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Die schoene Muenchnerin

Die schoene Muenchnerin

Titel: Die schoene Muenchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaemmerer Harry
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gesagt, da geht was. Er spricht noch mal mit dem Auftraggeber. Und das mit den Ohren regelt er. Wenn wir wissen, um wie viel es geht, verlangen wir unseren gerechten Anteil, und dann sind wir raus.«
    »Oh, der Herr will aufhören mit den dunklen Geschäf­ten?«
    »Ja, Loki, ich will aufhören. Was ist das für ein Job, bei dem ich froh sein muss, wenn nur meine Fresse zerstört wird. Wir machen Kasse, und dann geht’s heimwärts.«
    »Zu Mama, nach Transsylvanien?«
    »Nach Alba Iulia. Du kannst mit deinem Teil der Kohle machen, was du willst.«
    »Ich kauf mir einen Porsche.«
    »Du lernst es nie.«
    VENEDIG, PARIS, LONDON, PASSAU
    Mader freute sich aufs Wochenende. Mit Bajazzo raus in die Natur. Und vielleicht würde er seine Exfrau anrufen, ein kurzes Treffen vorschlagen. Natürlich nicht ohne Hintergedanken.
    Hummel hatte den Freitagabend in Trance verbracht. Kein dem Bierkonsum geschuldeter Zustand, sondern pures Glück. Er hatte sich mal was getraut. Er hatte Chris Winter angerufen. Einfach so. Nach seinem Waterloo in der Agentur. Er hatte sie gefragt, ob sie am Samstag das Essen im Fraunhofer mit ihm nachholen will. Er würde auch sein Handy zu Hause lassen. Irgendwann musste ja schließlich Dienstschluss sein. Und sie hatte zugesagt. Aus lauter Übermut ging er abends endlich mal wieder in die Blackbox . Beate war nicht da. ›Wahrscheinlich ein Romantikweekend mit ihrem Zukünftigen‹, war sein erster Gedanke. Beim zweiten Bier fragte er die Bedienung, eine rothaarige Studentin. Und, o Wunder: nix Venedig, Paris, London. Beate war bei ihren Eltern, weil ihre Mutter mit Oberschenkelhalsbruch im Krankenhaus lag. Was für eine gute Nachricht! Noch gab es in Beates Leben wichtigere Dinge als diesen Affen. Und morgen würde er Chris sehen! Ja, er konnte doch noch was bewegen in der Welt der Frauen.
    Dosi war unterwegs zu einem Familienfest in Passau. Ihre Vorfreude hielt sich in Grenzen. Die Hochzeit einer Cousine in Hauzenberg. Dirndlzwang. Im wahrsten Sinne des Wortes. Als sie sich bei Loden Frey in das dritte Dirndl reingezwängt hatte, das zwar ein fulminantes Dekolleté zauberte, aber kaum Luft zum Atmen ließ, hatte die Verkäuferin endlich ein Erbarmen und sie darauf hingewiesen, dass sie es einfach mal mit zwei Nummern größer probieren sollte. Tja, Größe 38, das war einmal. Dank fachkundiger Beratung fand sie aber doch noch was Schönes. Ganz klassisch in Dunkelblau mit hellblauer Schürze und weißer Bluse. »Wie der bayerische Himmel«, hatte die Verkäuferin gescherzt.
    Fränki war ganz hin und weg, als er Dosi im Dirndl sah. ›Aber der findet mich auch noch in einem Kartoffelsack schön‹, dachte Dosi und war sich nicht sicher, ob das gut oder schlecht war. Manchmal war ihr das mit Fränki einen Tick zu kuschelig. Zum Glück hatte er am Wochenende keine Zeit, um mitzukommen. Jetzt freute sie sich erst mal auf ein paar ­gescheite Rosswürste aus der Metzgerei ihres Vaters.
    BAYRISCHE WURZELN
    Samstagabend. Mader hatte einen herrlichen Tag mit Bajazzo verbracht. Mit der S-Bahn bis Tutzing und dann ein langer Spaziergang zu den Osterseen, wo jetzt im Herbst eine wahrlich zauberhafte Stimmung herrschte. Knorrige Baumwurzeln am Ufer, die ihre langen gichtigen Finger ins dunkle Wasser krümmten. ›Wenn man lange genug auf den schwarzen Spiegel sieht, tauchen bestimmt Elfen und Wassermänner auf‹, hatte Mader gedacht.
    Jetzt waren sie wieder im rechteckigen Neuperlach. Und der Tag war noch nicht vorüber. Mader zog sich um. Wann hatte er das letzte Mal einen Anzug getragen? »Zieh dir bitte was Ordentliches an«, hatte Leonore am Telefon gesagt, »keine Cordhose, keine Lederjacke!« Er betrachtete sein Spiegelbild. Er sah aus wie ein Totengräber. Er setzte eine demütig-betroffene Miene auf und musste grinsen. Nein. Ging gar nicht. Er holte den Trachtenanzug aus dem Schrank. Passte noch wie angegossen. Der Spiegel im Flur überraschte ihn ebenfalls: kein Faschingskaschperl, kein Oktoberfestdimpfl, sondern ein stattlicher Mann mit bayerischen Wurzeln. Dazu die guten Schuhe aus Italien – espressoschwarz statt haferlbraun. Er nickte zufrieden, als er den Mantel anzog. Bajazzo war die perfekte Ergänzung. Zeitlose Münchner Eleganz. Bajazzo – verdammt! Das hatte er ganz vergessen. Er griff zum Telefon. Bei Hummel sprang nur die Mailbox an. Er legte auf und wählte Hummels Festnetznummer. Beim zweiten Klingeln hob Hummel ab.
    »Hallo, Hummel, ich bin’s, Mader.«
    »O nein!«
    »O ja! Warum

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