Die schoene Muenchnerin
kostet gut 80 000. Wie schon bei der Saller gibt es auf dem Giro hohe Bareinzahlungen. Die letzte am Montag. Vierzehn Uhr zwölf, 5000 Euro in der Sparkassenfiliale im Tal. An ihrem Todestag!«
»Die wusste irgendwas über die Organmafia«, sagte Hummel, »Erpressung mit Todesfolge.«
ROBERT DE NIRO
»So, die Herren, dann sehen wir uns das mal an.« Vorsichtig entfernte Nose die Verbände von den Gesichtern. Die assistierende Schwester konnte ihren Schock nicht verbergen, als sie Helmuts zerfurchtes Gesicht sah. Eine Kraterlandschaft mit tiefen Schnitten, unguten Eitereinlagerungen und blauschwarzen Flecken. Ludwig sagte nichts, er betrachtete mit starrem Blick das ehemalige Gesicht seines Kumpels.
»Warum macht Grasser das nicht selbst?«, fragte Helmut.
»Er wird seine Gründe haben.«
»Können Sie das überhaupt?«
»Ich liebe die Herausforderung«, sagte Nose, der mit seinem Gesicht sehr nahe an Helmuts war. »Nun, da müssen wir uns wenigstens nicht mit Details aufhalten. Was haben Sie sich denn vorgestellt?«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Helmut.
»Wie es aussehen soll, Ihr Gesicht?«
»Wie das von Robert De Niro. Mann Doc, wie soll es schon aussehen? Verdammte Scheiße! Wie früher! Ist das klar?«
Nose lächelte. »Ich kann nur schön, aber ich tu mein Bestes.«
Helmut wollte noch etwas fauchen, aber Nose hob warnend den Finger. »Ein Wort, und Sie behalten genau diesen Gesichtsausdruck. Für immer. Sie lassen sich jetzt bitte von Schwester Annika das Gesicht desinfizieren, und dann kommt der Anästhesist. Machen Sie einfach, was man Ihnen sagt.«
Helmut nickte und sank ins Bett zurück.
»Schwester Annika, sagen Sie dem OP-Team, wir arbeiten in OP I und II und beide gleich nacheinander. Die Studenten können in zwanzig Minuten dazukommen.«
Nose ging zu Ludwig hinüber. »Bei Ihnen alles gut?«
Ludwig nickte. »Entschuldigung, mein Kumpel ist manchmal etwas aufbrausend. Danke für Ihre Hilfe.«
»Sie kommen nach Ihrem Kollegen dran. Wir nehmen aber auch schon mal den Verband ab. Die Schwester macht sie ein bisschen frisch, und dann ruhen Sie sich noch ein wenig aus. Wenn wir Glück haben, kriegen wir auch die Lippenspalte hin.«
Loki lächelte dankbar.
NEULAND
»So, die Dame, die Herren«, sagte Gesine fröhlich, als sie den Raum betrat. »Ist Dr. Günther schon entfleucht?«
»Nur schnell auf der Toilette«, sagte Mader und freute sich über Gesines erschrockenes Gesicht. »Nein, kommen Sie, setzen Sie sich. Der böse Geist ist fort. Haben Sie was für uns? Todeszeit?«
Gesine fächerte einen Stapel großformatiger Fotos auf dem Tisch aus. »Sie wissen ja, wie wir die Zeit messen. Rektaltemperatur im Vergleich zur Umgebungstemperatur. Bei Regen nicht ganz einfach. Dann die Totenflecken. Was wir hier an blauroten Stellen an Rumpf und Beinen sehen, sind großteils keine Hämatome. Das sind Anzeichen für den postmortalen Sauerstoffverbrauch. Wichtig für die Todeszeit. Meine Schätzung: Todeszeitpunkt etwa achtundvierzig Stunden vor Leichenfund. Interessant sind die Blessuren.« Sie deutete auf einige ausgeprägte Blutergüsse am Oberkörper und im Gesicht. »Spuren eines Kampfes. Präzise Schläge, dahin, wo’s wehtut. Eventuell Kampfsporterfahrung. Dann die Würgemale. Deutliche Hämatome, aber keine Fingerkratzspuren, keine Fasern, vermutlich Lederhandschuhe. Ansonsten die typischen Unterblutungen der Halsweichteile, starke Blutungen in der Kehlkopfschleimhaut und eine massive Quetschung des Kehlkopfes sowie eine Fraktur des Zungenbeins. Da hat jemand mit großer Kraft gewürgt.«
»Mann oder Frau?«, fragte Zankl.
»Die Würgemale sind nicht so, dass man sicher sagen könnte, wie groß die Hände waren. Eher nicht so groß. Weitere Auffälligkeiten: die Operationen. Auch diese Frau ist eine einzige Baustelle. Ebenfalls hervorragend gemacht, wie bei unserer Schönen Münchnerin . Kleine Kissen, sehr dezent, sehr natürlich.« Sie deutete auf das Foto mit den perfekt geformten Brüsten und legte ein Röntgenbild daneben. Die Einlagen waren deutlich zu sehen. »An der Nase nur eine minimale Korrektur. Ein bisschen Knorpel abgeschält. Hier hat ein Minimalist gearbeitet.«
Mader nickte. »Noch etwas?«
»Ja. Der Genitalbereich. Mach ich ja routinemäßig. Aber das hier ist Neuland. Die Dame hatte ein Vaginallifting. Das liegt voll im Trend, sagt die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe.« Sie las von einem Ausdruck ab: »Die Zahlen der
Weitere Kostenlose Bücher