Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schoene Helena

Titel: Die schoene Helena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
Vom Netzwerk:
umklammerte seine Hand.
    „Bitte, Helena, lass mir meine Würde.“
    Nach kurzem Zögern stand sie auf. Ehe sie sich anders besinnen konnte, floh sie aus dem Zimmer.

32. Kapitel
    Als Adam die Halle betrat, kam ihm Mrs Kent entgegen und bat ihn um ein Gespräch im Salon. Nur mit halbem Ohr hörte er zu. Eine Hand über der
    Mordwaffe, die in der Innentasche seines Gehrocks steckte, folgte er ihr. Erst nachdem sie seinen Schwiegervater erwähnt hatte, schenkte er ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
    „Lord Rathford ist krank, und er weigert sich, den Arzt zu empfangen.“
    „Ist es schlimm, Mrs Kent?“
    „Oh ja, Sir, er hat schreckliche Schmerzen und ...“ Krampfhaft schluckte sie. „Und er glaubt, er wird bald sterben. Das hat er gesagt.“
    Aufgewühlt strich er sich durchs Haar. „Großer Gott, ich muss sofort zu ihm ...“
    „Aber er will niemanden sehen. Gerade schreibt er einen Brief an Sie, Sir. Während er seine Angelegenheiten ordnet, möchte er nicht gestört werden.“
    „Wo ist Lady Helena?“
    „Seine Lordschaft hat sie weggeschickt. Natürlich regt sie sich furchtbar auf. Sie ist nach oben gegangen.“
    „Dann sollte ich mich um sie kümmern.“
    „In Ihrer Suite werden Sie Ihre Gemahlin nicht finden. Sie hat sich in den Turm zurückgezogen. Wahrscheinlich spielt sie Klavier.“
    Doch sie saß nicht am Klavier. Adam sah sie an einer Wand des Schulzimmers lehnen, die Arme vor der Brust verschränkt, den Blick auf einen Scherbenhaufen gerichtet.
    „Was ist geschehen?“, rief er, machte einen Bogen um die Porzellansplitter und eilte zu ihr. „War das dein Werk?“
    „Ja!“ Erbost starrte sie ihn an. „Meine Mutter ist tot. Jetzt will ich nicht mehr so leben, wie es ihr gefiel - und diesen Puppen nicht gleichen.“
    Vorsichtig trat er näher. „Nein, selbstverständlich nicht.“ „Sprich nicht in diesem Ton mit mir! “ Aus ihren Augen schienen Funken zu sprühen. „Und schau mich nicht so an! Diese Puppen habe ich nicht vernichtet, weil ich verrückt bin, sondern weil ich wütend war. Weißt du, wie viele ich während meiner Kindheit im Arm hielt, mit wie vielen ich spielte und welche einen Namen hatten?“
    Schweigend stand er vor ihr. Er hatte erwartet; eine verwirrte Helena anzutreffen, wie so oft in letzter Zeit. Stattdessen war ihr Blick klar, ihre Stimme klang scharf und energisch.
    „Mit keiner einzigen Puppe habe ich gespielt“, fuhr sie fort. „Sie waren Trophäen, kleine Kunstwerke, die ich nur anschauen, aber nicht lieb haben durfte. Dazu wurde ich erzogen.“ Ihre Worte erschreckten ihn zutiefst, und die Tränen, die an ihren Wimpern hingen, weckten den inbrünstigen Wunsch, sie zu umarmen.“
    Zitternd schöpfte sie Atem. „Nur mein Vater behandelte mich nicht so, als wäre ich eine dieser Puppen. Er liebte mich - was er nicht immer zeigte. Leider besitzt er keinen starken Charakter. In all den Jahren hoffte ich vergeblich, er würde sich gegen meine Mutter auflehnen. Dann wäre meine Kindheit anders verlaufen. Trotzdem liebte er mich. Das erkenne ich erst jetzt, wo er mich verlassen wird.“ Verzweifelt presste sie eine Hand auf den Mund. „Oh Adam, was soll ich bloß ohne ihn tun?“ An den Brief dachte sie nicht. Da ihr Vater so plötzlich zusammengebrochen war und seinen Tod erwartete, hatte sie Howards beängstigende Enthüllungen vergessen. Aber als Adam zu ihr trat, erinnerte sie sich daran und wich zurück, bis sie gegen die Wand stieß.
    „Was du hier siehst, müsste dich beglücken!“, zischte sie. Schon wieder dieser sanfte, kummervolle Blick ... Oh ja, er war ein meisterhafter Schauspieler, und man könnte glauben, dass er sich tatsächlich um sie sorgte.
    „Wovon redest du?“ „
    „Nach Vaters Tod kannst du deinen tückischen Plan erfolgreich durchführen.“ Sie zeigte auf die zerbrochenen Puppen. „Schau doch! Heute habe ich dir weitere Beweise für meinen Wahnsinn geliefert. Und diesmal musstest du mich nicht einmal unter Drogen setzen.“
    „Um Gottes willen, Helena ...“ Er kam noch einen Schritt näher, und sie hob abwehrend beide Hände.
    „Rühr mich nicht an, sonst schreie ich! In diesem Haus gibt es immer noch Dienstboten, die mir treu ergeben sind. Sicher werden sie mir helfen.“
    „Was genau wirfst du mir vor? “ So ruhig klang seine Stimme, so vernünftig ...
    „Ein Treuhänder hat Howard über deine Absichten informiert.“
    „Welcher Treuhänder? Ich verstehe nicht „Wie gut du den Unschuldigen mimst! Wie überzeugend du

Weitere Kostenlose Bücher