Die schöne Mätresse
Himmel“, murmelte Evan.
„In der Tat. Randall untersuchte die Abweichungen bei den Liefermengen, die Sie beide für Waffen und Munition aufgelistet hatten. Er vermutete, dass jemand am Verteilungspunkt heimlich Waffen abgezweigt hat, um sie zu verkaufen. Haben Sie seine Nachrichten gelesen?“
„Ja. Aber seine Instruktionen beschränkten sich lediglich darauf, Auskünfte darüber zu sammeln, wer die Lieferungen kontrollierte oder Zugang dazu hatte.“
„Nun, offenbar ist er auf eine wesentlich wichtigere Information gestoßen. Eine Information, die irgendjemanden derart belasten würde, dass dieser Unbekannte es vorzog, ihn für immer zum Schweigen zu bringen.“
Zuerst Richard, nun Geoff! Der stets vergnügte, pflichtbewusste Geoff war in einer schmutzigen Gasse an seinem eigenen Blut erstickt. Plötzlich verspürte Evan eine unbändige Wut auf den Krieg, der ihn bereits zu viele Freunde gekostet hatte.
„Dann müssen wir die Bastarde finden, die ihn getötet haben.“
„Das würde gleichzeitig auch das Nachschubproblem lösen“, pflichtete ihm Lord Blackwell bei. „Wir müssen schnell vorgehen, bevor diese gewissenlosen Hunde unsere Reaktion erwarten.“
„Ich habe bereits alle Dokumente, die den Fall betreffen, durchgesehen – wer die angeforderten Mengen bestimmte, wer für die Lieferung quittierte, und wer über die weitere Verteilung entschied. Inzwischen habe ich eine Liste von Namen.“
„Ausgezeichnet. Wir werden Ihre Aufstellung unseren Agenten übermitteln. Verdammt, ich wünschte, wir wüssten mehr.“ Lord Blackwell seufzte. „Natürlich ist es durchaus möglich, dass Randall einfach zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort war und deshalb sterben musste. Aber meine Quellen besagen, die örtlichen Kriminellen hätten ihn eher erwürgt als ihm die Kehle durchschnitten, falls er sie bei ihren finsteren Geschäften überrascht hätte. Nein, die Art seines Todes weist darauf hin, dass der Mörder Engländer ist. Jemand, den Randall womöglich hätte identifizieren können, jemand, der weiß, wie langsam Informationen mit dem Kriegsministerium ausgetauscht werden. Vielleicht nimmt er an, dass sich die Untersuchung als langwierig genug erweisen würde, um ihm eine Flucht mit dem Geld zu ermöglichen. Sicher beabsichtigt er, in naher Zukunft nach England zurückzukehren. Wir müssen ihm zuvorkommen, Cheverly.“
Während sein Vorgesetzter weitere Theorien über Geoffreys Mörder entwickelte, warf Evan einen Blick auf seine Namensliste. Er hatte einen Plan, mit dem er sein Gewissen würde beruhigen können. Er wollte für seinen Fehler bezahlen, dass er Richard hatte allein in den Krieg ziehen lassen und selbst in England geblieben war. Außerdem hatte er Geoff unwissentlich in den Tod geschickt. Wie sollte er sich das jemals verzeihen?
Lord Blackwell erhob sich mit grimmiger Miene. „Ich möchte Ihnen noch einmal mein tiefes Bedauern wegen Randalls Tod aussprechen. Er war ein Studienkollege von Ihnen, nicht wahr?“
„Ja, und ein Freund. Warten Sie bitte noch einen Moment, Mylord.“ Er hob die Hand, bevor sein Vorgesetzter den Raum verlassen konnte. „Ich habe bereits einen Plan.“
„Ausgezeichnet, Cheverly. Ich werde ihn sofort an unsere Agenten weiterleiten.“
„Das war nicht meine Absicht, Sir. Dürfte ich Ihnen die Sache erklären?“
„Natürlich, bitte sehr.“
„Von den Personen auf der Liste sind die beiden Zivilisten gute Bekannte von mir, und den Offizier kenne ich ebenfalls flüchtig. Ich würde vorschlagen, dass Ihre Quellen die finanzielle Situation dieser drei überprüfen – Spielschulden und Ähnliches. Anschließend würde ich gern selbst den Fall übernehmen und den Verräter überführen.“
„Sie wollen gehen? Aber das ist undenkbar! Sie sind für einen solchen Einsatz ebenso wenig ausgebildet wie Randall, und ich möchte nicht, dass der Tod eines weiteren Unschuldigen auf meinem Gewissen lastet. Nein, das kommt nicht infrage.“
„Hören Sie mich zuerst an, Sir! Wenn unsere Vermutungen zutreffen, hätte der Mörder noch viel mehr Grund, mich umzubringen, als dies bei Geoff der Fall war. Aufgrund meiner gesellschaftlichen Stellung kann er mich nicht so leicht abweisen wie unsere örtlichen Agenten, wenn sie ihn befragen wollen. Ich würde ihm Freundschaft vorspielen und mich wie ein Spürhund an seine Fersen heften, indem ich seine Gastfreundschaft in Anspruch nehme. Auf diese Weise könnte ich alle Verdächtigen rund um die Uhr überwachen, und
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