Die schoene Muenchnerin
beeindruckt.
Dr. Lerchenthaler betrat den Raum. Eine stattliche Erscheinung, wohlgenährt und in einem für die Jahreszeit viel zu leichten hellen Leinenanzug, sehr lässig,mit braungebrannter Glatze. Im Schlepptau Hubertus, mit Keksen und Getränken. »Guten Tag, die Herren«, sagte Lerchenthaler. »Was kann ich für Sie tun?«
Mader unterrichtete ihn vom Tod seines Autors. Lerchenthaler nahm die Nachricht von Weinmeiers Tod gefasst auf. Keine menschliche Regung. Zumindest nicht erkennbar.
»Was war Weinmeier für ein Typ?«, fragte Mader
»Ein Hasardeur, Provokateur, Egoist – mit einem sicheren Instinkt dafür, wo es wehtut. Sicher, er war schon etwas auf dem absteigenden Ast, aber mit Deutschland schafft an war er noch mal zu Höchstform aufgelaufen. 1,5 Millionen verkaufte Exemplare! Im Hardcover!«
Mader nickte. »Woran arbeitete er gerade?«
»An einem Buch über das Geschäft mit der Schönheit. Ich hätte mir noch mal was mit Sex gewünscht. So in Richtung: Wie die Deutschen ficken .« Er lachte dreckig. »Entschuldigen Sie, aber den Titel hatte er mir an den Kopf geworfen, als ich ihn fragte, ob er nicht lieber eine Fortsetzung seines Erfolgstitels schreiben will. Weinmeier war ein grober Knochen. Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Wir brauchen das Manuskript des neuen Buches.«
Lerchenthaler lachte auf. »Kein Autor gibt pünktlich ab. Weinmeier schon gar nicht. Ein Großmeister im Hinauszögern der Abgabe. Aber wer weiß, vielleicht haben wir schon was. Was haben Sie denn mit dem Manuskript vor?«
»Überprüfen, ob wir darin ein Tatmotiv finden«, erklärte Hummel.
»Wie ist er denn zu Tode gekommen?«
»Erstickt«, sagte Mader. »Also, können wir das Manuskript haben?«
Lerchenthaler räusperte sich. »Wissen Sie, das geistige Eigentum unserer Autoren ist uns heilig.«
Hummel nickte verständnisvoll.
Mader sah ihn missbilligend an, dann sagte er zu Lerchenthaler: »Der oder die Täter haben die Wohnung von Weinmeier auf den Kopf gestellt, so viel zu ›heilig‹. Vielleicht bekommen Sie ja auch noch Besuch.«
Lerchenthaler griff zum Hörer des Zimmerapparats, wählte eine Nummer und wurde nach mehrmaligem Läuten weiterverbunden »Hubertus!«, bellte er in den Hörer, »wo ist die Möller? … Was? Schon?! Die hat sie doch nicht alle! Haben Sie ihre Handynummer? … Ja, bitte. Aber pronto!« Er legte auf. In seinem Gehirn spielten die Gedanken Fußball. Sein Torinstinkt war erwacht. Das Buch eines toten Autors …
»Was überlegen Sie?«, fragte Mader.
»Was zu tun ist. Wer die Trauerfeier organisiert. Und diese Sachen.«
»Und wann sollte das Buch erscheinen?«, fragte Mader.
»Erst im nächsten Herbst. Würde mich sehr wundern, wenn wir das Manuskript schon im Haus hätten. Den aktuellen Stand der Dinge hat Sandy Möller, die Lektorin.« Das Telefon klingelte. Lerchenthaler hob ab und schrieb eine Nummer auf. Er schob Mader den Zettel hin. »Mein Assistent sagt, sie geht grade nicht dran.«
Mader nickte müde. »Und bei Ihnen stehen die wichtigen Daten nicht zufällig auf einem Server?«
»Doch, im Prinzip schon. Aber Möller und Weinmeier kannten sich ganz gut. Da geht so was durchaus direkt zwischen Lektor und Autor.« Er lachte. »Auch wenn die Möller ihn nicht riechen konnte. Weinmeier war ein echtes Ekelpaket. Aber der Autor ist immer König. Der Leser natürlich auch. Erst der Autor, dann der Leser, dann der Verlag – unsere Devise. Für alle das Beste.«
»Eine Win-Win-Win-Situation«, stellte Hummel fest.
Seine Worte verperlten im Off.
»Ich schlage vor, Sie sprechen ihr aufs Band und warten, bis sie sich meldet. Vielleicht ist sie gerade im Kino.«
»Im Kino«, schnaubte Mader. »Am Nachmittag!«
»Französische Filmtage im Gasteig«, sagte Lerchenthaler und blickte Mader direkt an. »Ein paar echte Raritäten. Dafür verzichtet man schon mal auf Sonnen schein.«
KEINE HEMMUNGEN
Dosi und Zankl hatten noch mal die Wohnung von Weinmeier durchkämmt. Ein Schmuddelparadies. Jede Menge Herrenmagazine und Dinge, die man nicht wirklich sehen wollte. »Eine rechte Sau«, urteilte sogar Zankl. Aber von dem Manuskript keine Spur.
Sie gingen danach in das Café an der Ecke und bestellten Cappuccino. Dosi orderte dazu einen der Monsterschokomuffins aus der Vitrine. »Was sein muss, muss sein«, erklärte sie.
»Nur keine Hemmungen«, sagte Zankl. »Wir sind nicht verheiratet.«
Sie grinste. »Das fehlte gerade noch.«
»So, jetzt hab ich kurz Zeit«, sagte der
Weitere Kostenlose Bücher