Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schöne Kunst des Mordens

Titel: Die schöne Kunst des Mordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
Vom Netzwerk:
war in Kissimmee zugelassen, was doch ein ziemlich weiter Arbeitsweg schien. Bei dem zweiten handelte es sich um einen Rambler Baujahr 63, und ich war ziemlich sicher, dass mir ein so unverwechselbares Modell aufgefallen wäre.
    Damit blieb Nummer drei, ein Honda Baujahr 1995, zugelassen auf einen Kenneth A. Wimble, NW 98th Street in Miami Shores. Die Adresse befand sich in einem Viertel bescheidener Häuschen, relativ nahe der Stelle, an der Deborah niedergestochen worden war. Selbst zu Fuß war es nicht schrecklich weit – so dass man, falls die Polizei in dem kleinen Nest an der NE 40th auftauchte, ganz einfach durch die Hintertür hüpfen und ein paar Blocks weiterschlendern konnte, bis sich ein unbewachter Wagen fand.
    Doch was dann? Wenn man in der Haut von Weiss steckte, wohin brachte man das Auto? Mir schien, man würde es weit von der Stelle entfernen, an der man es gestohlen hatte. Deshalb war der letzte Platz auf Erden, an dem man ihn finden konnte, vermutlich das Haus an der NW 98th Street …
    Es sei denn, es existierte eine Verbindung zwischen Weiss und Wimble. Nichts war natürlicher, als sich den Wagen eines Freundes zu borgen; nur ein kleines Massaker, Kumpel – bin in ein paar Stunden zurück.
    Nun besitzen wir aus irgendeinem bizarren Grund keine nationale Freundesdatenbank. Man sollte doch meinen, dass sie dies zu einem wichtigen Bestandteil des Patriot Act erklärt und durch den Kongress gepeitscht hätten. Meine momentane Aufgabe hätte das mit Sicherheit erleichtert. Doch dieses Glück war mir nicht beschieden; falls sie tatsächlich Kumpel waren, musste ich das auf die harte Tour in Erfahrung bringen, bei einem persönlichen Besuch. Die Sorgfaltspflicht gebot das ohnehin. Doch zunächst würde ich feststellen, ob es etwas über Kenneth A. Wimble herauszufinden gab.
    Eine kurze Überprüfung der Daten ergab keine Vorstrafen, zumindest nicht unter diesem Namen. Seine Nebenkosten wurden bezahlt, wenngleich die Zahlungen seiner Gasrechnung in der letzten Zeit ein wenig verspätet geleistet worden waren. Ich grub etwas tiefer, und bei Sichtung seiner Steuerunterlagen entdeckte ich, dass Wimble selbständig war und als Videoproduzent bezeichnet wurde.
    Zufälle sind nie ausgeschlossen. Jeden Tag ereignen sich seltsame und unwahrscheinliche Dinge, und wir akzeptieren sie, während wir uns wie Landeier in der großen Stadt am Kopf kratzen und murmeln: »Gott, wie überaus seltsam.« In diesem Fall allerdings schien der Zufall überstrapaziert. Ich war einem Texter gefolgt, der eine Videospur hinterlassen hatte, und nun führte mich diese Spur zu einem professionellen Videoproduzenten. Und da für jeden erfahrenen Ermittler Zeit und Ort kommen, an denen er die Tatsache akzeptieren muss, über etwas gestolpert zu sein, bei dem es sich um KEINEN Zufall handelt, murmelte ich leise »Aha«. Außerdem fand ich, dass sich das ziemlich professionell anhörte.
    Wimble hing irgendwie mit drin, gemeinsam mit Weiss produzierte und versandte er die Videos und hatte demzufolge vermutlich auch mit ihm zusammen die Leichen arrangiert und Roger Deutsch umgebracht. Und so war Weiss zu seinem Partner Wimble geflohen, als Deborah auftauchte und an seine Tür klopfte. Ein Ort, um sich zu verstecken, ein kleines bronzefarbenes Auto, das man sich leihen konnte, und weiter lief die Show.
    Na gut, Dexter. Steig auf und mach dich auf den Weg. Wir wissen, wo er steckt, und jetzt ist der Zeitpunkt, ihn sich zu schnappen; ehe er beschließt, mein Bild und meinen Namen auf der ersten Seite des
Miami Herald
zu veröffentlichen. Auf, auf. Gehen wir.
    Dexter? Bist du noch da, mein Freund?
    War ich. Doch plötzlich – und seltsam genug – stellte ich fest, dass ich Deborah aufrichtig vermisste. Das hier gehörte zu genau den Dingen, die ich mit ihr gemeinsam erledigen sollte – immerhin war helllichter Tag, und das war nicht unbedingt Dexters Domäne. Dexter braucht die Dunkelheit, um zu der echten Stimmungskanone zu erblühen, die er tief in seinem Innersten ist. Sonnenschein und Jagd passen nicht zueinander. Mit Deborahs Marke hätte ich trotz voller Sicht verborgen bleiben können, doch ohne … Natürlich war ich nicht wirklich nervös, aber ein wenig unbehaglich fühlte ich mich schon.
    Doch mir blieb keine Wahl. Deborah lag im Krankenhaus, Weiss und sein Freund machten sich in einem Haus an der 98th Street über mich lustig, und Dexter drehte wegen des Tageslichts Däumchen. Das ging nicht. Das ging ganz und gar

Weitere Kostenlose Bücher