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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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freien Lauf von krampfhaftem Schluchzen geschüttelt ich danke Ihnen fügte er hinzu dass sie mich für würdig erachtet haben mir die Wahrheit zu sagen und entschuldige mich dafür geliebte Mutter dass ich ein klein wenig die grausame Enttäuschung gezeigt habe die mich bei Ihren Worten ergriff Sie müssen zugeben geliebte Mutter dass die Wege des Herrn unerforschlich sind, mein liebes Kind entgegnete Madame de Surville da gebe ich Ihnen durchaus recht denn die unteren Klassen sind zuweilen recht enttäuschend und es mangelt ihnen so ganz und gar an Spiritualität und Wohlgeruch, da gebe ich Ihnen meinerseits recht erwiderte lebhaft das blonde Kind ich füge sogar noch hinzu dass der Materialismus der einfachen Leute schon oft mein angeborenes Zartgefühl verletzt hat denn mein Ideal ist der Prinz von Wales und Marschall Foch und nur mit Hilfe des Gebetes habe ich meine Empörung überwinden können übrigens weiß ich von wem ich das habe schloss er feinsinnig und blickte seine geliebte Mutter an die leicht errötete, es trat ein langes Schweigen ein das Mutter und Sohn in intensiver Konzentration zu nutzten schienen um neue Kräfte zu sammeln der kleine Patrice blickte zum Himmel empor und schien einem himmlischen Chor zu lauschen aus dem er zuweilen die Stimme des ebenfalls auf dem Felde der Ehre gefallenen Großvaters herauszuhören glaubte, nachdem er sich die blonden Locken aus der Stirn gestrichen hatte bat er seine Mutter endlich um Erlaubnis noch einmal das Wort zu ergreifen und wartete mit zartem Lächeln und schicklicher Schüchternheit, in ihren frommen Gedanken unterbrochen zuckte Madame de Surville zusammen fasste sich krampfartig ans Herz stieß einen anmutigen erstickten Schrei aus und gab dann mit ihrem sanften von Korkenzieherlocken eingerahmten Gesicht ihr Einverständnis, liebste Mutter eine noch viel ernstere Frage quält mich, und ich frage mich ob der Böse sie mir nicht einflüstert, glauben Sie wirklich dass Gott auch die frisch eingebürgerten Franzosen lieben kann fragte das Kind dessen Herz so heftig schlug dass es eine Ohnmacht fürchtete, die Gräfin de Surville sammelte sich einen Augenblick und blickte ihren Sohn dann mit ihrem einzigen gesunden aber leuchtenden Auge an beten wir sagte sie schlicht, und nachdem sie ihre Seele lange zu Gott erhoben und von ihm Antwort erhalten hatte sprang sie plötzlich so heftig auf dass ihr Haar sich löste und ihr Rock sich löste zu Boden fiel und sie in Untertaille und etwas zu langen festonierten Unterhosen dastehen ließ, ja rief sie vehement und mit flammenden Wangen ja Er liebt die Eingebürgerten und sogar die Streikenden und ihre Anführer und Rädelsführer die alle aus dem Ausland gekommen sind Er liebt auch die Obdachlosen die Staatenlosen und sogar die Israeliten die Leute in den Konzentrationslagern, bei diesen Worten warf sich Patrice seiner Mutter zu Füßen und küsste ihr inbrünstig die Hand, geliebte Mama Sie sind eine Heilige rief er, zerstörerischer jüdischer Geist sagen sie aber was kann ich dafür dass sie aus Luzifer dem Engel der das Licht trägt den Teufel gemacht haben und was kann ich für den langen Kaftan die nackten Füße und die Lanze in der Hand die Lanze auf der die Mondeule und alle anderen gefürchteten und weisen Vögel hocken und was kann ich dafür dass das linke Auge ein wenig geschlossen das rechte jedoch weit offen und seherisch ist was kann ich dafür dass ich sehe und weiß, zerstörerischer Geist sagen sie aber was kann ich dafür dass die Tänze auf ihren Bällen einem angedeuteten Koitus ähneln sie reiben sich an den jungen Weibern und die Mütter schauen gerührt zu reine Lust am Tanzen behaupten sie aber warum dann immer das männliche Geschlecht am weiblichen Geschlecht moralische Lust fügen sie hinzu denn man reibt sich zum Wohl der lieben Armen aneinander die davon auch keine Millionäre werden und die Ehefrauen gehen mit den Ehemännern nach Hause nachdem sie sich an zahlreiche Fremde gedrückt haben mit denen sie sich während des vorschriftsmäßigen Aneinanderreibens über gepflegte Themen unterhalten haben, es ist alles in Ordnung und sie schämen sich nicht es ist ja nur ein Ball vier Buchstaben genügen zur Beruhigung o parfümierter Gestank, zerstörerischer Geist sagen sie aber was kann ich dafür dass sie die Stärke die Macht zu töten ist mit einem Nimbus von Größe und Schönheit umgeben, o die pavianische Ehrfurcht vor der Stärke die sich unter anderem in ihrer

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