterlass liebte, und eine Stunde nach dem Absenden las sie den Entwurf des Telegramms noch einmal, las das Telegramm zur selben Zeit wie er, um bei ihm zu sein, und auch, um das Glück des Geliebten, die Bewunderung des Geliebten auszukosten.

    Ihre Eifersucht, Trennungen für immer, Wiedersehen, miteinander verschlungene Zungen, Freudentränen, Briefe, o Briefe der Anfänge, gesandte Briefe und erhaltene Briefe, Briefe, die zusammen mit den Vorbereitungen für den Geliebten und dem Warten auf den Geliebten das Beste der Liebe waren, Briefe, auf die sie unendliche Sorgfalt verwandte, die sie vorher unzählige Male ins Unreine schrieb, Briefe, auf die sie unendliche Sorgfalt verwandte, damit für ihn alles, was von ihr kam, wunderbar und vollkommen sei. Er, wildes Herzklopfen in der Brust, wenn er die Schrift auf dem Umschlag erkannte, und dann trug er den Brief überall mit sich herum.

    Briefe, o Briefe der Anfänge, das Warten auf die Briefe des Geliebten, wenn er auf Reisen war, das Warten auf den Briefträger, und sie ging auf die Straße hinaus, um ihn ankommen zu sehen und sich schnell den Brief aushändigen zu lassen. Abends vor dem Einschlafen legte sie ihn auf den Nachttisch, um ihn während des Schlafes in ihrer Nähe zu wissen und ihn am nächsten Morgen gleich zu finden, Brief, wieder und wieder gelesen beim Erwachen, und dann ließ sie ihn liegen, hielt sich tapfer stundenlang von ihm fern, um ihn wieder ganz neu lesen und empfinden zu können, geliebter Brief, an dem sie roch, um sich weiszumachen, an ihm noch den Geruch des Geliebten zu finden, und eingehend betrachtete sie auch den Umschlag, eifrig die Adresse, die er geschrieben hatte, und sogar die Briefmarke, die er aufgeklebt hatte, und wenn sie

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