Die schöne Mätresse
beschämt. „Ich fürchte, der Profit eines Hutmachergeschäfts wird meist überschätzt.“ Sie lächelte zaghaft. „Ich kann nicht einmal voraussagen, wann ich in der Lage sein werde, Ihnen die Auslagen zu erstatten.“
Er lächelte ebenfalls. Trotz ihrer Verlegenheit bemerkte Emily, wie einnehmend dieses Lächeln war. Es brachte kleine Grübchen in seinen Wangen zum Vorschein, und seine tiefblauen Augen leuchteten auf. „Ich sehe es als meine bürgerliche Pflicht an, die Straßen von solchen Verbrechern zu befreien. Zudem bin ich ein wohlhabender Mann, wie Sie zweifellos wissen. Denken Sie nicht mehr daran.“
„Aber ich könnte mich niemals derart verpflichten …“ „Bitte.“ Er legte einen Finger auf ihre Lippe, die noch immer leicht blutete. „Es ist mir eine große Ehre, Sie beschützen zu dürfen.“
Sie wollte nochmals protestieren, aber seine Berührung machte es ihr unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen. Langsam zeichnete er mit seinem behandschuhten Finger die Umrisse ihrer geschwollenen Lippen nach.
Prickelnde Schauer liefen ihr über den Rücken, und sie schaute Seine Lordschaft überrascht an.
Cheverly hielt plötzlich inne und begegnete ihr mit einem so eindringlichen Blick, dass sie sich unweigerlich angezogen fühlte. Sein warmer Finger ruhte noch immer auf ihrer Lippe.
Schließlich zog er die Hand zurück. „Sie … haben Ihren Handschuh ruiniert“, hauchte Emily.
Cheverly sah auf den Blutfleck, den die Wunde auf dem rehbraunen Wildleder hinterlassen hatte. Zu ihrer Überraschung küsste er die Stelle. „Ich werde ihn in Ehren halten. Sorgen Sie sich nicht länger, Madame, dieser Schuft wird Ihnen nicht mehr das Leben schwer machen. Sie haben mein Wort darauf.“
Evan pfiff ein leises Lied, während er die Straße entlangschlenderte. Er konnte immer noch Emilies verführerischen Lavendelduft riechen und die Wärme ihrer Haut unter seinem Finger spüren.
Er hatte bereits seinen Anwalt aufgesucht und ihm aufgetragen, unverzüglich einige Wachleute zur Verfügung zu stellen. Allein der Gedanke an diesen schleimigen Schurken, der mit seiner schmutzigen Hand Madame Emilies schönes Gesicht misshandelt hatte, erfüllte ihn mit unbändiger Wut. Er würde nochmals persönlich überprüfen, ob der Anwalt seinen Auftrag in die Tat umgesetzt hatte.
Nichtsdestotrotz verdankte er dem niederträchtigen Burschen eine perfekte Gelegenheit, den Helden zu spielen. Zweifellos war ihm die göttliche Madame Emilie nun ehrlich zugetan. Vielleicht kam sie sogar auf den Gedanken, ihm für seine Hilfe zu danken – auf eine Art, die ihnen beiden höchstes Vergnügen bereiten würde.
Natürlich würde er eine solche Möglichkeit in ihrer Anwesenheit nicht einmal andeuten. Schließlich wollte er sich nicht mit Leuten wie diesem Mr. Harding auf eine Stufe stellen. Der Earl of Cheverly musste üblicherweise lediglich sein Interesse bekunden, und die entsprechende Dame beeilte sich, seinen Wünschen nachzukommen. Dennoch schien es Madame Emilie zu widerstreben, seinen Schutz zu akzeptieren, obwohl sie sich in wirklicher Gefahr befand.
Es würde nicht einfach sein, sie zu erobern. Sie stellte eine verführerische Herausforderung für ihn dar. Wie sehr würde er es genießen, sie von der Last der Verantwortung zu befreien und in seine Obhut zu nehmen!
Wie wäre es mit einem diskreten kleinen Haus in Mayfair? Er würde es mit exquisitem Mobiliar ausstatten, mit loyalen Dienstboten, Kleidern, Juwelen, Kutschen, was immer sie auch wollte. Ja, er würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um jeden ihrer Wünsche zu erfüllen. Er stellte sie sich in einem tiefvioletten Satinkleid vor, mit Amethystschmuck, der zu ihren unglaublichen Augen passte. Und er malte sich aus, wie er sie entkleiden würde …
Sein Atem ging schneller, und seine Haut begann zu glühen. Seit Monaten hatte er sich nicht mehr so lebendig gefühlt, so voller Erwartungsfreude.
Natürlich würde er sich um ihre Sicherheit kümmern, ob sie ihm nun ihre Gunst gewährte oder nicht. Aber früher oder später würde er sie gewinnen. So viel war gewiss.
2. KAPITEL
E mily bemerkte den Mann sofort, nachdem sie am nächsten Morgen die Eingangstür ihres Ladens aufgeschlossen hatte. Als sie durch den Nebel auf die andere Straßenseite blickte, richtete der hoch gewachsene, muskulöse Fremde sich auf und winkte ihr zu. Er hielt sich unauffällig im Schatten eines Hauseingangs verborgen. Die dunkelrote Weste unter seinem Mantel wies ihn als
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