Die schöne Mätresse
gewissenhafteren Mann in der adligen Gesellschaft. Sie können darauf vertrauen, dass er das Richtige tut, Mrs. Spenser. Und ich bezweifle, dass Sie noch einmal belästigt werden.“
Seine wohl gemeinten Worte waren beinahe ebenso entmutigend wie die Höhe seines Honorars. Sie hatte zwar geahnt, dass ein Anwalt kostspielig war, doch mit solchen Summen hatte sie nicht gerechnet. Wie konnte sie einem beinahe Fremden, und sei er noch so großzügig und pflichtbewusst, erlauben, ein wahres Vermögen für sie auszugeben? Und wie sollte sie es ihm jemals zurückzahlen?
Emily saß in ihrem winzigen Garten vor der Mahlzeit, die Francesca zubereitet hatte. Sie dachte immer noch über das Dilemma nach, war der Lösung jedoch keinesfalls näher gekommen, als ein Schatten auf sie fiel.
Lord Cheverly persönlich stand vor ihr. Als sie zu ihm aufblickte, schenkte er ihr wieder dieses charmante Lächeln. „Vergeben Sie mir die Störung. Ich wollte mich nur vergewissern, ob Sie mit dem Wachmann zufrieden sind.“
„Ja, natürlich. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.“
„Das ist nicht nötig.“ Er schaute erwartungsvoll ihre Hand an, und Emily hob sie ihm entgegen. Er ergriff und küsste sie, hielt ihre Finger indes einen Moment länger umfangen, als es sich geziemte. „Ich wollte Sie bereits gestern Abend aufsuchen, um Ihnen mitzuteilen, dass der Posten seinen Dienst angetreten hat. Leider hatte ich zuvor einige Verabredungen, und es war schon spät, als ich hierher kam. Da kein Licht mehr brannte, beschloss ich, Sie nicht zu stören.“
„Sie waren letzte Nacht hier?“ fragte sie erstaunt.
„Natürlich. Ich hätte nicht schlafen können, ohne mich vorher von Ihrer Sicherheit zu überzeugen.“
Emily war gerührt. Es war lange her, seit sich jemand um sie gesorgt hatte, abgesehen von Francesca. „Sie sind zu freundlich, ich danke Ihnen. Und Sie müssen mir gestatten, einen Teil der Kosten zu übernehmen. Vielleicht die Wachleute …“
Er winkte ab. „Nicht nötig. Ihr Geschäft ist sicher erfolgreich, kann aber wohl kaum hohe Zusatzkosten verkraften. Ich bin vollauf damit zufrieden, zu wissen, dass Sie beschützt sind.“
„Ich … fühle mich sicher. Das habe ich Ihnen zu verdanken.“
Sein einnehmender Blick hielt ihren gefangen. Sanft berührte er ihren verletzten Mundwinkel mit dem Zeigefinger.
Ihre Lippen begannen zu prickeln, und sie war nicht fähig, sich zu bewegen. Er ließ langsam die Hand sinken.
„Evan, der Wachmann will mit dir sprechen.“
Die fremde Stimme zerstörte die Magie des Augenblicks. Lord Cheverly verzog das Gesicht und trat einen Schritt zurück. Emily sah einen Mann am Gartentor stehen. Am Tag zuvor hatte er Cheverly begleitet, als dieser ihren Laden aufgesucht hatte.
Seine Lordschaft lächelte. „Ich werde Sie nun nicht länger aufhalten, Ma’am. Die Wachen werden angemessen entlohnt, sorgen Sie sich nicht darum. Falls etwas Beunruhigendes geschieht, lassen Sie mir sofort eine Nachricht zukommen. Portman Square, Nummer sechzehn. Wenn ich nicht im Haus bin, wissen die Dienstboten, wo sie mich erreichen können.“
Noch einmal hob er ihre Hand an die Lippen. „Ich werde Sie später wieder aufsuchen.“
„Es wird mir eine Ehre sein, Mylord“, murmelte sie verlegen.
Als Lord Cheverly den Garten verließ, kam sein Begleiter auf sie zu. „Brent Blakesly, Ma’am“, sagte er mit einer Verbeugung. „Sie brauchen keine Angst mehr zu haben. Evan steht immer zu seinem Wort. Sie können darauf vertrauen, dass er für Ihre Sicherheit sorgt.“
„Ich wünschte nur, es würde ihm nicht solche Kosten verursachen“, erwiderte sie leise.
Blakeslys freundliches Gesicht nahm einen ernsten Ausdruck an. „Denken Sie nicht mehr daran, ich bitte Sie. Evan ist so wohlhabend, dass seine Hilfe keine Belastung für seinen Geldbeutel darstellt.“ Er lächelte verlegen. „Auch mir gegenüber hat er sich stets als großzügig erwiesen. Er bemerkt nicht, wie schwierig es für seine Freunde sein kann, seine Unterstützung mit gutem Gewissen anzunehmen.“
„Aber ich bin keine Freundin“, wandte sie mit gesenkter Stimme ein. „Ich habe kein Recht, seine Hilfe in Anspruch zu nehmen. Und ich werde ihm das Geld niemals zurückzahlen können.“
„Darf ich offen sprechen, Mrs. Spenser?“ Auf ihr Nicken hin fuhr er fort: „Evan kann brutale Rüpel nicht ausstehen. Ich begegnete ihm zum ersten Mal in Eton, als er zwei Burschen in die Flucht schlug, die mich quälten. Er könnte
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