Die schöne Mätresse
letzte Schöpfung zum Ausdruck bringen.“
Sofort wandelte sich die Verdrossenheit der Kundin in pures Entzücken. „Lord Cheverly, welche Ehre!“
Evan nickte ihr kurz zu. „Lady Baxter.“
„Ich werde gleich zu Ihnen kommen, Mylord.“ Emily mied seinen Blick.
„Dummes Ding, Sie dürfen Lord Cheverly nicht warten lassen!“ Die Kundin drehte Emily den Rücken zu und lächelte Evan an. „Bitte nach Ihnen, Mylord. Ich bin überhaupt nicht in Eile!“
„Sehr freundlich von Ihnen, Ma’am“, sagte Evan. „Aber ich würde niemals wagen, die Arbeit einer solchen Künstlerin wie Madame Emilie zu stören. Im Gegenteil, ich gedulde mich mit dem größten Vergnügen. Bitte, Madame, fahren Sie fort.“
„Wie Sie wünschen, Mylord.“ Emily knickste und hielt dabei immer noch den Kopf gesenkt.
„Ich werde in Ihrem Büro warten, wenn ich darf.“ Bei Emilys gemurmelter Zustimmung verbeugte er sich noch einmal vor ihr. „Lady Baxter.“ Der Blick, mit dem er sich von der Kundin verabschiedete, war so beleidigend gleichgültig, dass sich die Wangen der Frau rot färbten. Damit verließ er den Raum.
Immer noch verwirrt über seine eigenen Gefühle, blieb er am Tisch stehen. Auf einmal kam es ihm in den Sinn, in die Küche zu gehen und Emilys Besucherin zu befragen. Die Frau hatte bereits den Namen von Emilys totem Mann erwähnt, schien sie also tatsächlich zu kennen. Vielleicht konnte sie ihm mehr erzählen.
Er wollte sich gerade umdrehen, als er hörte, wie die Hintertür der Küche zugeschlagen wurde. Die Frau hatte sich also verabschiedet.
Francesca betrat das Arbeitszimmer allein. „Tee, Mylord?“
„Ja, bitte.“ Das Dienstmädchen knickste und eilte in die Küche, während er nachdenklich auf dem Stuhl Platz nahm.
Auriana. Der wunderschöne Name hallte noch immer in seinem Gedächtnis wider. Lautete der wahre Name seiner Emily, die ihn so bezauberte, Auriana? Falls ja, warum hatte sie ihm dann nicht genug vertraut, um ihm ihr Geheimnis zu lüften? Erneut wurde ihm schmerzlich bewusst, wie wenig er über sie wusste – weder ihren Familiennamen noch den Beruf ihres Vaters oder ihren Wohnort vor ihrer Abreise als Soldatenbraut.
Der Tee würde seine gereizten Nerven etwas beruhigen, aber noch lieber wären ihm einige Antworten gewesen.
Er wartete ungeduldig, bis die eingeschüchterte Lady Baxter den Laden verließ. Doch als die Türglocke ertönte, gesellte sich Emily nicht sofort zu ihm. Er wollte sie schon holen, als sie schließlich mit gesenktem Kopf in das Arbeitszimmer kam.
Einige Schritte vor dem Tisch blieb sie stehen und musterte sein Gesicht. Was sie sah, ließ sie sogleich wieder den Blick abwenden. Mit einem tiefen Seufzen drapierte sie Lady Baxters Hut auf einem Ständer. Ihre Finger zitterten.
„Bringt Francesca Tee?“ fragte sie schließlich mit dem Rücken zu ihm.
Er konnte das Verlangen, sie zu berühren, nicht länger unterdrücken und stand auf. Mit einem Schritt war er bei ihr. „Komm, setz dich. Du musst müde sein.“ Sie weigerte sich nicht, als er sie sanft auf den Stuhl drückte und sich neben ihr auf dem Tisch niederließ.
Nach einer Weile kehrte Francesca mit dem Tee zurück, der inzwischen zu einem kleinen Ritual zwischen ihnen geworden war. Dann herrschte wieder Schweigen.
Evan fiel der Strauß ein, den er völlig vergessen hatte. „Ich habe dir etwas mitgebracht.“
Er streckte ihr die Blumen entgegen, was sie zum Aufblicken nötigte.
Ihre Augen wirkten traurig und besorgt. „Sie sind wunderschön“, murmelte sie. „Du solltest mich nicht so verwöhnen.“
„Ja, du bist solch eine habgierige, verschwenderische Frau, dass mich all deine extravaganten Wünsche noch in Schulden stürzen werden.“ Sie quittierte seine ironischen Worte mit einem Lächeln, antwortete jedoch nicht. „Ich dachte“, fuhr er fort, „wir sollten den Rückzug Madame Emilies aus dem Verkaufsraum mit einer kleinen Feier würdigen.“
Schweigend senkte sie den Kopf, um den süßen Duft der Veilchen einzuatmen.
Er konnte sich nicht länger zurückhalten. „Auriana … Ein wunderschöner Name. Und er passt zu dir.“
Der Schmerz stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. „Es war wie eine Stimme aus einem anderen Leben. Das Wiedersehen mit Cecelia … Ich habe niemanden aus den Tagen vor meiner Hochzeit getroffen, seit ich …“ Sie verstummte.
Sie wirkte so unglücklich, dass seine Wut mit einem Mal schwand. Instinktiv nahm er sie in die Arme.
Lange schmiegte sie sich an
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