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Die schöne Mätresse

Die schöne Mätresse

Titel: Die schöne Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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fortgelaufen bin und unsere Familien gegen unsere Hochzeit waren. Dass mein Schwiegervater sich nicht einmal überwinden konnte, seinen sterbenden Sohn zu besuchen. Anfangs dachte ich, niemals mehr etwas von ihm zu hören.“ Mit gesenktem Kopf fuhr sie fort. „Daher war ich überrascht, als ich einige Monate nach Andrews Tod eine Nachricht von ihm erhielt. ‚Schick mir den Balg‘, stand darin. Ich erkannte sofort, dass er in Andrews Ableben eine Möglichkeit sah, seinen Enkel so zu kontrollieren, wie es ihm mit seinem eigenen Sohn niemals gelungen war.“
    Sie sah Evan eindringlich an. „Die Geschichten, die mir mein Mann von seiner Kindheit erzählte! Die Schläge mit Peitschen und Stöcken, die Grausamkeit und die Gleichgültigkeit … Oh, Andrew lachte mit mir darüber und behauptete, sein Vater habe keine Macht mehr über ihn, doch ich erinnere mich an sein Gesicht, nachdem er ihm die Neuigkeit unserer bevorstehenden Heirat mitgeteilt hatte. Sein Vater musste es mit Worten verboten haben, die ihn zutiefst verletzten. Ich werde nie vergessen, wie hoffnungslos und … ausgebrannt er wirkte. Daher war ich entschlossen, alles in meiner Macht Stehende zu tun, dass dieser Mann niemals unseren Sohn bekommen würde.“
    Sie sprang auf und lief im Zimmer auf und ab. „Ich entschied mich zu einer schnellen Abreise. Mein damaliger Arbeitgeber, Don Alvarez, besorgte mir eine andere Anstellung als Malerin und arrangierte eine heimliche Flucht. Er schwor mir auch, sich gegenüber den Detektiven unwissend zu stellen, die mein Schwiegervater zweifellos engagieren würde. Natürlich schickte er seine Leute, aber dank der Sprachschwierigkeiten und dem Schutz meiner Freunde konnten sie uns nicht aufspüren – bisher jedenfalls nicht.“
    Resignierend ließ sie die Schultern sinken. „Irgendwann werde ich kapitulieren müssen. Wenn seine Schulzeit bei Pater Edmund beendet ist und er nach Oxford geht, kann ich ihn nicht länger verstecken. Und dann wird ihn sein Großvater finden.“
    Evan überlegte. „Glaubst du, sein Großvater will ihn immer noch als seinen Enkel anerkennen?“
    Eine Träne rollte über ihre Wange, als sie sich umdrehte. „Mein Drew trägt seinen Namen. Er ist zu selbstgefällig, um seinen Enkel zu verleugnen.“ Trotzig hob sie das Kinn. „Aber bis dahin wird Drew in einer freundlichen Umgebung aufwachsen, in der Gewissheit, dass ich stolz auf ihn bin – dass er geliebt wird.“
    Allmählich dämmerte Evan, wie sie in Spanien gelitten haben musste, dem Verhungern nahe. Ihr Schwiegervater hatte von ihrer Not gewusst, aber nichts getan, um ihr zu helfen. Eine unbändige Wut ergriff Evan.
    „Wenn dein Junge der Enkel eines Aristokraten ist, sollte er im Wohlstand und mit allem Komfort leben – genau wie seine Mutter. Welche Meinung dein Schwiegervater auch von dir haben mag, du warst die Ehefrau seines Sohnes. Nach dem Tod deines Gatten war es seine Pflicht, für euch beide zu sorgen!“
    Sie lächelte bitter. „Seine persönlichen Wünsche hatten stets Vorrang vor den so genannten Pflichten. Außerdem würde ich lieber verhungern, als von ihm abhängig zu sein.“
    „Das spielt keine Rolle. Er hat sowohl die gesetzliche als auch die moralische Verpflichtung, dich zu versorgen. Vielleicht sollte man ihn dazu zwingen, wenn es ihm schon sein Gewissen nicht gebietet.“
    „Ich verbiete dir, dich einzumischen! Niemand hat jemals meinen Schwiegervater zu etwas gezwungen, das er nicht wollte. Falls du denkst, er würde sich deinem Drängen beugen, unterliegst du einem schweren Irrtum.“
    Evan richtete sich auf. „Ich bin weder sein Sohn noch ein unerfahrener Jüngling. Er würde mir zuhören.“
    „Und sich an den Magistrat wenden, um mir Drew wegnehmen zu lassen! Verstehst du denn nicht? Er ist ein mächtiger Mann. Zweifellos würde er mich als unfähig erklären lassen, seinen Enkel angemessen zu erziehen. Deine Einmischung würde ihm die Sache nur erleichtern.“
    „Aber sein Verhalten ist widernatürlich und ungerecht“, protestierte Evan.
    „Leider können wir uns nicht auf die Moral der Gesellschaft verlassen. Oh, dein Freund Mr. Blakesly hat mir einmal gesagt, wie sehr du solche Menschen verabscheust. Du musst jedoch einsehen, dass dein Eingreifen nur in einer Katastrophe enden würde! Sollte er uns jemals entdecken, würde ich sofort mit Drew aus London verschwinden. Ein Neuanfang an einem anderen Ort wäre schwer, aber ich würde nicht zögern, wenn es wirklich notwendig wäre.“ Sie

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