Die schoene Muenchnerin
Schönheitsoperationen am weiblichen Genital ohne medizinische Notwendigkeit haben sich in den letzten Jahren dramatisch erhöht. Gründe für diese OPs sind überwiegend ästhetischer Art. Mögliche Folgen sind Entzündungen, Narbenbildungen, Nervenstörungen mit verringerter sexueller Sensibilität …«
Betretene Stille.
»Warum macht man denn so was?«, fragte Mader schließlich. »Die Frau war doch kein Pornostar.«
»Na ja, bei Penisvergrößerungen denken Sie ja auch nicht automatisch an Pornostars. Es werden sehr persönliche ästhetische Gründe sein. Die nicht zwingend etwas mit dem Modelberuf zu tun haben. Außer dass man da vermutlich ein recht unverkrampftes Verhältnis zu Schönheits-OPs hat und die richtigen Ärzte kennt. Was aber noch viel interessanter ist, und da bleiben wir im Thema: Die Dame hatte kurz vor ihrem Ableben noch Verkehr.«
»Lässt sich sagen, wie lange vorher?«, fragte Mader.
»Nein. Das Sperma war mausetot. Aber sie hatte feine Risse in der Vagina. Also nicht lange vorher.«
Mader überlegte kurz, dann gab er klare Anweisungen: »Die Spusi soll prüfen, ob der Verkehr bei ihr in der Wohnung stattgefunden hat«, sagte Mader. »Zankl, Sie hören sich noch mal bei den Nachbarn und den beiden Karnickelzüchtern wegen der Mordnacht um. Hummel, Sie gehen zu der Agentur von der Meyer. Und prüfen Sie Meyers Rückflugdaten. Sie sollte ja eigentlich erst heute wieder hier sein. Doris, Sie interviewen nochmal Dr. No. Wenn die Nase ein minimalistisches Meisterwerk ist, könnte er ihr Schöpfer sein. Aber bitte …«
»Dezent. Ich weiß schon.«
STEILE THESE
Zankl fühlte sich alles andere als wohl, als er nach erfolgloser Nachbarschaftsbefragung in dem mit Erzgebirgsschnitzereien, Kuckucksuhren und Häkeldeckchen vollgestopften Wohnzimmer der beiden brüderlichen Junggesellen Swobodnik bei Filterkaffee mit Sprühsahne und kleinen Leckereien auf dem Sofa saß. Mit einem Poff! hatte sich gerade eine Bröselexplosion ereignet, die Käse und Blätterteig weiträumig auf dem goldbortengefassten Couchtischdeckchen verteilt hatte. Dabei hatte er nur versucht, eine der ihm dargebotenen Käsestangen halbwegs auf das Format des rustikalen kleinen Zinnuntersetzers zu bringen, den man ihm zwecks Krümelvermeidung anvertraut hatte.
Mit professioneller Gelassenheit versuchte Zankl seine Unsicherheit zu überspielen und legte los: »Sagen Sie, hatte Andrea Meyer einen Partner, Heinz-Dieter?«, fragte er den Kleineren der beiden. Ja, er hatte sich für das verbindliche Sie samt Vornamen entschieden, um Vertrauen zu schaffen. Doch leider verschwand seine Frage im gurgelnden Lachen von Heinz und Dieter, die offenbar voll auf ihre Kosten kamen.
»Entschuldigen Sie, Herr Swobodnik«, sagte er zu dem Kleinen, um die Vornamenshürde zu umschiffen, »ich bin heute ein wenig konfus.«
Aber dann wurde es doch noch ein reizender Nachmittag. Nachdem das Eis ge- und eine Flasche Eckes Edelkirsch erbrochen waren, landete man beim Du, und Zankl konnte sich merken, dass Heinz der Kleinere und Ältere war und Dieter der Größere und Jüngere. Schließlich wurde zur Feier des Tages die erste von zwei Flaschen Oppenheimer Krötenbrunnen , zimmerwarm, geköpft, und Zankls Blutzuckerspiegel schnellte in ungeahnte Höhen.
Als er um sechzehn Uhr reichlich benebelt vor das Hochhaus trat, wusste er etwas mehr über Andrea Meyer. Die beiden Jungs hatten das Haus tatsächlich im Griff. Oder besser: im Blick. Zum Mordabend fiel den beiden leider nichts Besonderes ein. War ja immer viel los in dem großen Haus. Ein ständiges Kommen und Gehen. Aber die Beschreibung des Mannes, der wiederholt zu Gast bei der Meyer gewesen war und zu später Stunde für rhythmische Geräusche und Vibrationen in der Wohnung darunter gesorgt hatte, passte ziemlich gut auf Dr. No. Von dem musste er sich ein Foto besorgen und es den Jungs mailen. »Ein Herr mit dem gewissen Etwas«, hatten die Brüder gesagt. Könnte passen. Dass sie ihm dann gleich – offenbar thematisch stimuliert – einen Vortrag über den »Zwergwidder« und sein Paarungsverhalten gehalten und ihm im »Kinderzimmer« auch ein Prachtexemplar dieser Gattung (»Zwerg« traf es bei diesem Monsterkaninchen nicht ganz) gezeigt hatten, hatte ihn nicht mehr in Panik versetzt, sondern eher erheitert.
Ja, das gehörte zu den guten Seiten seines Jobs. Dass man in ferne Welten eintauchen und nach getaner Arbeit einfach die Tür wieder hinter sich schließen konnte. ›Kann
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