Die schoene Muenchnerin
rauskommt.«
Sandy Möller riss die Augen auf. »Vor Weihnachten!«
»Ja, was glauben Sie denn? Dass sich im nächsten Jahr noch irgendeiner für Weinmeier interessiert? Der Typ ist tot, mausetot! Nächstes Jahr auch pressemäßig. Wir machen einen Schnellschuss! Wir bieten den Vorabdruck der Bild an, mit der ganzen Story drumrum. Besorgen Sie sich Informationen zu dem Mordfall. Wickeln Sie diesen Kriminaler ein, diesen Hummel. Der schreibt wahrscheinlich selbst, so nassforsch, wie der auftritt.«
Möller war ganz still.
»Was ist jetzt?«, zischte Lerchenthaler. »Sie haben doch den Text, oder?«
»Eine, äh, Rohversion.«
»Na, bestens. Dann frisch ans Werk! Und keine Extrakosten! Ich habe bereits 50 000 ausgegeben!« Er machte dieselbe Handbewegung wie vorhin bei Hupsi.
LÖFFELWEISE
»Ich frag jetzt nicht, woher Sie das haben«, sagte Mader, nachdem ihm Gesine nicht ohne Stolz das Ergebnis des DNA-Tests gezeigt hatte.
»Zu demjenigen, der den Kaffeelöffel abgeschleckt hat, gehört auch das Sperma in Andrea Meyer«, fasste Gesine zusammen. »Zur Sicherheit hab ich noch die Fingerabdrücke am Löffel. Falls jemand Zweifel hat.«
»Damit haben wir ihn«, sagte Dosi. Sie wusste selbst, dass es nicht so einfach war. Denn als Beweismittel würde auch das nicht zählen. Gesine hatte den Löffel im Alleingang organisiert. Aber vielleicht würde es reichen, um den Staatsanwalt so weit zu bringen, einen offiziellen Speicheltest zu veranlassen. Doch da musste erst Dr. Günther zustimmen.
Mader sah in die Runde. »Vielleicht brauchen wir das gar nicht offiziell. Hauptsache, wir wissen, dass Nose an diesem Tag mit der Meyer geschlafen hat. Warum bestreitet er ein Treffen und organisiert sich ein Alibi? Weil er glaubt, dass wir einen Zusammenhang mit dem Mord sehen? Es könnte aber auch ganz anders sein: Meyer und Saller haben jemand anderen erpresst. Der dann die Saller umgebracht hat. Dieser Jemand weiß, dass Dr. No sich gelegentlich mit Patientinnen im Altstadthotel auf ein Schäferstündchen trifft. Und bringt Andrea Meyer ausgerechnet an dem Abend um, nachdem die beiden miteinander geschlafen haben. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Die zweite Erpresserin ist tot, und der Verdacht fällt auf Nose.«
Zankl war skeptisch. »Und dieser Jemand stopft dann die Tante auch noch in einen Kanalschacht. Warum lässt er sie nicht offen liegen?«
Mader zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Manchmal sind Mörder einfach kranke Typen.«
Sie diskutierten kontrovers. Mader blieb dabei, dass es nicht zwingend Nose sein musste, der hinter der Sache steckte. Gesine war zuerst enttäuscht. Doch langsam gefiel ihr Maders These, denn dann wäre Nose ja unschuldig!
DIE STÜHLE
Dosi blickte in der Kantine von ihrem Schweinsbraten auf. »Ich glaub, Mader macht es unnötig kompliziert. Ich würde Nose einfach unter Druck setzen und schauen, was passiert.«
»Wie willst du den denn unter Druck setzen?«, fragte Hummel.
»Ans Bett fesseln und mit einem Kissen vor seinem Gesicht rumwedeln.«
Sie lachten.
»Ist das eigentlich publik mit Weinmeier?«, fragte Dosi.
»Jetzt, wo der Verleger von seinem Tod weiß, wird es zumindest die Buchbranche wissen«, sagte Hummel und sah auf die Uhr. »Apropos, ich muss los, ich bin mit der Lektorin von Weinmeier verabredet.«
»Voller Energie, unser Hummel«, sagte Zankl, als Hummel weg war.
Dosi nickte. »Ganz sein Metier. Ich geh noch mal zu Nose. Ich werde ihn einfach fragen, wo er in der Nacht von Donnerstag auf Freitag war. Und ob er Weinmeier kennt.«
»Und du meinst, du kriegst eine ehrliche Antwort?«
»Ach, er mag mich. Zumindest meine Nase.«
Dosi erhielt präzise Auskunft von Nose – gar kein Problem. Er war zu Weinmeiers Todeszeit über Nacht in Salzburg. Bei einer Theateraufführung. »Ionesco. Die Stühle . Wunderbar. So abstrakt.« Dann auf einem Empfang mit Salzburger Geschäftsleuten. Viele Zeugen. Bis spät. Genächtigt hatte er im Hotel Mozartruh . Dafür gab es eine Zeugin. Sehr blond und haarscharf über achtzehn.
DA GHOST
Die Lektorin war so gar nicht Hummels Typ. Er mochte nette Leute, vor allem nette Frauen. Da half auch kein einstudiert-jugendliches Lächeln hinter der grünen Designerbrille. Und die neugierigen Augen der Ganghuscherinnen aus den offenen Büros verhießen ihm auch nichts Gutes.
»Bei uns sind die Türen immer offen«, erklärte ihm Möller, bevor sie ihre Tür schloss, »wegen der Kommunikation.«
Hummel nickte ergeben. Dann hielt ihm die
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