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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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du denn in diesem kleinen Bahnhof bis sieben machen? Übrigens ist der Wartesaal nachts geschlossen. Wäre es nicht besser, wenn du erst kurz vor Eintreffen des Zugs gehen würdest? Das wäre weniger anstrengend, als draußen in der Kälte zu sitzen.«
    »Gut, ich werde in meinem Zimmer warten, bis es sechs Uhr vierzig ist«, sagte sie, nachdem er lang genug darauf bestanden hatte und sie der Meinung war, sein Angebot in allen Ehren annehmen zu können.
    »Ruh dich aus, schlaf ein bisschen, aber stell den Wecker, damit du nicht verschläfst. Stell ihn auf halb sieben oder besser auf sechs Uhr zwanzig, zum Bahnhof ist es ziemlich weit. Schön, also dann sage ich dir schon jetzt Lebewohl. Bist du sicher, dass du kein Geld willst?«
    »Ja, danke.«
    »Das wäre dann wohl alles. Also leb wohl.«
    In sein Zimmer zurückgekehrt, zog er die weißen Handschuhe aus, nahm den kleinen Plüschbären und ersetzte die Stiefel durch grüne Espadrilles und den Sombrero durch einen flachen Strohhut. Der Reiz war bald verflogen. Überzeugt, dass er Durst hatte, ging er in die Küche, nahm eine Flasche Lime Juice aus dem Schrank, stellte sie jedoch fast sofort wieder an ihren Platz. Nachdem er in sein Zimmer zurückgekehrt war, um sich erneut die Handschuhe anzuziehen, ging er hinaus und klopfte an ihre Tür. Sie stand mit verschränkten Armen und die Hände auf den Schultern vor ihrem Koffer, im Morgenrock, was ihn beruhigte.
    »Es tut mir leid, dich zu stören, aber ich habe Durst. Wo ist der Lime Juice?«
    »Im großen Schrank in der Küche, unten links.«
    Doch dann kam ihr blitzartig der Gedanke, dass sie ihn, wenn er sich jetzt selbst bediente, nicht mehr wiedersehen würde. Daher erbot sie sich, den Limettensaft zu holen. Er dankte ihr. Sie fragte ihn, wo er ihn trinken wolle, in seinem Zimmer oder hier? Er dachte, wenn sie ihn in sein Zimmer brächte, würde sie gleich wieder gehen.
    »Hier, da ich schon mal da bin«, sagte er gleichgültig.
    Kaum war er allein, betrachtete er sich prüfend im Spiegel. Die weißen Handschuhe passten gut zu diesem schwarzen Schlafrock. Als sie aus der Küche zurückkam, stellte sie mit vornehmer Geste das Silbertablett auf den Tisch, goss Lime Juice und Mineralwasser ins Glas, fügte mit einer silbernen Zange zwei Eiswürfel hinzu, rührte um, reichte ihm das Glas und setzte sich. Sie zog sittsam ihren Morgenrock nach unten und bedeckte ihre Beine damit. Er goss sein Glas auf den Teppich aus.
    »Heb den Morgenrock hoch!«
    »Nein.«
    »Heb den Morgenrock hoch!«
    »Nein.«
    »Was Dietsch gesehen hat, will ich auch sehen!«
    Die Hand auf die Knie gepresst, begann sie zu schluchzen und verzog das Gesicht, was ihn rasend machte. Diese Frau hatte die Unverschämtheit, sich zu schämen, wollte ihm nicht zeigen, was sie einem anderen gezeigt hatte! Warum sollte er, ausgerechnet er, der Einzige sein, dem man nichts zeigte? Er wiederholte immer wieder seine eintönige Aufforderung, den Morgenrock hochzuheben, bis er am Ende die unaufhörlich wiederholten Worte selbst nicht mehr verstand. »Heb hoch, heb hoch, heb hoch, heb hoch!« Schließlich konnte sie diese Stimme nicht länger hören, stand verängstigt und gedemütigt auf und zeigte ihre langen seidigen Beine, zeigte ihre Schenkel.
    »Da, schau hin, du Ungeheuer, schau hin, du böser Mensch, bist du endlich zufrieden?«
    Ihr Körper zitterte, und ihr von Wellen des Schmerzes überflutetes Gesicht war erschreckend und schön. Er näherte sich ihr.

***

    »Ich bin deine Frau«, sagte sie, aufs herrlichste in Tränen aufgelöst unter ihm, und er brandete gegen sie, die gegen ihn brandete und die ihm sagte, er solle nie mehr böse zu ihr sein, und die ihm immer wieder sagte, dass sie seine Frau sei, und er liebte seine Frau und brandete gegen sie. O Ekstase der Liebe, Gesang der kämpfenden Körper, Urrhythmus, erhabener Rhythmus, heiliger Rhythmus. O tiefe Stöße, schaudernder Tod, verzweifeltes Lächeln des Lebens endlich, das sich ergießt und das Leben ewig macht.
    Dietsch auch, genau wie ich!, dachte er, während er noch in ihr war. Dietsch im selben Gewässer! »Nur ein ganz klein bisschen«, hatte sie gesagt, aber dieses »nur ein ganz klein bisschen« war eine Lüge, man konnte nicht »nur ein ganz klein bisschen« empfinden, dachte er, immer noch in ihr. Und wenn sie es einmal empfunden hatte, warum nicht auch die anderen Male? Und außerdem, falls es ihr danach wirklich keine Lust mehr bereitet haben sollte, wäre es doch nicht zu einem

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