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Die schöne Mätresse

Die schöne Mätresse

Titel: Die schöne Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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Porträts in Auftrag geben würden, könnten Bekannte von ihm sein. Oder frühere Schulfreundinnen von mir.“
    Ihre Worte genügten, dass Evan plötzlich eine klare Vorstellung ihres früheren Lebens bekam. Aufgrund ihrer übereilten Heirat war sie aus der privilegierten Welt ausgestoßen worden, selbst die zweifellos aristokratische Familie ihres Mannes hatte sie ignoriert. Nach dem Tode ihres Gatten hatte sie sich ganz allein in einem fremden Land wiedergefunden, und nur ihr gesunder Menschenverstand und ihre Kunst hatten sie vor dem Verhungern bewahrt.
    Es musste unerträglich für sie gewesen sein, für diejenigen zu arbeiten, die früher zu ihresgleichen gehört hatten. Daher war es verständlich, dass sie das Porträtmalen aufgegeben hatte.
    Noch erstaunlicher war, dass sie genügend Kapital angehäuft hatte, um als Geschäftsfrau nach England zurückzukehren. Obwohl ihn anfangs ihre Schönheit fasziniert hatte, fühlte er sich immer mehr zu ihrem eigentlichen Wesen hingezogen.
    „Wirst du es mir verübeln, wenn ich dir meine Bewunderung ausspreche? Es hat großen Mut und auch Klugheit erfordert, ohne Hilfe ein erfolgreiches Geschäft aufzubauen.“
    „Es ist erfreulich für eine Frau, wenn ein Mann zur Abwechslung einmal ihre beruflichen Anstrengungen lobt, statt ihre funkelnden Augen oder ihr seidiges Haar zu erwähnen.“
    „Ich kenne keine andere Frau, die ihr Leben derart im Griff hat.“
    Sie zuckte die Schultern. „Man tut, was man tun muss.“
    „War der Bruch mit deiner Familie denn so endgültig?“
    „Es gab kein Zurück.“
    „Glaubst du nicht, sie könnten es sich vielleicht anders überlegen? Schließlich bist du nun verwitwet und wieder zurück in England.“
    Emily seufzte. „Mein Vater konnte niemals einen Widerspruch dulden. Als er meine Flucht entdeckte, war er unversöhnlich. Er verbot meiner Mutter jeglichen Kontakt mit mir und ließ meine Briefe an sie ungeöffnet zurückschicken. Zweifellos hat er mich enterbt und in sein Testament eine Klausel eingefügt, dass auch nach seinem Tod kein Familienmitglied mit mir in Verbindung treten darf. Aber er war noch gerissener.“ Sie lachte bitter. „Vor einigen Jahren versuchte ich mein Glück bei einer entfernten Verwandten in Lissabon, und sie war erstaunt, mich zu sehen. Offenbar hat mein Vater allen erzählt, ich sei mit sechzehn an einem Fieber gestorben.“ Mit ausdrucksloser Miene setzte sie hinzu: „Ich wäre lieber in den Straßen Lissabons verhungert, als ihn um Gnade anzuflehen.“ Mit einem Mal wich die Anspannung aus ihr, und sie lächelte. „Aber genug davon. Darf ich dir noch etwas Wein einschenken, bevor ich mich … umkleide?“
    Allein das Bild, das ihm in den Sinn kam, ließ das Blut in seinen Schläfen pochen. Nur mit Mühe konnte er das Verlangen bändigen, das ihn den ganzen Abend lang gequält hatte. „Diese … Eile ist nicht nötig“, stammelte er.
    Ihre Augen verdunkelten sich. „Wirklich nicht? Nun, ich persönlich bin recht … ungeduldig.“
    Der letzte Rest seiner noblen Absichten schwand, als sie mit ihren Lippen seine berührte. Aufstöhnend zog er sie an sich und löste die Nadeln aus ihrem seidigen Haar, während er den Kuss vertiefte. Dann ließ er die Hände über ihren Rücken wandern, hinunter zu den Knöpfen ihres Kleides. Das Geräusch des zerreißenden Stoffes schreckte ihn auf.
    Schwer atmend zwang er sich dazu, sich von ihr zu lösen. Überrascht schaute sie zu ihm auf. Ihre Lippen waren immer noch leicht geöffnet, und die Leidenschaft in ihren Augen ließ ihn beinahe erneut die Kontrolle verlieren.
    Er umfasste ihre Schultern und brachte ein schwaches Lächeln zu Stande. „Verzeih. Ich hätte dich beinahe wieder genommen wie ein unerfahrener Jüngling. Leider kannst du das bisher nicht bestätigen, aber ich halte mich für einen eher langsamen und geschickten Liebhaber.“
    Sie lächelte verführerisch. „Oh, aber das bist du.“
    „Nein!“ Er nahm ihr Gesicht in beide Hände. „Sag nicht diese schönen Dinge, die ich deiner Meinung nach hören will. Mich interessiert nur, was du wirklich denkst oder fühlst, sonst nichts. Versprichst du es mir?“
    „In Ordnung.“ Sichtlich widerstrebend trat sie einen Schritt zurück. „Möchtest du, dass ich mich jetzt umziehe?“
    „Du würdest Francesca damit ersparen, all die Knöpfe wieder anzunähen.“ Er schmunzelte. „Und würdest du bitte das hier tragen? Für mich?“
    Er holte das Paket hervor, das Francesca für ihn hinaufgebracht

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