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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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hat sie grau getragen Wie furchtbar Am erholsamsten ist der Schlaf vor Mitternacht Mit all dem was sie von ihrem Vater geerbt hat Ich verlange außerdem immer ein Leumundszeugnis Und jetzt kann sie natürlich kein anständiges Haus mehr betreten Der Doktor Schweitzer Wenn ich an die Empfänge des Vaters denke mit dem Präfekten und so weiter kann ich mir vorstellen wie der arme Mann sich im Grabe herumdreht Im Leben braucht man ein Ideal Es hat eine durchschlagende Wirkung bei Verstopfung Wie die Pest zu meiden hat die Gattin des Konsuls zu mir gesagt.

LXXXVIII

    Zwei Stunden später, nach dem Abendessen, setzten sie sich in ihr Zimmer, und es herrschte wieder Schweigen, das sie durchbrach, indem sie ihm eine Zigarette anbot und sie ihm mit einem rührendem Streben nach Perfektion anzündete. Die Unglückliche tut, was sie kann, dachte er. Sieh mal an, jetzt nimmt sie auch eine Zigarette. Um ein bisschen Leben und Behaglichkeit zu vermitteln. Dieses Abendkleid ist nur für mich bestimmt. Seltsames Paar, sie im nutzlosen gesellschaftlichen Putz wie im Buckingham Palace, und ich im roten Schlafrock und barfuß in Pantoffeln.
    »Die alten Weiber da unten waren widerlich«, sagte sie nach neuerlichem Schweigen. »Ich verstehe gar nicht, warum wir ihnen so lange zugehört haben. (Du aus Verlangen nach Geselligkeit, und seien sie noch so widerwärtig. Ich, um in meinem Unglück zu schwelgen.) Ich stelle übrigens fest, dass ich menschenscheu werde, dass ich die Menschen hasse. Nur mit Ihnen fühle ich mich wohl. Sie sind der Einzige, den es für mich gibt. (Und der schöne Zimmerkellner von eben? Als er hinausging, hast du dich im Spiegel betrachtet. Dein kleines Unterbewusstsein hat wissen wollen, ob du schön gefunden wurdest. Umso besser, so hast du wenigstens das kleine Glück, einem anderen gefallen zu haben.) Morgen fahre ich nach Saint-Raphaël, um das Grammophon reparieren zu lassen«, sagte sie nach einem dritten Schweigen. »Wenn sie es nicht gleich reparieren können, kaufe ich ein neues. (Er küsste ihr die Hand.) Bei der Gelegenheit will ich versuchen, das Konzert für Horn und Orchester von Mozart aufzutreiben, das so wenig bekannt und doch so schön ist. Kennen Sie es?«
    »Ja«, log er. »Die Hornpartie ist wunderbar.«
    Sie stimmte mit einem Lächeln zu. Nicht mehr lächelnd sagte sie dann, sie habe ganz vergessen, ihm eine Überraschung zu zeigen, orientalisches Nougat, das sie gestern in einem kleinen Laden in Saint-Raphaël gefunden habe.
    »Man nennt es Halva, glaube ich. (Sie sprach es ›Ralva‹ aus, um dem Wort mehr Lokalkolorit zu geben, was Solal auf die Nerven ging.) Ich dachte, es könnte Ihnen Freude machen.«
    Sie fragte ihn, ob er das Halva probieren wolle. Er sagte, gern, aber später. Daraufhin verkündete sie ihm eine weitere Überraschung, einen elektrischen Kaffeekocher, den sie ebenfalls gestern mit allem Zubehör gekauft hatte, gemahlenem Kaffee, Zucker, Tassen und Löffel. So könne sie ihm selbst Kaffee kochen, besser als der, den man im Hotel bekomme. Er gratulierte ihr und sagte, er habe gerade jetzt Lust auf einen Kaffee.
    »In diesem Fall habe ich das Recht auf einen kleinen Kuss«, sagte sie. (Sturz des palästinischen Pfundes, dachte er, während er ihr den kleinen Kuss gab. Diese kleinen Küsse wurden in der letzten Zeit immer häufiger. Wenigstens waren sie aufrichtig.)
    Nun beschäftigte sie sich eifrig mit der Kaffeemaschine und setzte sie nach den Angaben der Gebrauchsanleitung zusammen. Als er den ersten Schluck trank, blickte sie ihn an, um zu sehen, ob der Kaffee ihm schmeckte. »Ausgezeichnet«, sagte er, und sie atmete durch die Nasenlöcher ein. Doch als der Kaffee getrunken war, war er getrunken, und es gab nichts mehr zu trinken oder zu tun, und erneut trat Schweigen ein. Also schlug sie vor, ihm die beiden letzten Kapitel des neulich begonnenen Romans vorzulesen. Er war sofort einverstanden.
    Nachdem sie sich bequem hingesetzt hatte – um eine Atmosphäre von Behaglichkeit, Ungezwungenheit und Glück zu schaffen, dachte er –, zog sie den Pantoffel von seinem nackten Fuß und massierte ihn während des Lesens. Wie gewöhnlich versuchte sie die Dialoge zu beleben und befleißigte sich eines kriegerischen Tons, wenn der Held des Romans sprach. Ja, so lieben sie sie, dachte er, selbstbewusst und Bergsteiger. So etwas hätte sie eigentlich gebraucht, einen modernen und energischen Pastor, oder einen Gesandtschaftssekretär, der Polo spielt, oder irgendeinen Lord,

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