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Die schöne Mätresse

Die schöne Mätresse

Titel: Die schöne Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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bleiben, als sofort in den Laden zurückzukehren. Dort werde ich versuchen, einen besseren Eindruck zu machen. Im Augenblick muss sie mich für einen begriffsstutzigen Idioten halten. Ich werde dich später bei White’s treffen.“
    Er ging so schnell davon, dass Blakesly ihm nacheilen musste. „Warte, Evan! Sie hat mittlerweile wahrscheinlich geschlossen.“
    Evan schüttelte die Hand seines Freundes ab. Er begriff selbst kaum, warum er Madame Emilie einfach wiedersehen musste, jetzt sofort. „Sie kann noch nicht gegangen sein. Wir haben ihr Geschäft gerade erst verlassen, und sie hatte noch andere Kunden. Geh nur, ich komme bald nach.“
    Brent blieb amüsiert stehen. „Nun, ich weiß, wann ich überflüssig bin. Ich sehe dich also später“, rief er Evan nach. „Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, wenn du nur eine verschlossene Tür vorfindest!“
    Emily Spenser seufzte, als ihre letzte Kundin das Geschäft verließ. Mrs. Wiggins mochte zwar eine neureiche, arrogante Frau sein, aber wenigstens bezahlte sie ihre Rechnungen pünktlich – eine Eigenschaft, die auf ihre bürgerliche Herkunft schließen ließ. Die meisten Damen und Herren der Gesellschaft, die ihren Laden aufsuchten, verhielten sich leider nicht so löblich.
    Emily ließ sich in den Stuhl hinter ihrem kleinen Tisch sinken und zog eine Tasche hervor, in die sie Mrs. Wiggins’ Geld steckte. Im Stockwerk über ihr hörte sie Francesca ein portugiesisches Lied singen, während sie den Tee für ihre Herrin zubereitete. Vielleicht würde das warme Getränk Emilys Nerven beruhigen.
    Noch lieber wäre mir ein Dutzend Kunden, die ihre Rechnung begleichen, dachte sie mürrisch. Sie zog harte Münzen bei weitem den begehrlichen Blicken vor, die ihr Männer wie dieser letzte Gentleman zuwarfen. Warum war Lady Cheverly nicht selbst gekommen, um die Ware abzuholen? Obwohl Ihre Ladyschaft dem Hochadel angehörte, bezahlte sie stets sofort.
    Dennoch hatte sie der Anblick von Lady Cheverlys Sohn erstaunt. Aufgrund der immer noch jugendlichen Schönheit der Mutter hätte Emily einen Jüngling erwartet. Stattdessen hatte dieser große, breitschultrige Gentleman vor ihr gestanden, der alles in seiner Umgebung kleiner wirken ließ. Tatsächlich hatte sein glühender Blick Absichten angedeutet, die einem Jüngling nicht in den Sinn gekommen wären.
    Er war ein beeindruckender Mann, wie sie zugeben musste. Nun, zum Glück war sie nicht empfänglich für diese Art von Charme. Dennoch ließ die Erinnerung an seine tiefblauen Augen erneut einen kleinen Schauer über ihren Rücken laufen. Dieses Gefühl war noch viel stärker gewesen, als sie beiläufig seinen Arm berührt hatte.
    Emily war froh, derartigen Avancen ein gesundes Misstrauen entgegenzubringen. Alles, was sie wollte, war eine gute Bezahlung für ihre ehrliche Arbeit, und keine Anzüglichkeiten wie von Lord Cheverly und seinesgleichen. Doch inzwischen verstand sie es, ihre Empörung über solch unverschämte Annäherungsversuche zu verbergen. Daher ignorierte sie derartige Bemerkungen einfach, auch wenn das kaum verhohlene Angebot hinter diesen Worten sie beleidigte.
    Nachdenklich blickte sie auf ihr Geschäftsbuch, in dem sie mit ordentlicher Schrift die Beträge für Stroh, Spitze, Seidenquasten, Kordeln und Leinen aufgelistet hatte. Gewiss, sie hatte die Summe kalkuliert, die zur Führung eines Hutsalons notwendig war – allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass ihre vornehmen Kunden ihr Geld lieber beim Pferderennen verwetteten, als ihre Rechnungen zu bezahlen.
    Nun, sie würde sich eben noch mehr einschränken müssen. Schließlich hatte sie die lange bittere Zeit in diesem portugiesischen Dorf überlebt, während Andrew qualvoll im Sterben lag, und anschließend ein Jahr als Porträtmalerin in den verschiedensten Adelshäusern Spaniens gearbeitet. Da sie erst vor einigen Monaten nach England zurückgekehrt war, durfte sie nicht schon jetzt aus reiner Verzweiflung aufgeben.
    Irgendwie würde es ihr schon gelingen, genug zu verdienen, um Drews Schulausbildung zu finanzieren. Drew erinnerte sie tagtäglich an ihr früheres Leben mit Andrew. Das hübsche Gesicht ihres Sohnes, der dieselben grünen Augen wie sein Vater besaß, gab ihrem sorgenerfüllten Herzen immer wieder neue Hoffnung.
    Sie unterdrückte die Sehnsucht, die in ihr aufstieg. Es war unmöglich, dass er hier bei ihr blieb. Der Sohn eines Aristokraten, der eines Tages ein Leben unter seinesgleichen führen sollte, konnte

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