Die Schöne mit dem Flammenhaar
ein Dolmetscher zur Seite, der ihr jedes der feierlichen Worte sorgfältig übersetzte. Die Ringe wurden getauscht, und zumindest ihr Ehering war nicht neu. Als Jasim ihn Elinor an den Finger steckte, fühlte es sich an, als gehörte er schon immer dorthin.
Nachdem der offizielle Teil vorüber war, stellten Elinor und Jasim sich Arm in Arm den Fotografen.
„Woher ist das Kleid?“, flüsterte Elinor ihm zu.
„Aus Italien. Ich habe meine Verbindungen spielen lassen und genau beschrieben, was mir vorschwebte. Heute früh wurde dein Brautkleid eingeflogen.“
„Es ist traumhaft. Und die Diamanten?“
„Ein traditionelles Hochzeitsgeschenk des Bräutigams.“
Zwei antike thronartige Sessel wurden hereingetragen. Man half ihnen, Platz zu nehmen. Unter allgemeinem Gelächter wurden Braut und Bräutigam darauf in einen mit vielen Blumen geschmückten Raum getragen. Hier sollte die Hochzeitsfeier stattfinden. Jasim half Elinor beim Aufstehen. Sofort eilten ihre Begleiterinnen herbei, um die Falten ihres Kleides zu ordnen. Dann stellte sich das Brautpaar am Kopfende des Saals auf und begrüßte seine Gäste.
Zu ihrem großen Erstaunen entdeckte Elinor ihren Vater. Er bahnte sich durch die Menge hindurch einen Weg auf sie zu.
Ernest Tempest drückte seiner Tochter die Hand. „Jasim hat darauf bestanden, dass ich herkomme“, begrüßte er sie stirnrunzelnd. „Deine Stiefmutter konnte nicht kommen. Sie verträgt die Hitze nicht. Tja, Mädchen, du hast es weit gebracht. Wer hätte das gedacht? Ehrlich gesagt hatte ich nicht erwartet, dass aus dir je etwas wird.“
Über zwei Jahre hatte Elinor ihren Vater nicht gesehen, doch trotz der grauen Haare war er noch ganz der Alte. Erstaunlich, dass er auf Jasims Drängen überhaupt zu der Hochzeit nach Quaram gekommen war. Möglicherweise lag es daran, dass sie in eine Königsfamilie eingeheiratet hatte.
„Ich freue mich sehr, dass du gekommen bist“, erwiderte sie höflich. „Bleibst du länger hier?“
„Einige Tage“, erwiderte ihr Vater. „Im Norden gibt es eine interessante Ausgrabungsstätte. Dein Gatte hat eine persönliche Führung für mich organisiert. Einem Mann wie ihm kann man einfach nichts abschlagen. Findest du nicht auch?“
Fast hätte Elinor laut gelacht. Besser hätte ihr Vater Jasim nicht beschreiben können. „Ja, so ist es.“
Nach dem kurzen, fast unpersönlichen Gespräch zog ihr Vater sich zurück.
Verwirrt wandte Elinor sich Jasim zu. „Mein Vater war der Letzte, mit dem ich hier gerechnet hätte.“
„Er ist dein einziger naher Verwandter. Allerdings hätte ich ihn nicht hergebeten, wenn ich geahnt hätte, dass er sich so abwertend über dich äußert“, meinte Jasim. „Er hätte nicht erwartet, dass aus dir je etwas wird …“ Er schüttelte den Kopf. „Ich habe ihn eigentlich eingeladen, weil ich unsere Hochzeit diesmal zu etwas Besonderem machen wollte.“
Das Geständnis beeindruckte Elinor. Gern hätte sie mit Jasim weiter darüber gesprochen. In diesem Moment schlängelte Laila sich jedoch in einem azurblauen Abendkleid an sie heran. Der Schnitt betonte ihre fantastische Figur. Nachdem die schöne Brünette Elinor einen herausfordernden Blick zugeworfen hatte, verwickelte sie Jasim leise in eine Unterhaltung. Er lachte einige Male. Die Vertrautheit zwischen den beiden gefiel Elinor gar nicht. Doch ihr blieb nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
„Du scheinst dich mit deiner Cousine blendend zu verstehen“, bemerkte sie steif, nachdem Laila sich endlich zurückgezogen hatte.
„Wir sind zusammen aufgewachsen“, berichtete Jasim. „Laila hofft, dass du ihr den gestrigen Scherz verzeihst.“
„Das geschmacklose Angebot, meinen Mann mit ihr zu teilen?“, fragte Elinor scharf. Unglaublich, wie aalglatt die Frau ihre Unverschämtheit zu überspielen versuchte!
„Laila hat schon immer gern ihre Späße getrieben. Und seien wir ehrlich: Für sie warst du offenbar eine interessante Zielscheibe“, bemerkte Jasim amüsiert. „Glaubst du den Leuten denn alles, auch wenn es völlig idiotisch ist?“
Verlegen schwieg Elinor. Was sollte sie darauf antworten? Es stimmte. Ja, sie war leichtgläubig gewesen. Dennoch hatte sie den Schock noch nicht völlig verkraftet. „Du selbst hast die Sache gestern Abend auch ernst genommen, Jasim“, erinnerte sie ihn.
Daraufhin nickte er nur. Einträchtig saßen sie Seite an Seite auf den Thronsesseln, während nun das Hochzeitsmahl serviert
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