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Die schoene Luegnerin

Die schoene Luegnerin

Titel: Die schoene Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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den Schmutz kurzerhand weg und schüttete ein wenig Wein in das Glas. Carrie sah, daß kleine Korkstücke auf der Oberfläche schwammen, und hielt den Atem an, als Ring von dem Wein nippte. Sie erwartete, daß er das tat, was er zu Hause tun würde: den Wein für ungenießbar erklären.
    Aber statt dessen lächelte er den Kellner an. »So bitt ich Euch, kommt, stecht eine Flasche Wein mit aus. «
    Der Kellner, der normalerweise Stallbursche im Mietstall war, hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte, aber er lächelte. Bald wurden Schüsseln und Platten aufgetragen, und die drei bedienten sich.
    Carrie stocherte lustlos auf ihrem Teller herum.
    »Welchen Beruf üben Sie aus, Mr. Greene? « fragte Ring.
    Carrie verschlug es den Atem, und sie warf Josh einen erschrockenen Blick zu. Es war eine Sache, Josh zu versichern, daß ihr Bruder nicht auf Geld achtete, aber solch ein Gespräch zwischen Männern waren eine ganz andere. Sie betete inständig, daß Josh so viel Verstand hatte, seine Farm ein wenig großartiger darzustellen, als sie war.
    »Ich züchte Würmer und Käfer«, sagte Josh. »Ich habe ganze Felder voll davon. «
    »Ich verstehe«, erwiderte Ring. »Sonst noch etwas? «
    »Ein paar Maisstengel und viel hübsches Unkraut, aber Würmer sind meine Spezialität. Sie sind besonders fett und schön grün, und sie fressen jede Faser von meinem Mais, den ich angepflanzt habe. «
    »Oh, große Kräfte sind’s, weiß man sie recht zu pflegen, die Pflanzen, Kräuter, Stein’ in ihrem Innern hegen«, deklamierte Ring.
    Carrie achtete nicht auf die poetischen Ergüsse ihres Bruders. »Ring, es ist gar nicht wahr, daß es nur Unkraut und Würmer auf Joshs Farm gibt. Josh kann sehr viele Dinge ausgesprochen gut. «
    Beide Männer drehten sich ihr gleichzeitig mit demselben interessierten Blick zu.
    »Ich flehe dich an, mein Liebes, sag mir, was ich gut kann«, forderte Josh.
    Carrie sah ihn aus schmalen Augen an. Für ihn schien das alles nur ein Witz zu sein. Als Joshs Bruder bei ihnen zu Besuch gewesen war, hatten ihn alle äußerst ernst genommen, aber jetzt, da sie Gefahr liefen, mit Ring in ernste Schwierigkeiten zu geraten, tat Josh, als ob alles nur ein Scherz wäre. »Er liebt seine Kinder und mich über alles, und ich liebe ihn. «
    Josh grinste Ring an. »Sie hat keinen Grund, mich zu lieben, aber sie tut’s trotzdem. «
    Ring lächelte auch. »Gefühl, an Inhalt reicher als an Worten, ist stolz auf seinen Wert und nicht auf Schmuck. «
    »Ganz recht«, stimmte Josh zu. Ring schien ihm ausnehmend gut zu gefallen. »Noch etwas von diesem köstlichen Wein? «
    Ring hob sein Glas hoch. »... und wie er Züge Rheinweins niedergießt, verkünden schmetternd Pauken und Trompeten den ausgebrachten Trunk. «
    »Ring, was ist los mit dir? « rief Carrie zornig. »Kannst du auch etwas anderes von dir geben als diese schrecklichen Zitate? «
    Ring sah sie mit einem vor Selbstmitleid triefenden Blick an. »Was ist der Grund, daß Ihr mir so begegnet? Ich liebt Euch immer: doch es macht nichts aus. «
    »Hör sofort auf damit« schrie Carrie und hieb mit der Faust auf den Tisch. »Was, in aller Welt, ist nur los mit dir? «
    Ring schüttelte den Kopf, als könnte er dadurch seine Gedanken klären. »Ich weiß auch nicht Seit ich aus der Kutsche gestiegen bin, kommen mir ständig Shakespeare-Zitate in den Sinn. In der Badewanne habe ich versucht, mich an den ganzen Hamlet zu erinnern. «
    »Das kannst du zu Hause tun«, erwiderte sie heftig. »Ich möchte mit dir und meinem Mann Zusammensein und nicht mit einem fragwürdigen Bühnendarsteller. «
    Ring öffnete den Mund, als wollte er schon wieder ein Zitat zum besten geben, aber er besann sich anders und sagte ernst: »Du hast mir vorhin etwas über deinen Mann erzählt. Es ging um Würmer, wenn ich mich nicht irre. «
    »Und Unkraut«, ergänzte Josh.
    Carrie sank gegen die Lehne ihres Stuhls und sah von einem zum andern. Sie hatte keine Ahnung, was vor sich ging, aber sie wäre am liebsten aufgestanden und hätte die beiden allein gelassen. Sie schmunzelten beide auf so hinterhältige Weise, wie nur Männer es können. Sie fühlten sich offensichtlich überlegen, weil sie als Männer auf die Welt gekommen waren.
    Ring langte über den Tisch und ergriff die Hand seiner Schwester. »Verzeih mir. Ich glaube, ich habe meine poetische Phase jetzt überwunden. Erzähl mir etwas von dir und davon, was du in der letzten Zeit gemacht hast. «
    »Ich habe über Josh

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