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Die schoene Luegnerin

Die schoene Luegnerin

Titel: Die schoene Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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beklagte sich, daß die prachtvollen Kutschen die Straße blockierten, da die Kundinnen des Salons des öfteren noch andere Besorgungen in der Stadt tätigten, und natürlich mußten die Pferde gefüttert und getränkt werden. Weder der Kaufmann noch der Besitzer des Mietstalls hatten also den geringsten Grund, sich zu beschweren. Die Ehemänner der Damen, die sich ausführlich in Mode-Angelegenheiten beraten ließen, überbrückten die Wartezeit im Saloon. Sechs Frauen aus Eternity hatten sich entschlossen, ein Speiserestaurant zu eröffnen, und nach kürzester Zeit stellte sich heraus, daß ihr Geschäft während der Mittagszeit blühte. Sogar der Hotelbesitzer hatte eingesehen, daß er noch einen Flügel anbauen mußte, um die neuen Verdienstmöglichkeiten ausnützen zu können. Zwei andere Frauen waren auf die glänzende Idee gekommen, einen Hutladen direkt gegenüber vom Modesalon einzurichten. Hölzerne Bürgersteige waren vor den Geschäften angebracht worden, damit die feinen Schuhe der Kunden nicht mit dem Schlamm und Schmutz der Straße in Berührung kamen.
    Im Paris in der Wüste betrachtete Mrs. Joshua Greene gelassen ihre sechs Kundinnen. Alle Frauen waren sehr reich und daran gewöhnt, überall vom Ladenbesitzer persönlich und individuell beraten zu werden, und keine wollte Mrs. Greene mit einer anderen teilen.
    Aber Carrie wußte, wie sie mit den Damen umgehen mußte, damit sie sich nicht vernachlässigt fühlten. Sie bot Erfrischungen und kleine Imbisse an, unterhielt sie mit dem neuesten Klatsch aus Eternity und gab ihnen Bücher oder Modejournale.
    »Diese Farbe ist schrecklich für Sie«, sagte Carrie zu einer Kundin, die sich vor ihr in einem teuren Seidenkleid postierte. »Der Ausschnitt macht Sie um zehn Jahre älter... Nein, nein, dieses Kleid steht Ihnen überhaupt nicht. «
    »Aber ich mag es«, jammerte die Frau, dann straffte sie ihre Schultern. »Mir gefällt dieses Kleid, und meinem Mann gefällt es auch. Ich werde es kaufen. «
    Carrie bedachte sie mit einem süßen Lächeln. »Aber Sie werden es nicht bei mir kaufen. Ich möchte auf keinen Fall riskieren, daß die Leute darüber tuscheln, daß meine Kundinnen in der Garderobe, die sie bei mir erstanden haben, wie alte Weiber aussehen. Das werde ich nicht zulassen. Meine Kundinnen sind, wenn sie meinen Salon verlassen, so hübsch, wie sie nur sein können. Würden Sie jetzt bitte dieses Kleid ausziehen und es mir zurückgeben? «
    Die Dame hatte schon Ladenbesitzer in vier verschiedenen Staaten schikaniert, und sie war beileibe nicht bereit, sich so schnell geschlagen zu geben. Sie lächelte Carrie hochmütig an. »Wer Besitz hat, ist meistens im Recht. « Sie reckte die Nase in die Luft und steuerte auf die Ladentür zu. »Natürlich werde ich Sie bezahlen, Mrs. Greene. « Sie hatte die Hand schon auf der Türklinke, als sie spürte, daß der Stoff in ihrem Rücken plötzlich nachgab. Ihre Augen wurden kugelrund vor Staunen, als sie zu Carrie herumwirbelte.
    Carrie hatte eine große Schere in der Hand und lächelte sie unschuldig an. »Es tut mir so leid«, flötete sie, »aber ich fürchte, daß dieses Kleid ruiniert ist. « Carrie hielt einen Streifen der teuren Seide, die sie aus dem Rückenteil des Kleides geschnitten hatte, in die Höhe.
    Die Kundin wußte nicht, ob sie schreien oder in Tränen ausbrechen sollte, und blieb fassungslos vor der Tür stehen.
    »Weshalb kommen Sie nicht mit mir und sehen sich die pfirsichfarbene Seide an, die ich auf Lager habe? Der zarte Pfirsichton würde ihren klaren, blassen Teint Perfekt unterstreichen, und wunderschön wären dazu weiße Reiherfedern in Ihrem Haar. Sie würden Aufsehen erregen. « Als sich die Dame nicht von der Stelle rührte, ergriff Carrie entschlossen ihren Arm und führte sie in den Raum, den Carrie und ihre drei Verkäuferinnen zum >Ruheraum< erklärt hatten.
    »Könnten Sie sich um die Kundin kümmern und sie ein wenig beruhigen? « fragte Carrie ihre Assistentin und betrachtete seufzend den Stoffstreifen in ihrer Hand. Wieder war ein Kleid kaputt, und sie mußte dafür aufkommen. Diese törichte Frau, dachte sie. Sie hat überhaupt keinen Geschmack. Carrie sah es als ihre Pflicht an, ihre Kundinnen vor sich selbst zu schützen, und, was noch wichtiger war, sie mußte auf ihren Ruf als Modeberaterin achten. Sie würde bald kein Geschäft mehr machen, wenn >ihre< Damen in den Kleidern, die sie bei ihr gekauft hatten, wie Vogelscheuchen aussahen.
    Carrie spähte über die

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