Die schöne Mätresse
schon wieder angestarrt hatte, verbeugte sich hastig und verließ den Raum. „Möchten Sie sich nicht setzen, Mrs. Spenser?“
Emily nahm Platz. Dieser autoritätsgewohnte Mann würde seine kostbare Zeit sicher nicht lange mit ihren Angelegenheiten verschwenden. Mehr als je zuvor spürte sie die unsichtbare Mauer, die alles Schwache und Weibliche von der Welt männlicher Privilegien und Macht trennte.
Sie räusperte sich. „Mr. Manners, Lord Cheverly hat Sie wegen meines Falles bereits konsultiert. Versuchte Erpressung, wenn Sie sich erinnern.“
„Ja, Mrs. Spenser, ich bin mir der Details voll bewusst. Hat es noch einen … Vorfall gegeben?“
„Nein, Sir. Der Wachmann, den Seine Lordschaft versprochen hat, ist bereits eingetroffen, und es ist zu keinen weiteren Drohungen gekommen. Ich möchte mich lediglich nach der üblichen Vorgehensweise in einer solchen Situation erkundigen.“
„Es gibt keine übliche Vorgehensweise, Ma’am. Eigentlich beschäftige ich mich nicht mit solchen Fällen, aber da Seine Lordschaft mir all seine Rechtsangelegenheiten überträgt, habe ich natürlich eine gründliche Untersuchung in die Wege geleitet. Sie müssen sich nicht mehr um Ihre Sicherheit sorgen, das versichere ich Ihnen. Wenn Sie mich nun entschuldigen wollen …“
Emily ignorierte seinen unverhohlenen Wunsch, die Unterhaltung zu beenden. „Oh, aber ich möchte …“
„Mrs. Spenser, sicher wird Sie Seine Lordschaft über alle Einzelheiten informieren, die er für wichtig erachtet. Ich kann keinen laufenden Fall mit jemand anderem als meinem Klienten diskutieren.“ Dieses Mal erhob er sich und wies auf die Tür.
„Und wenn ich Ihre Klientin wäre?“ Emily stand zwar auf, weigerte sich jedoch, sich von ihm einschüchtern zu lassen.
„Dafür sehe ich keinen Anlass. Seine Lordschaft hat mich bereits beauftragt, und wie ich schon sagte, wird alles Notwendige getan.“
„Davon bin ich überzeugt, Mr. Manners. Sie dürfen nicht glauben, dass ich an Ihrer Kompetenz zweifle oder undankbar für die Hilfe Seiner Lordschaft sei. Doch was, wenn ich in Zukunft wieder einmal in eine ähnliche Situation gerate? Leider gibt es immer Schurken, die auf solche Gelegenheiten warten. Als allein stehende Frau möchte ich mich nur über meine Optionen informieren.“
Mr. Manners rieb sich nachdenklich das Kinn. „Es ist wahr, Ma’am, dass die gegenwärtigen Maßnahmen nicht unbedingt zukünftige Schwierigkeiten ähnlicher Art ausschließen.“ Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß. „Wie ich hörte, sind Sie Witwe. Haben Sie oder Ihr verstorbener Gatte keine Verwandten, die sich um Ihren Schutz kümmern könnten?“
„Wäre ich hier, wenn ich jemanden hätte?“ erwiderte Emily bitter.
Zu ihrer Überraschung lächelte der Anwalt. „Entschuldigen Sie, ich wollte nicht respektlos sein. Bitte nehmen Sie wieder Platz, Mrs. Spenser. Was genau möchten Sie wissen?“
Emily entspannte sich etwas. „Wie gehen Sie bei einer Angelegenheit wie dieser vor? Sollte ich künftige Bedrohungen den Behörden melden? Und …“ Sie zögerte. „Wie hoch wäre Ihr Honorar, falls ich Sie beauftragen wollte?“
„Zunächst würde ich Sie bitten, nicht sofort anzuzeigen. Bitte kommen Sie zuerst zu mir. Auch in staatlichen Einrichtungen gibt es hin und wieder korrupte Personen, falls Sie verstehen. Meine Kontaktmänner untersuchen als Erstes den Hintergrund und die genauen Absichten der Erpresser und arbeiten von dort aus weiter. Und mein übliches Honorar würde zweihundert Pfund betragen, dazu noch die Kosten der Wachposten, die ich anheuere.“
Emily versuchte, nicht hörbar nach Luft zu schnappen. Lord Cheverly gab zweihundert Pfund plus Spesen aus, um Mr. Harding fern zu halten? Und sie hatte weitere zehn Pfund im Monat für unerschwinglich gehalten!
Sie zwang sich dazu, mit zitternden Knien aufzustehen. „D…danke für die Information und für Ihre Zeit, Mr. Manners.“
Er erhob sich ebenfalls und nickte. „Keine Ursache, Mrs. Spenser.“ Seine klugen Augen musterten sie erneut, und sie errötete. Sicher wusste er, wie unglaublich weit die genannte Summe von ihren finanziellen Möglichkeiten entfernt war. „Sorgen Sie sich nicht darum, Ma’am“, sagte er freundlich. „Lord Cheverly wird diesen Fall bis zu seinem Abschluss verfolgen und die vollen Kosten übernehmen, wie lange es auch dauern mag. Ich genieße seit vielen Jahren das Privileg, ihn zu meinen Klienten zählen zu dürfen, und es gibt sicher keinen
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