Die Schöne mit dem Flammenhaar
Bräutigam, der mich belügt und betrügt.“
„Sei still!“, fuhr Jasim sie an. „Niemand spricht so mit mir!“
Das folgende Schweigen wurde immer drückender. Schließlich begann Sami lautstark zu weinen und streckte verstört die Hände nach Elinor aus.
„Da siehst du, was du angerichtet hast!“, rief Elinor. Empört nahm sie Jasim den Jungen ab. „Du machst ihm Angst.“
„Das hast du mit deinen schlechten Manieren getan“, hielt Jasim dagegen.
„Manieren?“, brauste Elinor auf. „Du sprichst von Manieren? Nach allem, was du mir angetan hast?“
„Genug“, entgegnete Jasim mühsam beherrscht. „Wir reden heute Abend. Um sieben erwarte ich dich im Stadthaus. Ich schicke dir einen Wagen.“
Schützend legte Elinor die Arme um Sami. Also wusste Jasim, wo sie wohnte. „Spar dir die Mühe. Ich komme nicht.“
„Du bist meine Frau“, erklärte er mit leiser Stimme.
Sie trat ans Fenster, um Abstand zu gewinnen. „Wir sind noch verheiratet?“
„Natürlich.“ Er war ihr gefolgt und legte ihr die Hand auf die Schulter. Der vertraute Duft seines Aftershaves hüllte sie ein, als er sie zu sich umdrehte. „Ich will meine Frau und meinen Sohn zurück.“
„Kommt nicht infrage.“ Elinor bettete das Kinn auf Samis Lockenkopf und schaute Jasim argwöhnisch an. Was hatte er vor? Wollte er Sami holen? Wie zwei Ringkämpfer blickten sie sich schweigend in die Augen.
Ihr Mund wurde trocken, das Herz schlug ihr bis zum Hals. Unwillkürlich erinnerte sie sich an ihre gemeinsame Nacht voller Leidenschaft. Sie dachte an Jasims starken, muskulösen Körper. An das Verlangen, das er in ihr geweckt und dann wieder und wieder gestillt hatte. Ihre Brustspitzen prickelten, und in ihrem Schoß breitete sich ein warmes Gefühl aus.
Die Spannung zwischen ihnen wurde unerträglich.
Jasim kämpfte gegen den Wunsch an, Elinor zu berühren. „Außerdem möchte ich die Hochzeitsnacht nachholen, die du mir vorenthalten hast“, flüsterte er heiser.
Elinor schloss die Augen. Ihr wurde heiß und kalt. Sie schämte sich dafür, dass sie immer noch so stark für ihn empfand.
„Dazu wird es nicht kommen“, erwiderte sie.
Jasim lachte verbittert. „Du bist meine Frau“, wiederholte er, als würde nur das zählen.
„Hoffentlich nicht mehr lange“, hielt Elinor dagegen und kehrte in den Spielraum zurück.
Nachdenklich beobachtete Jasim, wie sie das Kind auf den Babysitz hob. Dann wurde er von einer Kindergärtnerin abgelenkt. Im nächsten Moment war Elinor verschwunden.
Auf dem Rückweg zu ihrem Schreibtisch wurde Elinor von ihren Gefühlen übermannt. Sie war den Tränen nahe. Verwirrt grübelte sie darüber nach, was Jasims unverhofftes Auftauchen für sie und Sami bedeutete. Über eins war sie sich im Klaren: Sie würde Probleme bekommen. Als Kronprinz hatte Jasim Freunde in den höchsten Regierungs- und Wirtschaftskreisen. Darüber hinaus verfügte er über fast unbegrenzte Macht und unermesslichen Reichtum. Für ihn war es ein Kinderspiel, im Kampf um Sami die besten Anwälte in den Ring zu schicken.
Ob es ihr gefiel oder nicht, sie würde sich das Sorgerecht mit ihm teilen müssen.
Elinors Misstrauen wuchs, als sie ihren Sohn am Abend abholte. Vor dem Kinderhort waren zwei stämmige Bodyguards postiert.
Beunruhigt kam Olivia ihr entgegen. „Der Prinz besteht darauf, dass Leibwächter seinen Sohn bewachen. Aber ich darf niemandem davon erzählen. Und da ich meinen Job behalten möchte, werde ich mich daran halten.“
„Sicher ist die Vorsichtsmaßnahme nur vorübergehend“, erklärte Elinor zuversichtlich, obwohl ihr bang zumute war.
Die beiden Männer begleiteten sie aus dem Hort zu einem wartenden Wagen. Sie bestanden darauf, Elinor mit ihrem Sohn nach Hause zu fahren. Da sie keine Aufmerksamkeit erregen wollte, fügte sie sich notgedrungen.
Doch als sie bei ihrem Apartment ankamen, wollte Elinor am liebsten alles stehen und liegen lassen. Sie spielte mit dem Gedanken, mit Sami zu fliehen. Denn Jasim würde sicherlich die Überwachung immer umfassender gestalten und ihr Leben mehr und mehr beschränken.
„Du bist aber früh zurück“, staunte Alissa, als Elinor das Apartment betrat.
Ihre Freundin reagierte entsetzt, als sie in Tränen ausbrach. Das war Elinor seit der unseligen Hochzeit nicht mehr passiert. Sie hatte nicht einmal geweint, als sie Sami im Krankenhaus allein zur Welt gebracht hatte. Jasims plötzliches Erscheinen machte ihr Angst. Sie fühlte sich von allen Seiten
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