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Die schöne Mätresse

Die schöne Mätresse

Titel: Die schöne Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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atmete tief ein. „Ich habe an Andrews Grab geschworen, dass ich seinem Vater nicht gestatten werde, Drew ebenso brutal zu behandeln wie seinen eigenen Sohn. Und ich würde sterben, um mein Wort zu halten.“
    „Emily, Liebste, ich würde dich niemals verletzen oder riskieren, dass man dir wegnimmt, was dir am meisten am Herzen liegt.“
    „Ja, ich weiß, du würdest mir niemals absichtlich schaden. Aber
er
ist immer noch auf der Hut und lauert uns auf. Es wäre unser Untergang, ihn herauszufordern.“ Plötzlich wirkte sie vollkommen hoffnungslos. „Je weniger Leute die Wahrheit kennen, umso unwahrscheinlicher ist es, dass jemand zufällig einen Namen oder Ort erwähnt, der uns verraten könnte.“
    Er blickte sie gekränkt an. „Du glaubst, ich würde Informationen ausplaudern? Zum Glück setzt das Kriegsministerium mehr Vertrauen in mich!“
    „Nein, ich halte dich nicht für indiskret. Ich dachte nur …“, sie wandte den Blick ab, „unser Arrangement wäre beendet, bevor ich dir mein Geheimnis offenbaren müsste.“
    Diese Bemerkung war noch schlimmer als ihre Zweifel an seiner Verschwiegenheit. Mit zwei Schritten war er bei ihr und ergriff ihre Hände. „Ich werde nicht einfach weggehen, Emily! Nicht jetzt. Niemals!“
    Sie lächelte ihn traurig an. „Oh Evan. Niemand von uns kann etwas für immer versprechen.“
    Als ihre Tränen wieder zu fließen begannen, zog er sie rasch in seine Arme. Es war der einzige Trost, den er ihr spenden konnte. Denn ihren Worten konnte er nicht widersprechen.
    Evan ließ sein erschöpftes Pferd im Stall zurück und fuhr mit einer Mietkutsche zum Portman Square.
    Er wollte die kleine Feier nicht stören, die Emily ihrem Sohn versprochen hatte. Die Entdeckung des Jungen war immer noch so neu für ihn, dass er nicht wusste, was er empfinden oder wie er sich dem Kind gegenüber verhalten sollte.
    Diese Erinnerung an ihren Mann war weitaus lebendiger als eine Miniatur, die in einer Wäscheschublade versteckt war. Er würde dem Jungen nicht oft begegnen, so viel hatte Emily noch gesagt. Da sie es für sicherer hielt, wenn ihr Sohn weiterhin bei seinem Lehrer wohnte, würde sie Drew nicht in ihrem Haus leben lassen. Wenigstens nicht, bis …
    Sie hatte den Satz nicht beendet, aber er hatte den Sinn dennoch verstanden. Bis Evan nicht mehr zu ihr kam.
    Erneut wurde er von Eifersucht gepackt. Er fühlte sich verletzt, verspürte aber auch nackte Angst. Sie war schon einmal mit dem Jungen davongelaufen und würde es wieder tun, falls sie sich bedroht fühlte. Da er so wenig über sie wusste, würde Evan sehr bald jede Spur von ihr verlieren.
    Sie hielt ihre Beziehung also für so kurzlebig, dass sie es nicht einmal für nötig erachtet hatte, die Existenz ihres Sohnes zu erwähnen. Evan hatte nie darüber nachgedacht, wie lange sie sich treffen würden, und nun …
    Hatte sie nicht die wachsende Zuneigung zwischen ihnen gespürt? Wie konnte sie es immer noch als flüchtige Affäre betrachten, als kurzes Aufflammen körperlicher Lust, die man genoss und schnell vergaß?
    Plötzlich erschien ihm die Enge der Kutsche unerträglich, und er klopfte an das Dach. Nachdem er dem Fahrer den doppelten Preis bezahlt hatte, ging er zu Fuß weiter.
    Was fühlte Emily für ihn – und er für sie? Er schien ihr etwas zu bedeuten. Ihr erfreutes Lächeln, wenn er den Raum betrat, die zärtliche Art, mit der sie ihn manchmal berührte, die Heftigkeit ihrer Leidenschaft … Aber niemals hatte sie ihm ihre Zuneigung mit Worten bezeugt.
    Er war nicht sicher, ob sie nicht nur körperliches Verlangen für ihn verspürte. Gewiss nicht das tiefe, verwirrende Gefühl, das er für sie hegte.
    Keine Dame der Gesellschaft vermochte in ihm eine tiefere Empfindung als Freundschaft zu erwecken. Als Richard in den Krieg gezogen war, hatte Evan gelobt, sich um Andrea zu kümmern. Doch damals war er der Ansicht gewesen, er sei nicht für die Art von Liebe geschaffen, die Poeten in Gedichten beschrieben.
    Dann war Emily in sein Leben getreten und hatte alles verändert. Die gemeinsam verbrachte Zeit hatte ihre Verbindung vertieft und ließ die körperliche Befriedigung nun weniger wichtig erscheinen. Allein der Gedanke an eine andere Frau war uninteressant.
    Dieser Zustand, in dem sich Evan befand, wies alle Eigenschaften auf, mit denen selbst die romantischsten Dichter die Liebe besungen hatten.
    Seine geliebte Emily. Diese Worte klangen so richtig. Beglückt lachte er auf.
    Emily, die Geschäftsfrau … Sein

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