Die Schöne des Herrn (German Edition)

bescheidenes Gesicht während du nähst dein so gütiges Gesicht das auch mich gütig und schülerhaft stimmt aha trotzdem ein Magenknurren aber das macht nichts ich nehme es hin und ehre es sogar und lächle ihm zu da es von dir kommt meine Näherin und ich betrachte liebevoll den Finger den du anfeuchtest um den Faden zu zwirnen und ihn durch das Nadelöhr zu stecken liebevoll deine zwinkernden Augen deinen artig gespitzten Mund der dem Lauf der Nadel folgt liebevoll deine ernste Nachdenklichkeit es tut mir gut dir beim Nähen zuzusehen ich fühle mich als sähe ich einer über ihre heilige Arbeit gebeugten Mutter einer sanften Sklavin und Matrone zu o wie gut dir diese Arbeit steht o wie edel und natürlich dein Gesicht ist und warum muss ich mich ständig auf dich legen um dich glücklich zu machen schade mein Liebling meine stille Näherin du bist nachdenklich deine nützlichen Nähfäden und Bewegungen haben eine schicksalergebene nachdenkliche Sanftheit und ich liebe dich sehr aber warum muss ich mich ständig auf dich legen wie ein Tier um dich zu beruhigen übrigens bin ich jetzt schon seit einer Woche hier und habe nur ein einziges Mal am Abend meiner Ankunft das Tier gespielt und du wirst sicher langsam unruhig denn du willst meine Liebe es ist nun mal eure Manie ihr wollt dass man sie euch mit diesem Besteigungsakt beweist nun gut ich will es versuchen aber nicht heute Abend vielleicht morgen natürlich liebst du mich und sogar dein Bewusstsein liebt mich sehr und tut es auch weiterhin aber dein Unterbewusstsein ist nicht mehr so vernarrt in mich ja Liebste dein Unterbewusstsein wäre viel lieber die rechtmäßig angetraute Ehefrau eines englischen Lords und Leiter einer Himalajaexpedition der gerade nach London zurückgekehrt ist würde viel lieber mit charmanten einflussreichen und wohlerzogenen Freunden die idiotische Bezwingung eines Bergs durch ihren lieben männlichen ruhigen wortkargen selbstbewussten von allen geliebten Gemahl feiern der ein Ideal hat Tiere und starken Tee liebt aromatischen Tabak in einer Pfeife raucht auf der er männlich herumkaut eine Bruyèrepfeife die du ihm geschenkt hast du hast dir lange das Foto dieses Kerls in der Illustrierten angeschaut mindestens zwanzig Sekunden lang ja Liebling dein Unterbewusstsein nimmt es mir übel dass ich exotisch und so gar nicht sportlich bin nicht genügend schwimme und zu viel rede nicht genügend Sprünge in der Natur mache und zu ungläubig bin dein Unterbewusstsein hasst meine zu langen Schlafröcke die dein Bewusstsein so edel findet dein Unterbewusstsein hasst meine herumwirbelnden Rosenkränze und meine Seidensocken und hätte viel lieber die Füßlinge und Nagelstiefel des bergsteigenden Lords und außerdem nimmt dein Unterbewusstsein mir übel dass ich die Dissertation deines verstorbenen Bruders über diese beiden Weibsstücke die Staël und die schreckliche Sand nicht bewundert habe aber was kann ich dafür dass dein Bruder ein Universitätsschreiberling war vor allem aber verzeiht dein Unterbewusstsein mir nicht dass du mit mir unter einer Glasglocke leben musst du würdest dich mit Sicherheit umbringen wenn ich dich verließe aber tief in deinem Innern hast du die Nase voll von mir und wer weiß vielleicht hast du mich ja nie von ganzem Herzen geliebt denn schließlich bist du ein Produkt deiner Vererbung und deiner Klasse tja du bist zu mir gekommen weil ich dich dazu gezwungen habe ich bin eigentlich gar nicht dein Typ Liebling ich habe mich einfach nur schlau angestellt übrigens wärst du dem Erstbesten verfallen der dich von deinem Deume befreit hätte und nachdem die Falle zugeschnappt war und du nicht mehr anders konntest hat dein Unterbewusstsein mich geliebt es hat mich vor allem im Kontrast zu deinem Mann geliebt mich in deiner Rolle als außergewöhnliche Liebhaberin geliebt nach der du dich so sehr sehntest eine Rolle die ich dir endlich zu spielen erlaubte aha sie hat zu nähen aufgehört um sich diskret die Nase zu kratzen dieser Juckreiz ist vielleicht nur ein Ersatz für ihren Wunsch mit dem englischen Lord verheiratet zu sein ein Wunsch den sie durch ein Kratzen befriedigt das ist natürlich Unsinn meine Traurigkeit treibt mich zu mutwilligen Scherzen Geliebte was kann ich sagen was kann ich tun um dich wieder in den Zustand des ersten Abends zu versetzen als wir im Ritz tanzten denn danach verlangt dein Unterbewusstsein ja jetzt ist sie still weil sie mich in meine Lektüre vertieft glaubt sie ist eben sehr