Die schöne Diebin
als er nach Hause gekommen war. „Gehen wir nach oben“, schlug er vor.
Nora hatte nichts dagegen einzuwenden.
17. KAPITEL
„Was hast du in Manchester gemacht?“, fragte Brandon später, als sie erschöpft, aber glücklich, eng aneinandergeschmiegt im Bett lagen.
Sie ließ die Fingerspitzen über seinen flachen Bauch wandern, dann über seinen Oberkörper. Schließlich antwortete sie mit einem Seufzen: „Das weißt du doch. Ich habe das Rubinhalsband verkauft. Anschließend habe ich in der Apotheke Medikamente für Mary Malone besorgt sowie einen Arzt aufgesucht und ihn für einen Besuch bei ihr bezahlt. Schließlich bin ich noch kurz bei ihr gewesen, um ihr die Arzneien und das restliche Geld zu bringen.“
„Sie muss sich jetzt sehr reich vorkommen. Die Kette ist wertvoll.“
„Kein Juwelier zahlt einer alten Jungfer den vollen Preis für Schmuckstücke, von denen sie sich aus finanzieller Not trennen muss.“
„Hm … Wie geht es Mary?“
„Ihr Zustand hat sich verschlechtert. Ich bin in großer Sorge um sie. Sie braucht mehr als ärztliche Betreuung. Ihre ganze Situation müsste sich ändern …“
Brandon nickte. Dann meinte er: „Wenn du mich gefragt hättest, hätte ich dir das Geld gegeben.“
„Ich weiß. Aber es wäre unehrlich, so zu tun, als gäbe es The Cat nicht. Du kannst mich nicht über Nacht in eine Countess verwandeln, die sich mildtätigen Werken widmet. Das wäre weder für mich noch für meine Schützlinge gut. Sie vertrauen auf die Katze. The Cat gibt ihnen Hoffnung. Das ist wichtig für sie!“
„Natürlich. Trotzdem kannst du diesen Menschen auch helfen, ohne solche Risiken einzugehen. Wenn wir erst verheiratet sind …“
„Brandon“, unterbrach sie ihn und setzte sich abrupt auf, „ich dachte, dieses Thema sei vorerst erledigt!“
Er streckte die Hand nach ihr aus. „Wir haben kaum eine Wahl, mein Schatz. Schließlich hast du vorhin Mrs. Bradleys Einladung zu unserem Verlobungsball angenommen. Je länger du die Rolle meiner Braut spielst, desto schwieriger wird es, die Maskerade zu beenden. Zudem kann ich dich auf Dauer nur beschützen, wenn du meine Frau wirst.“
„Irgendwann wirst du feststellen, dass du mich gar nicht heiraten willst“, gab Nora heftig zurück. „Dir geht es darum, mich zu retten. Aber ich kann sehr gut für mich selbst sorgen.“
„Irgendwann wirst du feststellen, dass du mich doch heiraten willst. Schon jetzt kannst du nicht wahrheitsgemäß sagen, dass die Idee dir zuwider ist.“
„Das stimmt. Die Vorstellung, deine Gattin zu werden, ist mir durchaus nicht zuwider. Wohl aber die Vorstellung, dass ich dich gesellschaftlich und womöglich auch finanziell ruinieren könnte. Wenn die Leute irgendwann herausfinden, dass du eine notorische Einbrecherin geheiratet hast, wird auch dein Titel dich nicht schützen können.“
„Denkst du an Witherspoon? Um den brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ihm liegt viel daran, mit seinen guten Kontakten zum Adel zu protzen. Ganz gleich, was er gegen mich in der Hand hat, er würde es nie zu meinem Nachteil nutzen. Denn damit würde er seinen eigenen Zielen schaden.“
Wenn er doch nicht immer so vernünftig wäre! Wenn er doch einmal von Liebe sprechen würde! Vielleicht würde ich dann tatsächlich ernst haft in Erwägung ziehen, für immer bei ihm zu bleiben. Aber noch wissen wir nicht einmal, was mit Reggie ist.
„ Trotzdem“, fuhr Brandon in diesem Moment fort, „darfst du Witherspoons Entschlossenheit, The Cat zu stellen, nicht unterschätzen. Begib dich bitte nicht noch einmal in Gefahr!
Und was Mary betrifft, so ist mir eben etwas eingefallen. Ich habe ein leer stehendes Cottage. Wenn sie mit den Kindern dort lebt, wird ihr Zustand sich vermutlich rasch bessern. Die Umgebung ist viel gesünder als dieses Elendsviertel in Manchester. Und der Arzt könnte sich natürlich weiter um sie kümmern.“
„Ihr ältester Sohn arbeitet in Manchester. Es ist wichtig für ihn, für seinen Lebensunterhalt selbst aufzukommen.“
„Nun, das soll er auch. Vielleicht hat er Spaß daran, den Umgang mit Pferden zu erlernen. Auch im Park von Stockport gibt es genug zu tun.“
Eine Woge der Zärtlichkeit überschwemmte Nora. Sie war zutiefst gerührt darüber, wie viel Anteil Brandon am Schicksal der Malones nahm. „Danke“, murmelte sie. Und dann: „Ich wünschte, alles wäre anders …“
Er ergriff ihre Hand und hielt sie fest. „Du kannst selbst etwas tun, damit alles anders
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