Die Schöne mit dem Flammenhaar
Reaktion auf, dass sie Laila in die Falle getappt war. Jasims Cousine hatte sie verunsichern wollen … oder sie dazu verleiten, ihren Mann gegen sich aufzubringen.
„Wie kannst du mir so etwas unterstellen!“ Aufgebracht warf Jasim das Badetuch an die Seite und verschwand im Ankleideraum. „Du solltest dich schämen! Ich esse heute Abend mit meinem Vater. Wir sehen uns morgen.“
Aufsässig verschränkte Elinor die Arme vor der Brust. Sie war den Tränen nahe. „Es ist mir egal, was du tust oder wohin du gehst!“, rief sie ihm zu. Sie war entschlossen, sich keine Blöße zu geben.
„Halte dich in Zukunft zurück. Am besten vermeidest du solche schwierigen kulturellen Themen, wenn wir morgen meine Verwandten treffen“, riet Jasim ihr aus dem Nebenraum. „Vergiss nicht, dass dein Benehmen sich auch auf Sami und mich auswirkt.“
„Ich werde niemanden in Verlegenheit bringen“, versicherte Elinor ihm beherrscht.
Jasims Vorwürfe hatten sie hart getroffen.
Starr stand sie am Fenster und nahm alles um sich herum nur undeutlich wahr. Als Jasim aus dem Ankleideraum kam, betrachtete sie ihn genauer. Er war gemäß der Tradition gekleidet: Sein makellos weißes Gewand war geknöpft und edel bestickt. Darüber trug er einen schwarzen Umhang mit goldenen Verzierungen. Der dazugehörige Kopfschmuck, die ghutra, wurde mit einer schwarzen Doppelkordel gehalten. Jasim sah nun wirklich wie ein majestätischer Wüstenprinz aus.
Kurz nachdem Jasim gegangen war, kam eine Schar Bediensteter zu Elinor. Das Personal übergab ihr Sami und brachte eine reiche Auswahl an Kindermöbeln und Spielzeug mit: Der große Raum gegenüber vom Elternschlafzimmer wurde für ihren Sohn hergerichtet. Der allgemeine Trubel um ihn schien Sami dabei nicht zu stören.
Erleichtert brachte Elinor ihren kleinen Liebling ins Bett. Danach stärkte sie sich mit einem leichten Abendessen, das Zaid für sie zubereitet hatte. Obwohl es noch früh war, ging sie anschließend sofort schlafen.
8. KAPITEL
Vor Tagesanbruch wurde Elinor von Stimmengewirr geweckt. Sie hatte schlecht geschlafen. Die Auseinandersetzung mit Jasim war ihr nicht aus dem Kopf gegangen. Nachträglich war ihr noch verschiedenes eingefallen, das sie hätte anführen können. Jetzt hatte sie Kopfschmerzen und fühlte sich wie zerschlagen.
Dabei sollte heute ihre zweite Hochzeit stattfinden!
Benommen setzte sie sich auf. Schwaches Licht fiel durch die Vorhänge herein. Offensichtlich war die Sonne noch nicht aufgegangen. Sie tastete nach der Nachttischlampe.
„Guten Morgen“, hörte sie plötzlich Jasim sagen.
Sein unerwartetes Erscheinen verwirrte sie. „Ja?“, erwiderte sie nur matt.
Nun wurde die Deckenbeleuchtung eingeschaltet. Sie konnte seine hochgewachsene Gestalt direkt am Bett ausmachen. Inzwischen trug er nicht mehr die langen Gewänder. Sie musste ein zweites Mal hinsehen, um den sonst so gepflegten Mann wiederzuerkennen. In verblichenen Jeans und T-Shirt, mit zerzaustem Haar und unrasiertem Gesicht wirkte er müde und abgekämpft.
Er machte eine entschuldigende Handbewegung. „Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe. Ich konnte nicht schlafen. Wir haben uns gestritten, und dabei ist heute unser großer Tag“, erklärte er ernst. „Ich habe die Beherrschung verloren und dir grausame Dinge an den Kopf geworfen.“
„Ja …“, brachte Elinor leise hervor. Widerstreitende Gefühle kämpften in ihrem Innern. Jasim wirkte so aufrichtig und schuldbewusst, dass sie ihm nicht mehr böse sein konnte. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als sich mit ihm zu versöhnen. Kaum reichte sie ihm jetzt die Hand, ergriff er sie.
„Wenn ich mir vorstelle, wie du mit Murad geflirtet hast … Mich packt die Wut, und ich kann mich nicht beherrschen“, gestand er ihr reuig.
Also gab Jasim zu, eifersüchtig zu sein! Nun konnte Elinor nicht mehr wütend auf ihn sein. Sie drückte seine Hand und zog ihn zu sich aufs Bett. „Aber ich habe nicht mit Murad geflirtet … Niemals!“, versicherte sie ihm. „Dein Bruder war zu mir wie ein Vater, und so hat er sich auch verhalten. Nie hat er mir etwas gesagt, das nicht auch seine Frau oder jeder andere hätte hören können. Er war einfach nur freundlich zu mir – mehr war da nicht.“
Einen Moment lang blickte Jasim ihr eindringlich in die Augen. Schließlich atmete er hörbar aus. „Das möchte ich dir glauben. Und die Geschichte von deiner Mutter und Murad genauso …“
„Nur dadurch bin ich überhaupt zu deiner Familie
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