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Die schoene Muenchnerin

Die schoene Muenchnerin

Titel: Die schoene Muenchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaemmerer Harry
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ja auch um den Schmutz kümmern. Die würzige Abluft aus der Sauna des Müller’schen Volksbads riss ihn aus seinen Gedanken. Wo war Bajazzo? Der verschwand gerade in der dunkelspeckigen Unterführung am Rosenheimer Berg. Mader folgte ihm und blieb nach der Unterführung an der Plastik von Martin Mayer stehen. Hatte er mal nachgeschlagen: die Bukolika . Er betrachtete sie genau: eine bäuerliche Frau, sitzend, die Ellenbogen aufgestützt, das Gesicht in den Händen. Die grobe und doch elegante Bronzeplastik hatte er immer schon gemocht. Die Dame hatte ihren Rock aufgespannt wie eine Obstschale. Und man konnte ihr unter den Rock sehen. Auf den glatten Bronzeguss hatte jemand mit leuchtend roter Farbe ein Schamdreieck gesprüht, das sie gelassen zur Schau trug. Jetzt fielen ihm Dr. Fleischers Bemerkungen zu den Vaginaloperationen ein. Ja, es gab Dinge jenseits seines Horizonts.
    Bajazzo hatte auf dem Grünstreifen gerade sein Geschäft beendet, und Mader sah sich um, ob jemand Zeuge dieser Machenschaften geworden war. Nein. Also ließ er den knisternden schwarzen Plastikbeutel in der Manteltasche. Halt! Was war das? Wer war das? Sein Blick hatte gerade jemanden gestreift. Eine Frau. Im Unter­bewusst­sein hatte er sie registriert. Er kannte sie. Und auf der anderen Straßenseite sah er sie: Catherine! Im Schaukasten der Museum Lichtspiele . Inmitten anderer schöner Frauen. Aber sie stach heraus. Wie immer. Mader klickte Bajazzos Leine an, überquerte die Straße und betrachtete das Plakat: 8 Frauen von François Ozon. Sein Herz schlug höher. Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Em­ma­nuelle Béart, Fanny Ardant … Heute 17.30 Uhr. Französisches Original . Ein Lächeln verzauberte Maders Gesicht. All die wirren Gedanken waren wie weggeblasen. Er sah auf die Uhr. Eine knappe Stunde. »Ich werde hier sein«, versprach er ihr.
    VISAGEN
    »Dietmar, wie geht’s den Burschen?«, fragte Grasser am Telefon.
    »Wunderbar, frisch operiert, ist ganz gut geworden. Besser als vor dem Unfall. Die Studenten haben gestaunt.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich hab doch einen Lehrauftrag an der Uni. Die beiden sind perfekt zu Demonstrationszwecken.«
    »Bist du wahnsinnig, die beiden …«
    »Grasser, wie stellst du dir das vor? Alles ohne Krankenkasse und ohne Rechnung, ich hab das Finanzamt auf den Hacken. Ist doch wunderbar. Soziales Engagement für mittellose Patienten, ich tu dir einen Gefallen und der Wissenschaft auch noch.«
    Grasser lachte. »Dietmar, du bist verrückt! Ich bin dir zu großem Dank verpflichtet.«
    »Warum hast du sie eigentlich nicht selbst operiert?«
    »Ach, mit einer Sehnenscheidenentzündung fasst man besser kein Skalpell an.«
    »Soso. Du, wenn ich mal deine Hilfe brauche …«
    »… kannst du auf mich zählen. Hundert Prozent. Worum geht’s denn, um Geld?«
    »Nein. Nur ein Gefallen. Treffen wir uns doch morgen Mittag, dann sprechen wir.«
    »Aber gerne. Beim Italiener wie immer?«
    »Ja, bestens. Und hol bitte die Jungs ab. Ich kann sie nicht hierbehalten. Meine Kundinnen flippen aus, wenn sie die Visagen sehen. Die Nachsorge mach ich ambulant.«
    SUPERGAU
    Hummel war erschöpft. Das Schöne und das Unangenehme lagen in seinem Leben oft nah beieinander. Wobei in seinem Job eindeutig das Zweite dominierte.
    Liebes Tagebuch,
    dieser Tag war das pure Grauen. Anders kann man das nicht nennen. Der Besuch bei Chris war der Supergau. Sie war schon am Telefon so komisch. Als hätte sie geahnt, dass ich mit schlechten Nachrichten komme. Und dann hat sie mir in ihrem Büro eine Riesenszene gemacht. Warum ich gestern nicht mehr angerufen hätte? Wo ich doch wusste, dass Andrea bei ihr unter Vertrag war. Das hätte ich ihr doch sagen müssen! Hätte ich das? Und als ich sie gefragt hab, warum die Meyer schon vorzeitig aus den USA zurückgekehrt war, ist sie komplett ausgeflippt. Woher soll sie denn das wissen?, hat sie mich angeschrien. Und ob das jetzt ein Verhör ist? Als sie sich endlich beruhigt hatte, hat sie mir ihren Outlook-Kalender mit allen ihren Terminen und denen ihrer Models gezeigt. Bei der Meyer war bis heute Urlaub eingetragen. Passt doch. Woher sollte sie denn wissen, dass die Meyer umgebucht hatte und schon am Sonntag wieder in München war? Wahrscheinlich war Chris so empfindlich, weil sie sich Vorwürfe macht. Ich hätte sie gern getröstet. Aber Beru fl iches und Privates sollte man trennen. Na ja, jedenfalls war die Aktion kein Hit. All die Leichtigkeit von gestern Abend – futsch.

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