Die schöne Kunst des Mordens
zweieinhalb Sekunden lang. Dann sprang sie auf und rannte hinter Debs her. »So warten Sie doch einen Moment!«
Und so kam es, dass ich nur wenige Minuten später im Hinterzimmer vor einem Computer saß. Neben mir an der Tastatur kauerte Noel, ein lächerlich dürrer Amerikaner haitischer Abstammung mit dicken Brillengläsern und tiefen Gesichtsnarben.
Aus unerfindlichen Gründen ruft Deborah jedes Mal, wenn Aufgaben am Computer zu erledigen sind, nach ihrem Bruder, dem digital dominanten Dexter. Und es stimmt, dass ich auf gewissen Gebieten der geheimnisvollen Wissenschaft, Dinge per Computer zu finden, recht versiert bin, da sich dies für mein kleines, harmloses Hobby – die Verfolgung böser Buben, die durch die Ritzen des Rechtssystems gerutscht sind, und ihre Verwandlung in hübsche, saubere Müllsäcke voll überflüssiger Teile – als nützlich erwiesen hat.
Doch ebenso wahr ist, dass unser mächtiges Police Department über einige Computerspezialisten verfügt, die diese Aufgaben genauso mühelos erledigen könnten, ohne dass die Frage aufkäme, warum ein Blutspurenanalytiker ein so guter Hacker ist. Solche Fragen können letztendlich unangenehm werden und misstrauische Menschen ins Grübeln bringen, was ich an meinem Arbeitsplatz zu vermeiden suche, da Polizisten notorisch misstrauische Menschen sind.
Dennoch sind Beschwerden keine Lösung. Sie erregen ebenso viel Aufmerksamkeit, und letzten Endes war die gesamte Truppe daran gewöhnt, uns beide zusammen zu sehen. Abgesehen davon, wie konnte ich meiner armen kleinen Schwester den Gehorsam verweigern, ohne mir einige ihrer berüchtigten, kräftigen Armknüffe einzuhandeln? Zudem war sie in letzter Zeit irgendwie mürrisch und distanziert gewesen, und es konnte nicht schaden, meinen HDQ , meinen Hilfreiche-Dienste-Quotienten, zu steigern.
Also gab ich Dexter, den Dienstbereiten, und setzte mich zu Noel, der viel zu viel Rasierwasser benutzte, und wir redeten darüber, wonach wir suchten.
»Hören Sie«, sagte Noel mit dickem kreolischem Akzent, »ich gebe Ihnen eine Liste von allen, die in den letzten zwei Jahren oder so gefeuert wurden?«
»Zwei Jahre ist gut«, meinte ich. »Wenn es nicht zu viele sind.«
Er zuckte die Achseln, eine Bewegung, die angesichts seiner knochigen Schultern irgendwie schmerzhaft wirkte. »Weniger als ein Dutzend«, sagte er. Er lächelte und setzte hinzu: »Bei Jo Anne kündigen die meisten von selbst.«
»Drucken Sie die Liste«, sagte ich. »Dann prüfen wir die Akten auf ungewöhnliche Beschwerden oder Drohungen.«
»Zusätzlich haben wir eine Anzahl von Dienstleistern, die Projekte für uns entwickeln, ja? Und manchmal bekommen sie die Aufträge nicht, und wer weiß, wie unglücklich sie sind?«
»Aber ein Dienstleister kann es doch beim nächsten Projekt wieder versuchen, oder?«
Noel zuckte erneut die Achseln, und es sah aus, als brächten seine zugespitzten Schultern seine Ohren in Gefahr. »Möglich«, nuschelte er.
»Andererseits ist das nicht sehr wahrscheinlich, wenn es nicht gerade zum großen Knall gekommen ist, bei dem das Büro dem Dienstleister ein für alle Mal die Zusammenarbeit aufgekündigt hat.«
»Halten wir uns also an die Gefeuerten«, meinte er und hatte innerhalb kürzester Zeit eine Liste ausgedruckt mit, wie er angekündigt hatte, weniger als einem Dutzend Namen und letzter bekannter Adressen – neun, um genau zu sein.
Deborah hatte aus dem Fenster gestarrt, doch als sie den Drucker summen hörte, kam sie herüber und beugte sich über meine Stuhllehne. »Was habt ihr?«
Ich nahm das Blatt aus dem Drucker und hielt es hoch. »Vielleicht nichts«, erwiderte ich. »Neun Leute, die gekündigt wurden.« Sie riss mir die Liste aus der Hand und funkelte sie wütend an, als halte sie Beweise zurück. »Wir wollen sie mit den Akten vergleichen«, erklärte ich, »um festzustellen, ob sie irgendwelche Drohungen ausgestoßen haben.«
Deborah fletschte die Zähne, und mir war klar, dass sie am liebsten aus der Tür die Straße hinunter zur ersten Adresse gerannt wäre, doch letzten Endes würde es Zeit sparen, Prioritäten zu setzen und die echten Kracher ganz oben auf der Liste zu positionieren. »Gut«, meinte sie schließlich. »Aber beeilt euch, ja?«
Wir beeilten uns; ich war in der Lage, zwei Arbeiter zu eliminieren, die »gekündigt« worden waren, als die Einwanderungsbehörde sie zum Verlassen des Landes zwang. Ein Name wanderte sofort nach oben: Hernando Meza, der aufmüpfig
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