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Die schoene Luegnerin

Die schoene Luegnerin

Titel: Die schoene Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Schultern in den Verkaufsraum, in dem die fünf anderen Frauen noch immer geduldig darauf warteten, daß man ihnen erzählte, was sie in dieser Saison tragen sollten. Carrie seufzte wieder — manchmal wurde ihr die Verantwortung beinahe zuviel.
    »Ich bringe die Post weg«, sagte sie zu ihren Verkäuferinnen. »Könnten Sie die Damen übernehmen und ihnen das zeigen, was wir besprochen haben? Wenn Mrs. Miller Schwierigkeiten wegen des weißen Kleides macht, sagen Sie ihr, daß sie auf mich warten soll. « Carrie lächelte. »Aber ich glaube, daß sie, nachdem sie miterlebt hat, was mit Frauen geschieht, die gegen meinen Willen handeln, ziemlich fügsam sein wird. Ich komme in... « Sie machte eine Pause und sah durchs Fenster in den spätherbstlichen Sonnenschein. »Ich komme bald zurück. «
    *
    Joshua Greene ritt mit seinen beiden Kindern auf seinem alten Ackergaul in die Stadt. Er hatte seit Wochen seine Farm nicht verlassen und so gut wie mit niemandem außer seinen Kindern gesprochen. Sein Bruder Hiram war seit dem Vorfall mit seiner Schwägerin Carrie nicht mehr bei ihnen zu Besuch gewesen. Dreimal waren Leute aus der Stadt in sein Haus gekommen, aber Josh hatte sie immer gleich wieder weggeschickt, weil er keine Lust hatte, sich mit jemandem zu unterhalten. Am Tag nach Carries Abreise hatte er eine Nachricht für Mrs. Emmerling auf dem Tisch zurückgelassen und ihr erklärt, daß er ihre Dienste nicht mehr in Anspruch nehmen könnte. Die warmherzige Frau hatte daraufhin eine Menge Mahlzeiten für ihn und die Kinder vorgekocht und sogar das Geld, das Carrie ihr für einen ganzen Monat im voraus bezahlt hatte, zurückgegeben.
    Als alles aufgegessen war, was Mrs. Emmerling ihnen dagelassen hatte, übernahm Josh wieder die lästige Pflicht, für sich und die Kinder zu kochen. Als er den Kindern das erste Mal verbranntes Essen vorsetzte, war er auf ihre Beschwerden gefaßt, aber die beiden sagten kein Wort. Sie aßen alles ohne Kommentar auf.
    Sie hatten nicht einmal vor sechs Wochen, als er ihnen eröffnet hatte, daß Carrie weggegangen war, etwas gesagt. Auf dem langen Ritt von der Poststation zum Haus seines Bruders hatte er fieberhaft nachgedacht, wie er den Kindern alles erklären konnte, und sich auf eine schlimme Szene vorbereitet, aber sie hatten die Nachricht wortlos hingenommen. Er hatte Ausbrüche und Tränen erwartet, aber die stumme Resignation der Kinder war weitaus schlimmer zu ertragen. Sie benahmen sich wie zwei weise alte Menschen, die schon sehr viel erlebt hatten und wußten, daß sie nichts Gutes mehr vom Leben zu erwarten hatten. Er wollte ihnen erklären, daß er Carrie nur nach Hause geschickt hatte, weil es für sie besser war, sich sofort von ihr zu trennen und nicht erst dann, wenn Carrie es satt hatte, die Hausfrau auf einer kleinen Farm zu spielen. Eine glückliche Woche war mehr wert als die Langeweile, die Carrie über kurz oder lang empfinden würde. Am liebsten hätte er den Kindern erzählt, daß Carrie eine Märchenprinzessin gewesen war, die ihnen für kurze Zeit das Leben versüßt hatte und wieder in ihr Zauberland entschwunden war, und daß sie sie ganz schnell vergessen würden.
    Aber in den letzten Wochen hatten die Kinder Carrie ebenso wenig vergessen wie Josh. Niemand sprach von ihr, nicht einmal Dallas stellte Fragen, und Josh versuchte sich einzureden, daß alles bald wieder so sein würde, als wäre Carrie nie in ihr Leben getreten. Allmählich würde die Familie ihre alten Gewohnheiten wieder annehmen und nicht mehr daran denken, daß sich die reiche Miss Carrie Montgomery in eine Fotografie verliebt hatte.
    Aber Josh konnte sich noch so sehr vormachen, daß sein Leben so wie früher verlaufen würde, er spürte selbst, daß er sich belog. Nichts war mehr wie früher -überhaupt nichts. Weder er noch die Kinder, noch die Farm.
    Nicht nur die Tatsache, daß sie Carrie vermißten oder ständig an sie erinnert wurden, wenn sie die Rosen vor dem Haus oder die neue Einrichtung sahen, machte ihnen zu schaffen, viel schlimmer war, daß sie die kleine Familie in nur einer Woche sehr glücklich gemacht und mit ihnen gelacht hatte. Jetzt hatten sie Mühe, sich mit dem tristen Dasein abzufinden.
    Als Josh das erkannte, versuchte er, so zu tun, als hätte er Carries Abreise längst verschmerzt, und die Kinder während des Abendessens zu unterhalten und zum Lachen zu bringen. Tem und Dallas bemühten sich tapfer, fröhlich zu sein, sie scheiterten jedoch kläglich. Selbst als Josh

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