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Die schoene Muenchnerin

Die schoene Muenchnerin

Titel: Die schoene Muenchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaemmerer Harry
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man das wirklich?‹, fragte er sich auf dem Weg zur U-Bahn. Hatte er nicht zugesagt, dass er zu Dieters Geburtstagsparty am Samstag kommen werde? Und hatten sie nicht Telefonnummern ausgetauscht? Schöner Mist. Der süße Wein und die Kaninchenabgase mussten seinen Verstand böse angegriffen haben. Heilige Scheiße! Aber zumindest hatte er jetzt eine steile These: Dr. No war Andrea Meyers Lover. Nose – das war der Mann, auf den sich ihre Ermittlungen konzentrieren sollten. Zankl war gespannt, was Dosi aus ihm herausgekriegt hatte. Sicher nichts, so aalglatt, wie der war. Und dann würde er mit seiner These auftrumpfen! Aber das musste bis morgen warten. In seinem angeschossenen Zustand konnte er unmöglich noch im Büro aufkreuzen. Und auf Connys Frage »Schatz, wie war dein Tag?« hatte er jetzt ebenfalls noch keinen Bock. Der süßliche Stinkolettigeschmack des Nachmittags verlangte nach Vergeltung. Mit der U-Bahn zur Fraunhoferstraße und in den Bergwolf . Eine Currywurst superscharf mit Pommes Schranke und Extrazwiebeln. Dazu ein, zwei Bier. Dann würde Conny auch bestimmt darauf verzichten, von ihm fantasievolle Liebesschwüre ins Ohr geflötet zu bekommen. Nähe hatte er heute schon genug gehabt. Ob der Bergwolf überhaupt schon offen hatte? Egal. Dann würde er vorher noch was im Fraunhofer trinken.
    LOCKER, ABER INTIM
    So steil war Zankls These mit Dr. No nicht, denn Dosi hatte nachmittags ein kurzes, aber anregendes Gespräch mit Dr. No, der sehr schockiert war, als er von Andrea Meyers Ableben erfuhr. Denn sie war nicht nur seine Patientin, sondern auch seine »Teilzeitpartnerin« – wie er es nannte. »Intellektuell nicht ganz meine Wellenlänge«, sagte er, »aber ein himmlischer Körper. Wenn wir uns liebten, harmonierten wir wunderbar.«
    Dosi, die eine Freundin des offenen Wortes war, nickte verständnisvoll. »Sagen Sie, die Operationen gehen alle auf Ihr Konto?«
    »Durchaus, sie war meine Muse. Sie war sehr ehrgeizig, was ihren Körper betraf. Von manchen Dingen habe ich ihr abgeraten, aber am Ende hat sie immer bekommen, was sie wollte. Sie konnte da sehr rigoros werden.«
    »Auch das Vaginallifting?«
    Nose sah sie erstaunt an und atmete tief durch. »Ich muss sagen, Sie haben gute Ärzte. Es war nur ein ganz kleiner kosmetischer Eingriff. Minimal. Ich hätte nicht gedacht, dass man es sieht.«
    »Wir sehen alles. Wie würden Sie denn Ihre Beziehung bezeichnen?«
    »Locker, aber intim.«
    »Und wann haben Sie sich das letzte Mal gesehen?«
    »Vor etwa zwei Wochen. Vor ihrer USA-Reise. In ihrer Wohnung. Ich habe ihr gesagt, dass wir uns nicht mehr treffen können.«
    »Warum, wenn ich fragen darf?«
    »Ich entferne mich ein wenig von den körperlichen Verlockungen, suche meine Kraft im Denken, in der Literatur, in Dingen, die bleiben. Da lenkt alles andere ab. Ich meine das ganz ernst.« Er lächelte, zum ersten Mal einen Tick unsicher. Nur eine ausgebuffte Geste? Dosi traute ihm alles zu. »Wenn man seine Mitte neu bestimmt, dann ist das wie bei einer neuen Beziehung: Man fängt bei null an. Andrea fand das nicht so gut.«
    »Verständlich. Sie wissen nicht, ob Frau Meyer Feinde hatte?«
    »Nein. Aber jetzt, wo wir über sie sprechen, merke ich, dass ich erstaunlich wenig über sie weiß. Meine Kenntnisse sind recht einseitig.«
    »Können Sie morgen zu uns in die Rechtsmedizin kommen? Letztlich muss sie ja jemand identifizieren. Sie hatte keine näheren Verwandten.«
    »Ja, ihre Eltern sind tot. Zumindest das weiß ich. Natürlich komme ich.«
    »Sagen Sie, wissen Sie eigentlich, dass Andrea Meyer mit Veronika Saller eng befreundet war?«
    »Nein, wer ist das?«
    »Die Dame mit der falschen Nase, wegen der wir bei Ihnen waren.«
    »Ja, ich erinnere mich. Erstaunliche Nase.«
    WEGGEBLASEN
    Mader musste nachdenken. Nicht im stickigen Büro. Er stieg mit Bajazzo in die 19er-Tram und fuhr an die Isar. Haltestelle Max-II-Denkmal. Ein wunderbarer herbstlicher Spätnachmittag. Bäume teils entblättert, teils in flammenden Farben. Nur wenige Menschen. Die kalte Sonne stand tief am lichtblauen Himmel, die frische Luft schmeckte schon fast nach Schnee. Mader grübelte. All das Hässliche seines Berufsalltags und auf der anderen Seite all das Schöne: der wilde Fluss mitten in der Stadt, das Jugendstilschwimmbad, die weiß-blaue Tram, die soeben über die Museumsbrücke zischte. Vielleicht hätte er lieber einen Beruf ergreifen sollen, der auf der schönen Seite spielte? Aber irgendjemand musste sich

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