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Die schöne Kunst des Mordens

Titel: Die schöne Kunst des Mordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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Sie machte mehrere ausladende, aber unvollendete Bewegungen mit der Hand und ließ sie dann in den Schoß fallen. »Das muss aufhören. Mach, dass es aufhört.«
    Ganz ehrlich, ich konnte mir nur wenige Dinge vorstellen, die ich lieber getan hätte, als zu machen, dass es aufhörte – und einige davon könnten Teil dieser Anstrengung sein, sobald ich Weiss nur erst einmal hatte. Doch ehe ich mich darauf konzentrieren konnte, munter Pläne zu schmieden, klingelte es an der Tür.
    Ritas Reaktion bestand darin, vom Sofa hochzuschnellen und dann langsam wieder zurückzusinken, die Kinder fest an sich gepresst. »O Gott«, stöhnte sie. »Wer kann das sein?«
    Ziemlich sicher kein mormonischer Jugendarbeiter, doch ich sagte nur: »Ich sehe mal nach« und ging zur Tür. Nur zur Sicherheit spähte ich durch den Türspion – Mormonen können so aufdringlich sein –, und was ich erblickte, war sogar noch erschreckender.
    Auf meiner Schwelle stand Sergeant Doakes.
    Er umklammerte das kleine silberne Gerät, das neuerdings für ihn sprach, und an seinem Ellbogen hing eine robuste Frau mittleren Alters im grauen Kostüm. Obzwar sie keinen Fedora trug, war ich doch recht sicher, dass es sich bei ihr um die FBI -Agentin handelte, mit der man mir gedroht hatte.
    Als ich die beiden musterte und an den ganzen Ärger dachte, den sie verkörperten, war ich versucht, die Tür nicht zu öffnen und so zu tun, als wären wir nicht da. Doch diese Vorstellung war müßig; meiner Erfahrung nach wird man von Schwierigkeiten umso rascher eingeholt, je schneller man vor ihnen davonzulaufen versucht, und ich war mir ziemlich sicher, dass Doakes und seine neue Freundin mit einer richterlichen Anordnung – und vermutlich Coulter und Salguero als Zugabe – zurückkehren würden, wenn ich sie nicht einließ. Während ich dieser trüben Vorstellung nachhing, versuchte ich, meinem Gesichtsausdruck die richtige Mischung aus Überraschung und Argwohn zu verleihen, und öffnete die Tür.
    »Aus. Dem. Weg. Drecksau!«, rief Doakes’ munterer künstlicher Bariton, während seine Klaue viermal auf die Tastatur seines kleinen Silberkastens hackte.
    Die FBI -Agentin legte ihm eine mahnende Hand auf den Arm und warf mir einen Blick zu. »Mr. Morgan?«, fragte sie. »Dürfen wir eintreten?« Geduldig hielt sie ihren Ausweis hoch, während ich ihn musterte; augenscheinlich war sie Special Agent Brenda Recht vom FBI . »Sergeant Doakes hat mir angeboten, mich herzufahren, damit ich mit Ihnen reden kann«, erklärte sie, und ich dachte, was für eine nette Geste von Doakes das doch war.
    »Selbstverständlich dürfen Sie eintreten«, sagte ich, und dann hatte ich eine dieser herrlichen Eingebungen, die einen von Zeit zu Zeit überkommen, und fügte hinzu: »Aber die Kinder haben einen ziemlichen Schock erlitten – und Sergeant Doakes macht ihnen Angst. Könnte er draußen warten?«
    »Drecksau!«, sagte Doakes, und es klang, als riefe er fröhlich: »Hallo, Nachbar!«
    »Zudem ist seine Sprachwahl für Kinder ein wenig ungeeignet«, ergänzte ich.
    Special Agent Recht warf Doakes einen Blick zu. Als FBI -Agentin durfte sie nicht zugeben, dass ihr irgendetwas Angst einjagte, nicht mal der Cyborg Doakes, doch sie machte den Eindruck, als hielte sie das für eine ausgezeichnete Idee. »Sicher«, meinte sie. »Warum warten Sie nicht einfach draußen, Sergeant?«
    Doakes funkelte mich einen langen Moment wütend an, und aus dunklen Fernen konnte ich fast die zornigen Schreie seines Passagiers vernehmen. Er hob jedoch nur seine Silberklaue, schaute rasch auf seine Tastatur und drückte einen seiner aufgezeichneten Sätze. »Ich behalte dich im Auge, Drecksau«, versicherte mir die muntere Stimme.
    »Sehr schön«, erwiderte ich. »Aber das tun Sie durch die Tür, in Ordnung?« Ich winkte Recht herein, und nachdem sie sich an Doakes vorbeigeschoben hatte und eingetreten war, schloss ich die Tür hinter ihr und ließ Doakes draußen stehen, wo er wütend vor sich hin starrte.
    »Er scheint Sie nicht zu mögen«, bemerkte Special Agent Recht, und ich war beeindruckt von ihrem ausgeprägtem Blick für Details.
    »Nein«, bestätigte ich. »Ich glaube, er gibt mir die Schuld für das, was ihm widerfahren ist«, was zumindest zum Teil der Wahrheit entsprach, obwohl er mich schon nicht besonders gemocht hatte, ehe er Hände, Füße und Zunge verlor.
    »Mhm«, sagte sie, und obwohl ich erkennen konnte, dass es sie beschäftigte, sagte sie nichts mehr zu diesem

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