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Die schoene Luegnerin

Die schoene Luegnerin

Titel: Die schoene Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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kein Wort.
    Erst als sie auf dem Weg waren, fragte Carrie: »Gibt es irgend etwas, was dich umstimmen könnte? «
    »Nichts«, erklärte er heftig, »gar nichts. Du verdienst mehr, als ich dir geben kann. Du verdienst... «
    »Wage nicht, mir zu erklären, was ich verdiene und was nicht«, versetzte sie wütend. »Ich weiß, was ich will«
    Sein Gesicht wurde zu einer Maske aus Stein, und er schwieg eisern.
    Carrie klammerte sich an der Sitzbank fest und nahm sich vor, ebenso zu schweigen wie er. Aber ihre Gedanken konnte sie nicht so leicht aufhalten — Gedanken an die letzte Nacht und die Tage, die sie zusammen mit Josh und den Kindern verbracht hatte.
    »Sag Dallas, daß ich ihr schreibe«, flüsterte Carrie schließlich doch. »Ich schicke ihr Bücher, und Tem werde ich alle Dinge, die mit der Seefahrt zu tun haben, schicken. Er möchte so gern einmal das Meer sehen und ein Seemann werden. Dallas wird bald vergessen, daß sie Schauspielerin werden will. Alle kleinen Mädchen träumen davon, Schauspielerin zu sein, aber das geht vorüber, du brauchst dir also keine Sorgen zu machen. Sie ist ein gutes Kind. Beide sind phantastisch. Jetzt, da ich weg bin, wird Tem auch keine Dummheiten mehr machen. Bitte ihn, dem wilden Mädchen meinen Dank auszurichten, wenn er sie einmal wiedersieht. «
    Sie hörte auf zu reden, weil sich ein dicker Kloß in ihrer Kehle gebildet hatte. Als sie die Poststation erreicht hatten, half Josh ihr beim Absteigen. Sie versuchte, seine Miene zu ergründen, aber sie fand kein Anzeichen von Kummer oder Widerwillen. Er hätte genauso gut eine Fuhre seiner wurmstichigen Maiskolben zum Händler wie seine Frau, die er nie mehr Wiedersehen würde, zur Poststation bringen können.
    »Dir macht das alles gar nichts aus, stimmt’s? « zischte sie. »Du hattest deinen Spaß. Du wußtest vom ersten Augenblick an, was du von mir wolltest, und du hast es bekommen. Jetzt kannst du mich, ohne Gefühle zu zeigen, wegschicken. «
    »Du hast recht«, erwiderte er mit einem zweideutigen Lächeln. »Schon als ich dich zum erstenmal sah, wollte ich deinen hübschen Körper in meinen Armen halten. Ich hab’ einige Zeit gebraucht, bis ich erreicht hatte, was ich wollte, aber es ist mir gelungen, und jetzt kann ich mein glückliches Dasein wieder genießen, wie ich es vor deiner Ankunft getan habe. «
    Wenn sie diese Worte nur gehört hätte, hätte sie ihm nicht geglaubt, aber sein Gesicht zeigte deutlich, daß er es so meinte. Niemand auf Erden konnte so unbeteiligt aussehen und dabei lügen.
    Sie versetzte ihm eine schallende Ohrfeige, und er machte keinerlei Anstalten, sie davon abzuhalten — im Gegenteil, er stand so ruhig da, als würde er sie auffordern, noch einmal zuzuschlagen.
    Sie wandte sich ab, um sich wenigstens den Rest ihrer Würde zu bewahren. »Geh schon, geh zurück deiner armseligen Farm. Ich brauche dich hier nicht. Ich möchte dich nicht hier haben. Ich will dich nie wieder sehen. «
    Sie hörte nicht, wie er sich entfernte, aber sie spürte, daß er gegangen war, und es war, als hätte er einen Teil ihrer Seele mit sich genommen. Sie mußte sich an dem Wagenrad festhalten, um sich dazu zu zwingen, ihm nicht nachzulaufen. Sie hätte ihn so gern auf Knien angefleht, sie nicht zurückzuschicken.
    Sie mußte Stolz zeigen — den Stolz, der alle Montgomerys auszeichnete —, aber Carrie fühlte nichts von diesem Stolz, sie fühlte sich verloren, einsam und heimatlos.
    Als sie die Hufschläge von Joshs Pferd hörte, drehte sie sich trotz ihrer guten Vorsätze um und sah ihm nach. Für einen kurzen Moment glaubte sie, Schmerz auf seinem Gesicht zu erkennen. Schmerz und Qual, wie sie selbst sie empfand. Sie ging einen Schritt in seine Richtung.
    Aber Josh stellte wieder die unbewegliche Miene zur Schau und legte einen Finger an seine Hutkrempe. »Leben Sie wohl, Miss Montgomery«, rief er. »Ich habe mich sehr über Ihren Besuch gefreut. « Er zwinkerte ihr zu.
    Dieses Zwinkern bewirkte, daß sich Carrie endgültig von ihm abwandte und sich entschlossen aufrichtete.
    *
    »Die Kutsche fährt heute nicht? « fragte Carrie in hellster Verzweiflung.
    »Ein Rad ist gebrochen«, erklärte der Postbeamte. »Gerade ist ein Bote mit dieser Nachricht eingetroffen. Außerdem ist der Kutscher stockbetrunken. Im Normalfall würde ihn das zwar nicht davon abhalten, zu fahren, aber betrunken oder nüchtern — er kann kaum mit einer Kutsche, die nur drei Räder hat, hierherkommen. «
    »Nein, das kann ich mir

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