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Die schöne Kunst des Mordens

Titel: Die schöne Kunst des Mordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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um einatmen zu können. Dennoch schien das ein geringer Preis dafür, den gottlosen Kommunisten das Wort des Herrn zu verkünden. Ich hielt erst wenige Minuten die Luft an, als das Flugzeug auch schon über die Rollbahn klapperte und holperte und sich in die Luft erhob. Wir waren unterwegs.
    Der Flug dauerte nicht lang genug, als dass der Sauerstoffmangel ernste Schäden hätte anrichten können, zumal Chutsky einen Großteil der Zeit damit verbrachte, sich in den Gang zu lehnen und mit der Stewardess zu plaudern; nach einer knappen halben Stunde sanken wir den grünen Feldern Kubas entgegen und polterten auf eine Rollbahn, die offensichtlich von demselben Unternehmen asphaltiert worden war, das auch für den Miami International Airport arbeitete. Soweit ich das beurteilen konnte, lösten sich die Räder dennoch nicht, und wir rollten einem schönen, modernen Flughafenterminal entgegen – und direkt daran vorbei, bis wir neben einem trostlosen alten Bauwerk zum Stillstand kamen, das aussah wie die Bushaltestelle eines Gefangenenlagers.
    Wir rückten über eine Rolltreppe aus dem Flugzeug ab und begaben uns quer über das Rollfeld zu dem flachen, grauen Gebäude, dessen Inneres auch nicht wesentlich einladender wirkte. Darin standen einige sehr ernst wirkende, uniformierte Männer mit Schnurrbärten, umklammerten ihre Waffen und funkelten jedermann an. Einen bizarren Kontrast dazu bildeten von der Decke hängende Fernsehschirme, auf denen eine kubanische Sitcom zu laufen schien, komplett mit Gelächter vom Band, das seinen amerikanischen Gegenpart geradezu gelangweilt wirken ließ. Alle paar Minuten brüllte einer der Schauspieler etwas, was ich nicht dechiffrieren konnte, und eine Fanfare übertönte das Gelächter.
    Wir standen in einer Schlange, die sich langsam auf einen Schalter zubewegte. Jenseits des Schalters war absolut nichts zu erkennen, und nach allem, was ich wusste, war es durchaus möglich, dass sie uns in Gefangenentransporte sortierten, um uns in den nächsten Gulag zu verfrachten. Da Chutsky jedoch nicht sonderlich beunruhigt schien, wäre es mir unsportlich erschienen, mich zu beschweren.
    Die Schlange rückte zentimeterweise voran, und bald trat Chutsky ohne ein Wort zu mir an den Schalter und schob seinen Pass durch eine Öffnung am unteren Rand. Ich konnte weder etwas sehen noch hören, was gesagt wurde, doch ertönten keinerlei wildes Geschrei oder Schüsse, und nach einem Moment sammelte er seine Papiere ein und verschwand auf der anderen Seite des Schalters, und ich war an der Reihe.
    Hinter der dicken Scheibe saß ein Mann, der ein Zwilling des nächststehenden waffenstarrenden Soldaten hätte sein können. Er nahm kommentarlos meinen Pass entgegen, schlug ihn auf, sah hinein, blickte zu mir hoch und schob ihn dann wortlos zu mir zurück. Ich hatte eine Art Verhör erwartet – ich hatte wohl angenommen, er würde sich erheben und mich beschuldigen, ein Lakai des Kapitalismus zu sein – oder vielleicht auch ein Papiertiger –, und sein völliger Reaktionsmangel verblüffte mich so sehr, dass ich einen Moment stehen blieb, bis der Mann hinter der Scheibe mich mit einem Rucken des Kopfes anwies weiterzugehen, was ich tat. Ich ging um die Ecke zur Gepäckausgabe.
    »He, Kumpel«, grüßte Chutsky, als ich mich der Stelle näherte, an der er vor dem reglosen Gepäckband stand, das sehr bald, wie ich hoffte, unsere Taschen hervorbringen würde. »Du hattest doch keine Angst, oder?«
    »Ich schätze, ich habe es für ein bisschen schwieriger gehalten«, gab ich zu. »Ich meine, sind die nicht eigentlich wütend auf uns oder so?«
    Chutsky lachte. »Ich glaube, du wirst bald feststellen, dass sie dich
mögen.
Es ist nur deine Regierung, die sie nicht ausstehen können.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Kann man das denn voneinander trennen?«
    »Klar. Das ist einfache kubanische Logik.«
    So unsinnig sich das anhört, ich war in Miami aufgewachsen und wusste sehr genau, was er damit meinte. Kubanische Logik war innerhalb der kubanischen Gemeinde ein Running Gag: Die beste Erklärung hatte mir einst ein Professor am College geboten. In der eitlen Hoffnung, Einblick in die menschliche Seele zu gewinnen, da ich selbst keine besitze, hatte ich einen Lyrik-Kurs belegt. Und der Professor hatte laut Walt Whitman vorgetragen – ich erinnere mich noch immer an eine Zeile, da sie so abgrundtief menschlich ist. »Widerspreche ich mir selbst? Dann widerspreche ich mir eben. Ich bin groß, in mir sind

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