Die schoene Luegnerin
sie aufforderte, ihre Schauspielkunst zu zeigen, kam keine rechte Freude auf.
Er und Tem arbeiteten täglich auf den Feldern und taten ihr Bestes, um den Mais zu pflegen und zu hegen, aber eines Tages schleuderte Josh seine Hacke zu Boden und schrie: »Die verdammten Pflanzen wissen, daß ich sie hasse. « Tem nickte schweigend.
Am gestrigen Tag ging Josh mit den Kindern zum Fischen, aber auch dabei blieben alle ernst und nachdenklich, und am Abend dann spitzte sich die Situation noch mehr zu. Er und die Kinder aßen gerade gebratenen Schinken und Bohnen aus der Dose, als auf dem Hof ein Hund zu kläffen begann. Sie hätten gleich erkennen müssen, daß es nicht Coo-choo war, aber sie schenkten der Tatsache, daß die Stimme ziemlich tief war, keinerlei Beachtung und sprangen alle drei gleichzeitig auf. An der Tür wäre es beinahe zu einem Handgemenge gekommen, weil jeder als erster ins Freie wollte, aber Josh besann sich rechtzeitig und legte seinen Kinder die Hände auf die Schultern und schob sie hinaus.
Der Hund, ein großer, dürrer Hofhund und eindeutig nicht Choo-choo, floh, als die drei Menschen auf ihn zukamen.
Josh setzte sich auf die Stufen der Veranda und betrachtete den vom Mond beschienenen Hof. Wie immer hielten alle drei das ungeschriebene Gesetz, nicht über Carrie zu sprechen, ein, aber Dallas konnte ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken.
Wortlos hob Josh sie auf seinen Schoß und strich ihr über das Haar. Tem ließ sich neben ihm nieder und schluckte so schwer, als könnte er die Tränen auch kaum mehr zurückhalten. Josh wußte, daß Tem lieber sterben würde, als jemandem zu zeigen, daß er weinte. Seine Tränen machten Josh bewußt, wie groß der Schmerz war, den sein Sohn empfand, und er legte ihm den Arm um die Schulter.
»Warum ist sie weggegangen? « flüsterte Tem.
»Weil ich sehr dumm war und meinen Verstand nicht beisammen hatte«, erwiderte Josh ruhig.
Dallas, die den Kopf an seine Brust geschmiegt hatte, nickte, und Josh spürte, wie jetzt auch ihm Tränen in die Augen stiegen. Er war immer wieder verblüfft, wie sehr ihn seine Kinder liebten. Obwohl er eine Frau weggeschickt hatte, die sie so sehr mochten, hatte ihm keines von beiden Vorhaltungen gemacht. Sie empfanden genug Liebe zu ihm, um zu glauben, daß alles, was er tat, richtig war, und sie akzeptierten seine Entscheidung, auch wenn sie darunter litten. Ihr Vertrauen zu ihm war grenzenlos.
Josh schniefte und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Carrie hatte gesagt, daß sie ihn liebte, aber liebte sie ihn so sehr, daß sie zu ihm zurückkam?
Josh drückte Tem an sich. »Meinst du, sie wird mir verzeihen? «
Die Kinder brauchten eine Weile, bis sie begriffen, was ihr Vater damit sagen wollte. Dann sprangen sie mit strahlenden Gesichtern auf die Füße und vollführten einen Freudentanz. Seit sechs Wochen hatte Josh sie nicht mehr so lebhaft gesehen. »Offenbar seid ihr sicher, daß sie mir verzeiht«, stellte er fest.
»Sie liebt dich«, rief Dallas.
Josh lachte, weil Dallas ihre Worte so betont hatte, als könnte sie beim besten Willen nicht verstehen, warum Carrie ihn liebte. »Vielleicht, wenn ich ihr schreibe und ihr erkläre... «
Die Kinder unterbrachen ihren Tanz und starrten ihren Vater an. Im nächsten Moment zerrten sie ihn auf die Füße und schubsten ihn ins Haus. Dallas holte den Federhalter, Tinte und Papier, während sich Tem mit auf den Rücken verschränkten Händen vor seinem Vater aufbaute. »Zuallererst mußt du ihr schreiben, daß du sie liebst und sie für die wunderbarste Frau der Welt hältst. Schreib ihr, daß du ihren... ihren Namen schön findest und ihre Kleider und ihr Haar magst. Du könntest auch erwähnen, daß sie viel besser angeln kann als du und wahrscheinlich die Felder besser bestellen kann. «
Josh zog eine Augenbraue hoch. »Hast du sonst noch Vorschläge? « Die Kinder schienen nicht zu merken, daß die Bemerkung spöttisch war, oder sie kümmerten sich einfach nicht darum. »Erzähl ihr etwas über die Mahlzeiten, die wir essen müssen«, empfahl Dallas. Offensichtlich war sie überzeugt, daß das Carries Mitleid wecken würde.
Tem hielt immer noch die Hände auf dem Rücken, schaute auf den Boden und ging im Zimmer auf und ab. »in dem Brief muß stehen, daß sie uns zum Lachen gebracht hat und daß sie in der Frühe so lange schlafen kann, wie sie will, wenn sie wieder hier ist. Carrie schläft gern lang. Schreib ihr, daß ich nie mehr weglaufen werde. «
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