Die schoene Muenchnerin
hatte vorführen lassen. Er wusste jetzt alles über Hesba , Boogaboo oder Urban Jungle , alles über Schadstoffwerte und Härtegrade von Matratzen. Worte wie Glückskäfer und Didymoss gellten noch in seinen Ohren. Zwischen Kuschellyrik und Dada. Nein, er hatte nicht gemurrt, als Conny nach endlosen Debatten mit der verständnisvollsten Verkäuferin der Welt sich stets für das teuerste Produkt entschieden hatte. Natürlich! Nur das Beste für das Kind! Und: nur das Beste für die Mama! Denn er hatte Conny hinterher auch noch zum Essen ausgeführt. Zu einem der besten Italiener der Stadt, ins Centrale in der Schellingstraße, weil Geld ja gerade sowieso keine Rolle spielte. Conny hatte die halbe Speisekarte verschlungen. Um diese dann nach der Panna cotta in einem plötzlichen Anfall von Übelkeit in das italienische Klo zu erbrechen. Auch das hatte er mit einem verständnisvollen Lächeln ritterlich ertragen.
Und was war der Dank für den ganzen Aufwand? Dass Conny ihm abends zu Hause vorgeworfen hatte, er hätte sich bei der Auswahl der Babyausstattung nicht genug eingebracht. Ja, er sei merkwürdig gleichgültig gewesen. Ob sie und das gemeinsame Kind ihm denn gar nichts bedeuteten? Das war doch der Gipfel! Klar, die Hormone, die für Übellaunigkeit und Übelkeit sorgten. Aber irgendwann riss auch ihm die Hutschnur.
»Das kotzt mich alles an«, hatte er zwar nur in sich hineingebrummelt. Aber Connys Sensoren waren fein. Mit dieser aus seiner Sicht völlig korrekten Lagebewertung hatte er bei ihr komplett verschissen. Verdammt, auf den letzten Metern!
Nicht, dass sie ihn aus dem Schlafzimmer rausgeschmissen hätte. Er war selbst gegangen, hatte sich ein Bier aus dem Kühlschrank geholt und saß jetzt mit seinem Bettzeug auf dem Sofa. Den Fernseher anzumachen wagte er nicht. Connys empfindliche Ohren hätten das sofort vernommen, und sie hätte das nur als weiteren Beleg für seinen Mangel an Sensibilität gegenüber ihrer speziellen Situation gewertet.
Scheißtag! Er nahm einen tiefen Schluck Bier. Zweiundzwanzig Uhr. Samstagabend war früher mal anders. Aber warum sollte der auch besser aussehen als Freitagabend? Tote Hose. Ihm fiel ein, dass er eigentlich Heinz und Dieter für heute Abend zugesagt hatte. Die Geburtstagsparty. Jetzt erschien ihm das als eine vergleichsweise attraktive Option für den Restabend. Nein, undenkbar.
GLÜCKSBRINGER
Wenn Zankl schon die Arschkarte gezogen hatte, war es nur gerecht, dass Hummel mal das Glück hold war. Ausgleichende Gerechtigkeit.
Liebes Tagebuch,
was für ein Abend, was für eine Nacht! Erst dachte ich ja, den Abend versaut mir Mader auch noch, als er Bajazzo vorbeibrachte. Ich habe ihn dann einfach mitgenommen zu meinem Date im Fraunhofer . Und was für eine Überraschung – es ist wie im Park: Hunde öffnen dir die Herzen der Frauen! Ich hätte nie gedacht, dass Chris auf Dackel steht. Wie rührend sie sich um Bajazzo gekümmert hat! Sie hat ihm gleich eine Schüssel Wasser organisiert. Bajazzo war ja zuerst nicht so angetan von ihr und hat immer wieder misstrauisch geknurrt. Aber das war bestimmt die Eifersucht. Außerdem ist er von Mader wohl kaum den Umgang mit Frauen gewohnt. Als Chris ihm die Schwarte von ihrem Schweinsbraten gegeben hat, hat er sich erst noch ein bisschen geziert, aber dann war das Eis gebrochen. Den Rest des Abends hat Bajazzo an der Heizung unterm Fenster verdöst. Und wir haben uns unterhalten. Chris wollte so viel von mir wissen. Wie ich lebe, was meine Hobbys sind, warum ich Polizist bin, wie ich in den Modelfällen vorankomme. Normalerweise bin ich ja derjenige, der die Fragen stellt. Die Zeit verging wie im Flug. Wir waren fast die letzten Gäste, als wir aufbrachen. Und an der U-Bahn haben wir uns dann geküsst. Also nicht so richtig, wieder so Abschiedsbussi rechts und links. Aber ich hab gespürt, dass da mehr dahinter ist.
Mann, was ich alles erzählt habe –
dass ich nicht nur Polizist bin, sondern auch ein sensibler Künstler. Und dass es mit dem Schreiben und meiner Agentin nicht so richtig klappt. Sie hat gemeint, dass ich sicher noch nicht die richtige Agentur habe. Sie muss es ja wissen. Gleich morgen werde ich googeln … Hach, wenn Bajazzo dabei ist, dann klappt das mit den Frauen.
AUS DER ÜBUNG
Mader rieb sich die Augen. Sein Schädel dröhnte. Irgendwas war komisch, sah komisch aus, war anders. Verdammt, er war nicht zu Hause! Er schloss die Augen. Konnte es ein, dass …? Er drehte sich zur Seite. Die
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