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Die schöne Mätresse

Die schöne Mätresse

Titel: Die schöne Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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Andrew.
    Traurige Erinnerungen kamen ihr ins Gedächtnis, und sie ließ abrupt seinen Ärmel los. Verzweifelt suchte sie nach einem unverbindlichen Gesprächsthema. „Sie … hatten doch einen Grund, mich aufzusuchen, oder? Hat der Hut nicht gepasst?“
    „Sie müssen mir erlauben, ihn zu verfolgen!“ Cheverly wandte sich wieder der Tür zu. „Ich kann den Schuft doch nicht ungeschoren davonkommen lassen!“
    „Er übermittelte mir nur eine Nachricht von seinem Arbeitgeber – recht unhöflich, wie ich zugeben muss. Aber meine unbedeutenden Probleme sollten Ihnen keine Sorgen bereiten, Mylord. Womit kann ich Ihnen behilflich sein?“
    „Sollte nicht lieber ich Sie das fragen?“
    Emily öffnete die Lippen, um es ihm zu erklären, schloss sie jedoch wieder. Nachdem sie ihre Probleme so lange allein ertragen hatte, war es äußerst verlockend, sich jemandem anzuvertrauen – besonders diesem intelligenten, starken Fremden. Trotz allem ist er ein Fremder, dachte sie. Er war nicht Andrew.
    „Bedroht Sie der Dienstherr dieses Mannes wegen einer geschäftlichen Angelegenheit?“
    Emily zögerte. Der Earl of Cheverly konnte kaum echtes Interesse an ihr haben – abgesehen von den Wünschen, die auch Harding vor wenigen Momenten zum Ausdruck gebracht hatte. Dennoch war es möglich, dass Seine Lordschaft als Magistrat für seine Grafschaft tätig war. Vielleicht sollte sie diese Chance nutzen, sich gesetzlichen Beistand zu verschaffen. Als sie zu ihm aufblickte, lächelte er zu ihrer Überraschung.
    „Kommen Sie. Nach der ganzen Aufregung sollten Sie sich erst einmal setzen.“ Behutsam nahm er ihren Arm und führte sie zu dem Stuhl. „Und nun lassen Sie mich Ihnen bitte helfen.“ Da es in dem winzigen Zimmer keine andere Sitzgelegenheit gab, deutete er auf den Schreibtisch. „Darf ich?“
    Angesichts seiner offensichtlichen Entschlossenheit gab sie ihre Zurückhaltung auf. Sie nickte, und er ließ sich auf dem Tisch nieder. Danach berichtete sie ihm kurz, was bei ihrer Begegnung mit Mr. Harding vorgefallen war.
    „Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich für seinen Arbeitgeber gesprochen hat. Möglicherweise treibt er sein eigenes Spiel, um sein Einkommen aufzubessern, und Mr. Harrington wäre vielleicht sogar schockiert, wenn ich ihm davon berichten würde.“
    „Vielleicht.“ Lord Cheverly runzelte nachdenklich die Stirn. „Aber falls dieser Mr. Harrington tatsächlich hinter der Erpressung steckt, wäre es unklug, ihn damit zu konfrontieren. Sie dürfen nicht riskieren, sich noch einmal einer solchen Bedrohung auszusetzen, wie sie Ihnen gerade widerfahren ist.“
    „Ich werde dieses Risiko aber eingehen müssen. Ich kann weder das Schutzgeld bezahlen, noch wünsche ich es – nun, ich muss die Angelegenheit jedenfalls bereinigen. Lieber früher als später.“
    „Haben Sie keine männlichen Familienangehörigen, die sich um diese Sache kümmern können?“
    In ihrem erschütterten Zustand brachte diese einfache Frage sofort den Schmerz zurück, den Emily zu verdrängen versucht hatte. Einen Augenblick lang war sie unfähig, auch noch ein Wort zu äußern. Ehe sie es verhindern konnte, rollte eine Träne über ihre Wange. „Nein, niemanden“, flüsterte sie.
    „Seien Sie beruhigt, meine Liebe.“ Cheverly beugte sich mit besorgter Miene vor. „Ich werde mich persönlich darum kümmern. Mein Anwalt wird diese beiden Gentlemen überprüfen und einige Männer beauftragen, Ihr Geschäft im Auge zu behalten. Ich bezweifle, dass Sie dieser grobschlächtige Feigling noch einmal belästigen wird, wenn er die Wachen bemerkt.“
    Als sie protestieren wollte, hob er die Hand, um ihr das Wort abzuschneiden. „Ich dulde keinen Widerspruch. Es kann nicht angehen, dass solche Schurken ehrliche Bürger bedrohen. Außerdem würde meine Mutter darauf bestehen, da sie eine äußerst hohe Meinung von Ihnen hat – genau wie ich.“
    „Aber Sie kennen mich doch kaum.“
    „Alles, was ich über Sie wissen muss, habe ich im ersten Moment in Ihren Augen gesehen.“
    Seine tiefe Stimme ließ Emily erschauern. Sie wandte sich verlegen ab. „Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich möchte nicht undankbar erscheinen, aber …“ Sie errötete. „Ich kann es mir einfach nicht leisten, Ihren Anwalt zu bezahlen, ganz zu schweigen von den Wachmännern. Auch Mr. Harding ist sich dieser Tatsache durchaus bewusst.“
    Cheverly winkte ab. „Lassen Sie das meine Sorge sein.“
    „Oh, aber Sie begreifen nicht!“ rief Emily

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