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Die Schoene im Schnee

Die Schoene im Schnee

Titel: Die Schoene im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
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schief. „Ich hätte mehrfach die Gelegenheit dazu gehabt, als Sie nicht aufgepasst haben. Aus moralischen Gründen habe ich mich jedoch dagegen entschieden.“
    Sie schnüffelte und deutete mit einer abweisenden Geste auf den Berg Zahnstocher, der vor ihm lag. „Als Sie mich gefragt haben, ob ich Five-Card-Stud-Poker mit Ihnen spielen will, hätten Sie fairerweise erwähnen können, dass Sie so erbarmungslos sind wie ein Pokerhai in Atlantic City.“
    „Sie meinen, ich vergaß zu erwähnen, dass ich drei Jahre in der Profiliga gespielt habe?“
    „Wie konnten Sie das zwischen Ihren Einsätzen noch reinquetschen?“
    „Wenn man ein Organisationstalent ist, schafft man das auch. Das war nicht leicht, aber ich habe es hinbekommen.“
    Sie schüttelte den Kopf über seine Albernheiten, auch wenn sie zugeben musste, dass sie diese unbeschwerte Seite an ihm mochte. Abgesehen von den wenigen düsteren Momenten nach ihrer Rückkehr von der Klinik, in denen er versucht hatte, die Schuld an ihrer Beinahe-Fehlgeburt auf sich zu nehmen, war er den Rest des Abends wie ausgewechselt.
    „Ich habe nur noch einen Zahnstocher übrig. Das heißt dann wohl, dass Sie mich völlig ausgenommen haben“, sagte sie.
    „Ich könnte mich überreden lassen, Ihnen etwas abzugeben, wenn Sie weitermachen wollen.“
    „Damit mir Ihre Zahnstocherkredithaie am Ende noch die Beine brechen? Lieber nicht, Major.“
    Mimi liebte sein tiefes und volltönendes Lachen. Er tat wirklich sein Bestes, um sie von ihren Sorgen abzulenken. Das gelang ihm zwar nicht ganz, aber fast. „Wer hat Ihnen beigebracht, so gut zu pokern?“, fragte sie. „Ihre Armeekumpels?“
    Er schüttelte grinsend den Kopf. „Das war Cisco. Es gab kein Glücksspiel, das ihm nicht gefiel. Craps, Würfel, was auch immer. Unser Lieblingsspiel hieß ‚Betrug‘.“
    „Oh, das passt ja. Ich verstehe, warum Ihnen das gefallen hat.“
    Er starrte sie scherzhaft an. „Ich habe nicht betrogen. Heute jedenfalls nicht. Das Ziel von ‚Betrug‘ ist es jedoch, sich bis ans Ziel zu lügen. Schade, dass es mit zwei Personen nicht so gut funktioniert. Cisco, Quinn, Easton und ich konnten das stundenlang spielen. Cisco hat uns alle geschlagen, und zwar jedes Mal.“
    Easton wieder. „Sie alle waren wohl gute Freunde.“
    Geschickt mischte er die Karten durch. „Wir waren mehr als nur Freunde. Man könnte wohl sagen, wir waren wie Brüder. Zumindest so gut wie.“
    „Easton ist aber kein Junge.“
    Er lächelte. „Nein, aber sie hat sich immer für einen gehalten. Sie war ein richtiger Windfang und liebte es, uns überallhin zu folgen. Sie war wirklich ein süßes Kind.“
    „Die anderen – Cisco und Quinn – haben die in der Nachbarschaft gewohnt?“
    „So ziemlich.“ Er schwieg einen Moment. „Wir haben alle zusammen auf einer Ranch gelebt, am anderen Ende des Canyons. Auf der Winder Ranch. Wir waren dort bei Pflegeeltern.“
    „Pflegeeltern?“ Mimi vergaß ihre Karten und umklammerte Simone so fest, dass der Hund eilig von ihrem Schoß auf den von Brant sprang. „Sie haben mir doch erzählt, dass Sie hier aufgewachsen sind.“
    „Die meiste Zeit, sagte ich. Das heißt, bis ich zwölf war. Dann haben mich die Nachbarn bei sich aufgenommen, weil es … hier zu Problemen kam.“
    „Probleme?“
    Er sah aus, als würde er es bereuen, damit angefangen zu haben. „Ich habe Ihnen doch vom Tod meines Bruders erzählt. Danach war nichts mehr wie vorher. Meine Eltern haben beide getrunken, und dann ist meine Mutter auch noch abgehauen, und alles wurde viel schlimmer. Daraufhin haben mich Nachbarn bei sich aufgenommen. Sie hatten bereits einen Pflegesohn: Quinn Southerland. Ich war dort erst ein paar Monate, ehe sie Cisco Del Norte fanden, der seit dem Tod seines Vaters ganz allein in einem gestohlenen Zelt in den Bergen lebte. Ab da waren wir unzertrennlich. ‚Die vier Winde‘ hatte Jo uns wegen unserer Namen immer genannt.“
    „Southerland, Del Norte, Western. Easton ist die Vierte?“
    Er lächelte. „Genau. Sie war die Nichte der Winders, die mit ihren Eltern auf der Ranch lebte. Ihr Vater war dort der Vorarbeiter. Für uns war sie mehr wie eine kleine Schwester. Und das ist sie noch immer.“
    Schwester. Er betrachtete Easton als Schwester.
    „Sie ist also nicht Ihre Freundin?“
    „Easton? Absolut nicht!“ Er war einen Moment lang still. „Eigentlich habe ich immer geglaubt, dass sie und Cisco sich liebten, aber keiner von beiden hat je etwas gesagt. Und ich

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