Die Schoene im Schnee
vierzehnten Lebensjahr fuhr er im Schnee, aber nie zuvor mit dieser hilflosen Angst im Bauch.
Jedes Mal, wenn Mimi auf dem Beifahrersitz bei einer Unebenheit oder in einer scharfen Kurve den Atem anhielt, wäre er am liebsten an den Fahrbahnrand gefahren, um einen Rettungshubschrauber zu rufen, damit der sie ins fünf Stunden entfernte Salt Lake City in die nächstgelegene Unfallklinik brachte.
Als sie das kleine Krankenhaus in Pine Gulch endlich erreichten, hatte Brant einen Krampf in seinen Schultern, und sein ganzer Körper schmerzte, als hätte er gerade einen Fünfzig-Meilen-Marsch mit einer siebzig Pfund schweren Ausrüstung auf dem Rücken hinter sich.
Der Parkplatz und der Gehweg zur Klinik waren freigeräumt, wie er erleichtert feststellte. Er parkte den Truck in der Nähe des Eingangs. Dann eilte er zur Beifahrerseite und trug Mimi hinaus.
„Ich kann gehen“, murmelte sie.
„Seien Sie still und überlassen Sie das mir“, schnappte er zurück, nicht in der Stimmung für eine Diskussion.
Mimi hob eine Augenbraue, sagte aber nichts und ließ sich von ihm bis zu dem doppeltürigen Eingang führen. Bevor er die Tür aufreißen konnte, erschien Maggie Cruz Dalton, die einen leeren Rollstuhl vor sich herschob.
Sie lächelte beide an, auch wenn ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich auf Mimi gerichtet war, während sie sie in den Rollstuhl setzte. „Ich bin Maggie Dalton, Ms Van Hoyt. Mein Mann Jake ist der Arzt. Sobald wir Sie in ein Sprechzimmer gebracht haben, wird er sie untersuchen.“
Als Maggie anstelle ihres Alias ihren richtigen Namen benutzte, warf Mimi ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, doch Brant zuckte nur mit den Achseln.
Er würde sich keine Schuldgefühle von ihr einreden lassen, nur weil er den Daltons die Wahrheit gesagt hatte.
Als er vorhin zum Pick-up gegangen war, hatte er Maggie noch einmal angerufen. Er war der Meinung, dass es nur fair war, sie vorzuwarnen, dass für ihre Patientin eventuell erhöhte Sicherheitsbedingungen nötig waren.
„Wir haben den Wartebereich geräumt und bringen Sie sofort in ein Untersuchungszimmer“, sagte Maggie.
„Ich … danke.“
„Ich warte hier draußen.“ Brant wollte seine Hand aus Mimis Griff lösen, doch sie hielt ihn fest. Die beiden rangelten kurz miteinander, während Maggie sie den Gang hinunterschob.
„Würden Sie sich in Begleitung besser fühlen?“, fragte Maggie.
„Ja“, gab Mimi mit schwacher Stimme zu.
Nein! wollte Brant entsetzt entgegnen. Herrgott, nein!
Aber wie konnte er einfach davonlaufen, wenn sie so offensichtlich verzweifelt einen vertrauten Menschen brauchte? „Wollen Sie, dass ich bei Ihnen bleibe?“, sprach er das Offensichtliche aus.
„Das müssen Sie nicht“, sagte sie mit schwacher Stimme.
Brant seufzte. „Doch, natürlich. Wenn Sie sich dann besser fühlen.“
Während der nächsten zwanzig Minuten ließ Mimi Brants Hand nicht mehr los. Sie klammerte sich an ihn, während Maggie ihr Blut abnahm und ihren Blutdruck maß. Sogar als Jake Dalton eintrat, wollte sie ihn nicht loslassen.
Wenigstens erlaubte man ihm, hinter einem kleinen Vorhang und damit abseits des eigentlichen Geschehens zu warten. Dabei wünschte er sich inständig, er wäre an einem völlig anderen Ort.
Als Jake fertig war, brachte er ein Kabel, das zu einem Monitor führte, an Mimis Bauch an. Einen Moment später hörte man ein gleichmäßig pulsierendes Geräusch.
Die Spannung schien aus Mimi zu entweichen wie Luft aus einem Ballon. „Das ist ein Herzschlag, nicht wahr?“, fragte sie, und ihre berühmten grünen Augen leuchteten vor Begeisterung und Staunen.
„Das ist der Herzschlag.“ Jake Dalton lächelte sie an. „Ja, der Herzschlag hört sich trotz Ihrer Krämpfe stark und gesund an.“
Mimi stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und begann leise zu schluchzen, und sie drückte Brants Hand.
Brant erwiderte den Druck und fragte sich wieder einmal, wie es sein konnte, dass sich die wahre Mimi so sehr von ihrem flatterhaften, dümmlichen öffentlichen Image unterschied.
„Wenn Sie nichts dagegen haben“, fuhr Jake fort, „würde ich immer noch gern einen Ultraschalltest machen, um mir alles genauer anzusehen.“
„Ich bin mit allem einverstanden, was Sie für richtig halten.“
„Wenn Sie möchten, kann ich draußen warten“, schlug Brant vor.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich möchte, dass Sie dabei sind“, entgegnete sie. „Wenn Sie nichts dagegen haben.“
„Na klar.“ Was sollte Brant auch
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