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Die schoene Muenchnerin

Die schoene Muenchnerin

Titel: Die schoene Muenchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaemmerer Harry
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ja, Entropie …«
    »Ich muss mich jetzt um meinen Flüssigkeitshaushalt kümmern«, sagte Mader und ließ einen verdutzten Günther zurück. Mader schnappte sich ein Glas Sekt und stürzte es hinunter. Er nahm ein zweites und ließ den Blick schweifen. Seine Exfrau tänzelte von einem Grüppchen zum anderen – bussibussi –, tauschte hier ein paar Wörtchen aus, lachte dort glockenhell und war ganz in ihrem Element. Jetzt erblickte er auch Dr. Grasser, den Beautydoc mit dem erleuchteten Haarkranz. Und dann erklomm ein weiterer Mann das Podium. Mader sah einen Hauch Michel Piccoli, aber mit mehr Haaren auf dem Kopf. Bekleidet mit einem hellbraunen Leinenanzug und schwarzem Hemd, das einen großzügigen Blick freigab auf lodern­des Brusthaar an sonnengebräunter Haut.
    »Das ist unser Vorsitzender, Dietmar«, erklärte Leonore, die wieder bei ihm angebrandet war. »Dietmar Schwarz.«
    »Oh, das ist Dr. No?«
    Leonore lachte auf und hielt sich den Zeigefinger vor die Lippen. Mader wollte sie noch etwas fragen, aber Leonore flatterte schon wieder davon. ›Gibt der jetzt auch ein paar gereimte Zeilen zum Besten?‹, überlegte Mader. ›Vielleicht Verse aus dem Kamasutra ?‹ Er lächelte zufrieden. Volltreffer. ›Hier sind die richtigen Leute versammelt.‹ Hoffentlich musste er dafür keinen zu hohen Einsatz zahlen. Der Pickelknabe war schon eine außergewöhnliche Belastung gewesen.
    Dr. Nos kräftiges Organ ertönte: »Liebe Freunde des gesprochenen und geschriebenen Wortes, ich danke euch allen noch mal herzlich für euer Kommen und für die großzügige Unterstützung – ideell und materiell. Wie ich sehe, haben wir heute unter uns auch einige Neuanwärter auf die Klubmitgliedschaft. Daher ein paar erklärende Worte. Wir verstehen uns als gemeinnütziger Verein zur Förderung der schönen Literatur in München. Wer sich auf den Schwingen der Literatur über die Profanität des Alltags erhebt, der muss unabhängig bleiben von der harten Realität des Broterwerbs. Ihr alle seid Mäzene dieser großen Künstler wie Geronimo. Meine Botschaft lautet: Öffnet Euro Herz und Geldbeutel. Die Aufnahmeanträge zu unserem illustren Kreis finden sich an der Garderobe. Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung. Und nun wünsche ich uns allen noch gute Gespräche.«
    Als Dr. Nos sonore Stimme verhallt und der Applaus verebbt war, kippte Mader den Rest seines zweiten Glases in sich hinein.
    »Und, was sagst du?«, fragte Leonore, die wieder zu ihm zurückgeflattert war.
    »Beeindruckend für einen Schönheitschirurgen. Kennst du ihn näher?«
    »Dietmar. Durchaus.« Sie lächelte vielsagend.
    »Du hast doch nicht …?«
    »Wohl kaum!«
    »Entschuldige. Sag mal, duzt ihr euch hier alle?«
    »Klar. Der Münchner Literaturzirkel ist ja ein exklusiver Klub.«
    »Mein Chef ist auch da.« Er deutete zu Günther.
    »Wenn du Mitglied wirst, darfst du Hans auch duzen.«
    »Ich sag eh schon Günther.«
    Leonore lachte herzhaft. »Deinen Humor hab ich echt vermisst. Was machen wir jetzt mit dem angerissenen Abend?«
    »Hast du hier keine gesellschaftlichen Verpflichtungen mehr?«
    »Ich bin eine freie Frau. Sag an, ich folge dir.«
    Einem Gedankenblitz folgend sagte er: »Trader’s Vic.«
    Mit der Wahl der antiquierten Südseebar im Bayerischen Hof überraschte er sie ein weiteres Mal. »Toll, da war ich seit Ewigkeiten nicht mehr.«
    THEORIE UND PRAXIS
    Zankl räumte sein Bettzeug im Wohnzimmer auf die Couch. Er hatte den Streit nicht vom Zaun gebrochen. Nein, er war heute eigentlich der große Held gewesen. Er hatte sich morgens schon auf die Strategie festgelegt, seiner Frau ohne Murren jeden Wunsch zu erfüllen, den sie bei der Auswahl der Babyausstattung hatte. Vielleicht gelegentlich beratend eine Empfehlung aus den Zeitschriften Eltern oder Nido oder eines Internetforums einfließen lassen, mehr aber auch nicht. So weit die Theorie.
    Die Praxis sah anders aus. Als sie schließlich am frühen Samstagabend nach ausgeführtem Manöver vor Baby­ausstat­tung Schlichting gestanden waren, hatte er still gelächelt. Nein, es war kein Lächeln, es war ein gemeißeltes Grinsen, während Conny immer noch die Stirn in Sorgenfalten gelegt hatte und sich nicht sicher war, ob sie wirklich alles richtig entschieden hatten. Nein, er hatte nicht mit der Wimper gezuckt, als seine Frau sich in dem hoffnungslos überfüllten Geschäft das gesamte Programm an Kinderwagen, Kinderbetten, Wickelkommoden, Still­kissen und Babytragesystemen

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