Die Schöne des Herrn (German Edition)
Erspartes aufbewahrte, einen wilden Cancan improvisierte und dazu trällerte: »Sympathie, Sympathie, es ist nichts als Sympathie.« Sie warf den Kopf zurück, hob rhythmisch die kleinen fetten Beine wie ein Zirkuspferd und galoppierte lange auf der Stelle, während oben die Liebestolle in ihrer Badewanne immer wieder Bachs gloriose Arie singend die Ankunft eines göttlichen Königs verkündete.
LIX
Dumm, träge und sexuell, mit hochherrschaftlichem Gang, den Bauch vorgeschoben und den Blick verloren in der Ferne, zogen die Mannequins ein letztes Mal unter dem strengen Blick des kleinen großen Couturiers vorbei, der sich anmutig umwandte und seiner Kundin zulächelte.
»Nun, liebe gnädige Frau, ich glaube, wir sind uns in allen Punkten einig. (Sie schlug die Augen nieder, angewidert von dem »liebe gnädige Frau«.) Wir haben heute den 14. Die erste Anprobe wird also am Freitag, dem 17., und die zweite am Mittwoch, dem 22., stattfinden, da alles am Samstag, dem 25., fertig sein und bis spätestens elf Uhr geliefert werden soll. Das wird ziemlich knapp, aber wir werden es schaffen, denn es ist uns eine Freude, Ihnen dienlich zu sein. Die Modelle, die Sie ausgewählt haben, entsprechen ganz Ihrem Stil, sehr fesch, sie werden Ihnen ganz bezaubernd stehen. Ich empfehle mich, gnädige Frau.«
Selbstzufrieden, pausbäckig und parfümiert, verabschiedete sich Volkmaar mit einer leichten Verbeugung, ging, sich in den Hüften wiegend, davon und überließ es seiner Ersten Verkäuferin, über die fällige Anzahlung zu sprechen. Mademoiselle Chloé, eine platinblonde Dame mit furchterregendem Kinn, entledigte sich dieser Aufgabe mit der nötigen Diskretion. Ariane errötete und murmelte, daran habe sie gar nicht gedacht und ihre Bank sei jetzt bestimmt schon geschlossen.
»Ja, Madame, die Banken sind ab fünf Uhr geschlossen«, sagte die Verkäuferin mit gezierter Trauermiene, hinter der sich ein leichter Vorwurf verbarg.
»Das ist mir sehr peinlich, was soll ich tun?«, fragte die Schuldige, während Chloé dem kleinen Dicken einen fragenden Blick zuwarf, der zustimmend die Augen zukniff, da die Kundin ihm naiv und ehrlich vorkam.
»Aber es hat doch keine Eile, Madame«, sagte Chloé. »Das erledigen wir dann morgen früh«, sagte sie mit leichtem Singsang, als spräche sie zu einem Baby. »Wir haben ab neun geöffnet. Auf Wiedersehen, Madame. Bemühen Sie sich nicht, ich schließe selbst die Tür.«
Auf der Straße überschlug Ariane, den Kopf gesenkt, noch einmal alles. Also, zwei Abendkleider, das eine aus weißem Crêpe, sehr einfach im Schnitt, und das andere aus Goldlamé, ein Modell Junon, hatte Volkmaar gesagt, wunderbar und sehr elegant. Und dann die beiden kleinen Kostüme aus Rohleinen, das weiße mit der Spencerjacke und das blaue mit dem weitgeschnittenen Cardigan, Perlmuttknöpfen, Dreiviertelärmeln und eingesetzten Taschen. Ja, sehr herzig, dieser Cardigan, sie war sich sicher, dass er ihr wunderbar stehen würde. (Sie lächelte über das »herzig«.) Und klasse auch das graue Flanellkostüm, ganz klassisch, locker in der Taille, aufgesetzte Taschen und Reverskragen. Darin würde sie sich sehr wohl fühlen. Modell Cambridge, hatte die dumme Pute verkündet, der es übrigens auch recht gut stand.
»Ja, mein Gebieter, in diesem Cambridge werde ich Ihnen gefallen.«
Plötzlich fiel ihr ein, dass das Goldlamé-Kleid viel zu dekolletiert war. Bei der Rothaarigen, die es vorgeführt hatte, waren die Brüste zu drei Vierteln frei gewesen, und beim Umdrehen war ihr eine beinahe herausgerutscht. Mit gesenktem Kopf ging sie nachdenklich weiter. Am See blieb sie erneut stehen, denn plötzlich war ihr noch etwas viel Schlimmeres eingefallen. Nur zwei Anproben, das ist ja Wahnsinn! Ein Kleid sitzt nie vollkommen bei der zweiten Anprobe!
»Und es war auch Wahnsinn zu akzeptieren, dass die Bestellung erst am 25. geliefert wird, am Tag von Sols Rückkehr, denn es werden bestimmt noch kleine Änderungen gemacht werden müssen, und dazu bleibt zu wenig Zeit. Angenommen, ich bringe ihnen die Kleider noch am Samstagvormittag zurück, dann haben sie nur den Nachmittag, um die Katastrophe zu beheben, falls sie am Samstagnachmittag überhaupt geöffnet haben, jedenfalls werden sie bei der Arbeit schludern und mir grässliche Dinger schicken, und dann habe ich nichts anzuziehen, wenn er kommt, oder nur alte Sachen. Und all das, weil dieses Schweinchen und seine Chloé mich eingeschüchtert haben. Ja, gewöhnliche
Weitere Kostenlose Bücher