Die Schoene im Schnee
anderes sagen?
Und so setzte er sich neben sie, während Jake ihren Bauch mit Gel einrieb und dann den Ultrasoundsensor darüber bewegte.
Brant schien den Blick nicht von dem Monitor und den unterschiedlichen mysteriösen Formen lassen zu können. Fasziniert beobachtete er den Vorgang und das kleine Etwas mit dem großen Kopf und den kleinen Fingern, das entfernt an einen Außerirdischen erinnerte.
Mimi war bezaubert. „Können Sie schon sagen, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist?“
„Noch nicht. Erst in ein paar Wochen“, gab Jake zurück. Kurz darauf legte er den Stab beiseite und reichte ihr einen Berg Papiertaschentücher, um sich die Schmiere abzuwischen.
„Trotz der Krämpfe hatten Sie keine Fehlgeburt. Ich kann nicht versprechen, dass Ihre weitere Schwangerschaft problemlos verläuft, aber im Moment lebt Ihr Baby und macht einen sehr gesunden Eindruck.“
Mimi atmete erleichtert aus und drückte Brants Finger. „Oh, vielen Dank, Dr. Dalton. Vielen, vielen Dank!“
Jake lächelte. „Ich habe nichts getan, außer nachzusehen. Aber falls Sie weitere Krämpfe oder gar Blutungen haben sollten, kommen Sie umgehend zu mir.“
„Natürlich.“
„Ich weiß ja nicht, wie Ihre Reisepläne aussehen, aber ich würde mich besser fühlen, wenn Sie erst einmal bleiben, wo Sie sind. Für mindestens fünf Tage empfehle ich eingeschränkte Bettruhe. Das heißt, dass Sie aufstehen können, um in ein anderes Zimmer zu gehen, aber nicht mehr. Lässt sich das einrichten?“
Sie zog ihre Hand zurück und sah Brant nicht an. „Ich kann nicht. Es wäre nicht richtig, Major Brant noch mehr zur Last zu fallen, als ich es ohnehin schon getan habe. Vielleicht sollte ich mir ein Motel in der Gegend suchen.“
Brants Miene verdüsterte sich. „Kein Wort mehr. Sie bleiben auf der Western Sky.“ Er steckte schon zu tief mit drin, als dass er sich einfach zurücklehnen und sie in ihrem Kampf um ihr Baby allein lassen konnte.
„Wann musst du dich wieder zum Dienst melden?“, fragte Maggie.
„Mein Flug geht am Dienstag.“ In Notfällen konnte er zwar ein paar zusätzliche freie Tage beantragen, doch er und Maggie wussten beide, dass er sie in diesem Fall nicht bekommen würde.
„Bis zu meiner Abreise bleibt sie bei mir“, sagte er. „Wenn sie dann immer noch Bettruhe braucht, kann sie bei Easton auf der Winder Ranch unterkommen.“
Aus irgendeinem Grund schien Mimi von dieser Idee nicht gerade begeistert zu sein, was er merkwürdig fand. Alle Leute mochten Easton.
„Passen Sie nur etwas auf. Essen Sie gesund und trinken Sie viel“, sagte Jake. „Am Freitag würde ich Sie gern noch einmal sehen. Ich werde versuchen, auf der Western Sky vorbeizukommen.“
„Vielen Dank Ihnen beiden“, sagte Mimi, als er und Maggie das Zimmer verließen.
Brant wollte mit ihnen gehen, damit Mimi sich ungestört anziehen könnte, doch bevor er sich vom Untersuchungstisch wegbewegt hatte, kam ihm ein weiterer Gedanke. „Brauchen Sie Hilfe beim Anziehen? Ich kann Maggie noch mal hereinschicken.“
„Ich denke, ich komme zurecht. Vielen Dank.“ Bevor er die Tür erreichen konnte, griff sie noch einmal nach seiner Hand. „Vielen Dank für alles, Brant. Ich weiß nicht, was ich ohne Sie getan hätte.“
Ohne ihn hätte sie sich erst gar nicht verletzt.
„Sie wären schon zurechtgekommen. Ich glaube, Sie sind viel stärker, als Sie denken, Mimi.“
„Das bin ich nicht“, widersprach sie. Doch beim Hinausgehen fiel ihm auf, dass ihr die Vorstellung zu gefallen schien.
Stark oder nicht, der Stress dieses Nachmittags musste Mimi vollkommen ausgelaugt haben. Als sie die kurze Strecke von der Klinik bis zur Mündung des Cold Creek Canyon erreicht hatten, schlief sie bereits zusammengerollt neben ihm, das Kinn an die zerschlissene Kopfstütze gelehnt.
Obwohl die Rückfahrt zur Ranch nicht so eilig wie die Hinfahrt war, kam sie Brant kürzer vor.
Im abendlichen Zwielicht wirkte der Canyon außergewöhnlich schön: im Hintergrund die Bergspitzen, davor die dunklen Wipfel der Douglastannen, die einen deutlichen Kontrast zum blendend weißen Schnee darstellten.
Als er das Haus erreichte, stellte er den Motor ab und betrachtete Mimi im versiegenden Licht.
Er war nicht gerade begeistert von diesem Beschützerinstinkt, in den er in ihrer Nähe verfiel. Nüchtern betrachtet ergab das überhaupt keinen Sinn.
Warum sollte er sich für diese Frau verantwortlich fühlen? Sie verfügte über mehr Geld und über mehr Möglichkeiten,
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