Die schoene Luegnerin
glauben, daß sich Carrie in Onkel Hiram verlieben würde? «
»Das bezweifle ich«, sagte Mrs. Emmerling und kicherte.
Tem konnte das alles nicht verstehen. »Ich glaube, daß Carrie Papa zuerst gemocht hat, aber Papa konnte sie nicht leiden. Er sagte, daß sie uns nicht anständig ernähren und unsere Kleider nicht waschen könnte. «
»Aber das ist doch im Grunde genau dasselbe, dein Vater hält Carrie eben auch nicht für die wunderbarste Frau der Welt. Wenn sie nicht anfangen, besser voneinander zu denken, werden sie sich niemals lieben. «
Tem schwieg einen Moment. »Was ist mit dem schmutzigen Geschirr? «
Mrs. Emmerling lachte. »Wenn sich dein Vater in Carrie verliebt, dann wird er sogar selbst abwaschen und alles, was sie gekocht hat, köstlich finden. «
»Sogar ihre Eier? « fragte Tem verblüfft.
»Besonders ihre Eier«, versicherte Mrs. Emmerling und musterte Tem aufmerksam, ehe sie aufstand und zu Ende putzte. Sie war sehr froh, daß Carrie von der Hausarbeit nichts verstand, denn sie und ihre Familie brauchten das Geld, das Carrie ihr bezahlte, dringend.
Nach einigen Minuten stand Tem auch auf und ging ins Freie. Dallas saß unter einem Baum am Waldrand und erzählte ihrer Puppe eine Geschichte. Als Choo-choo Tem entdeckte, stürmte er auf ihn zu. Tem setzte sich auf die Veranda, streichelte den Hund und dachte über das, was Mrs. Emmerling gesagt hatte, nach.
Wenn Carrie wegging, dann würde sein Vater bestimmt die Rosen, die sie gepflanzt hatte, eingehen lassen, und er und Dallas mußten wieder jeden Tag mit ihm auf die Felder gehen. Josh verlangte nicht oft von Dallas, daß sie mithalf, aber sie mußte immer in seiner Nähe bleiben, und manchmal langweilte sie sich entsetzlich.
Wenn Carrie sie verließ, würde alles so sein wie vorher, und diese Vorstellung erschreckte Tem.
»Was kann ich nur tun? « flüsterte er Choo-choo zu. »Wie kann ich es fertig bringen, daß Carrie und Papa sich wunderbar finden? «
Tem versuchte es. Er mußte erreichen, daß sein Vater und Carrie sich großartig fanden, und wenn es das letzte war, was er in seinem Leben vollbrachte. Aber als es Zeit war, ins Bett zu gehen, war er noch unglücklicher als zuvor.
Während des Abendessens hatte der Junge alle guten Eigenschaften, die ihm einfielen, an beiden herausgestrichen. Er machte seinen Vater darauf aufmerksam, wie hübsch Carrie war. Er erzählte von ihren vielen Koffern, in denen sich wundervolle Dinge befanden, und schwärmte davon, daß sie all diese Dinge ins Haus bringen konnten, wenn Carrie bei ihnen blieb. An diesem Punkt machte sein Vater ein paar unfreundliche Bemerkungen über Carries Brüder, die sie, wie er meinte, viel zu sehr verwöhnt hatten, und Carrie antwortete, daß ihre Brüder um vieles netter seien, als Josh es je sein könne.
Tem ließ nicht locker und versicherte Carrie, daß sein Vater blendend für ihn und Dallas sorgte. Am liebsten hätte er ihr von der Vergangenheit erzählt, aber das konnte er nicht, weil sein Vater es ihm verboten hatte. »Dieser Teil meines Lebens ist vorbei«, hatte Josh seinen Kindern erklärt, »und ich möchte nicht, daß jemand von uns je wieder davon spricht. «
Dallas schien die Enttäuschung ihres Bruders zu spüren und verkündete: »Papa hält Reden. Er hält sehr schöne Reden, und die Frauen mögen ihn. «
Josh warf seiner Tochter einen Blick zu, der sie zum Schweigen brachte.
Carrie war wie immer sehr interessiert an dem, was Dallas sagte, und stellte einige Fragen, aber Josh schwieg und erlaubte seinen Kindern nicht, ihr zu antworten.
Tem seufzte und versuchte es noch einmal. Er dachte angestrengt nach, was die beiden gemeinsam unternehmen konnten, und schlug vor, daß sie alle zusammen zum Fischen gehen könnten. Josh schnaubte nur und machte allen klar, daß er dafür keine Zeit hätte, weil er arbeiten müßte, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das brachte Tem auf eine andere Idee. Er meinte, daß Carrie seinem Vater helfen könnte, die Käfer von den Maispflanzen zu klauben.
»Oh, ich glaube, sie ist zu nichts anderem fähig, als das Geld ihres Daddys auszugeben«, versetzte Josh.
Der Tonfall ihres Vaters brachte Dallas zum Weinen, und als Josh sie in die Arme nahm, beschuldigte er Carrie, das Kind zur Verzweiflung getrieben zu haben.
»Ihre Grobheiten, ganz zu schweigen von Ihrem Starrsinn, haben sie zum Weinen gebracht. «
Josh wurde fuchsteufelswild und öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber Carrie sprang auf und lief
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