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Die schöne Parfümhändlerin

Die schöne Parfümhändlerin

Titel: Die schöne Parfümhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A MCCABE
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klang es, aber musikalisch und warm wie ein Sommertag. Die feinen Fältchen um die Augenwinkel wurden ein wenig tiefer, während die Augen fröhlich und fragend auf sie gerichtet waren. Julietta presste die Lippen fest zusammen, um nicht zu kichern, obwohl sie nicht recht wusste, worüber sie eigentlich lachen musste.
    „Nein, Madonna“, sagte er. „Ich bin Seemann. Ich habe keine Frau. Ich suche ein Geschenk für meine Mutter.“
    Seine Mutter! Madre di dio!, stöhnte Julietta insgeheim. Oh Gott, heute war sie aber wirklich närrisch. „Ihr sucht ein Geschenk für Eure Mutter?“
    „ Sì, und zwar eines, wie Ihr bereits vorgeschlagen habt, eigens für sie zusammengestellt. Sie ist nämlich eine ganz besondere Frau.“
    „Sehr schön?“ Musste sie ja sein, bei so einem Sohn.
    „Ja, und sehr gütig und gläubig. Unschuldig wie der junge Morgen. Was würdet Ihr vorschlagen, Madonna?“
    Aha. Nun war Julietta in ihrem Element. Den perfekten Duft erschaffen. Das verstand sie. Kühl und nüchtern überlegte sie, während sie bereits unter dem Ladentisch ein Tablett hervorzog, auf dem in einem Elfenbeingestell eine Menge Phiolen voller kostbarer Öle standen. Suchend strich sie mit den Fingerspitzen über die Korkstöpsel der ordentlich beschrifteten Fläschchen. „Rosen natürlich. Und? Vielleicht Veilchen?“, murmelte sie. „Veilchen aus Spanien? Was meint Ihr, Signore?“
    Julietta hielt ihm das Fläschchen entgegen. Er lehnte sich herüber und atmete tief ein. Zu tief, er keuchte und hustete.
    Julietta lachte leise. „Vorsicht, das ist reine Veilchenessenz. Die riecht sehr stark.“ Sie zog die Spitzenrüschen ihres Ärmels zurück, träufelte einen winzigen Tropfen des Öls auf ihr Handgelenk und hielt es dem Kunden entgegen. „So, riecht jetzt einmal.“
    Behutsam, mit zwei Fingern nur, hielt er ihr Handgelenk. Julietta holte erschrocken Luft. Lang und warm waren seine Finger, schwielig und voller kleiner weißer Narben. Am Ringfinger glänzte ein Rubin in einem Goldring. Ganz sanft hielt dieser Mann ihre Hand, und doch spürte Julietta die unterdrückte Kraft, die dieser Berührung innewohnte. Sein Blick war auf ihr Handgelenk gerichtet, und sie konnte seinen Atem warm auf ihrer Haut spüren. Langsam, ganz langsam beugte der Fremde sich über den betörend duftenden Tropfen, die Lippen näherten sich …
    „Madonna, habt Ihr die Lotion für Signora Lac…“ Biancas vertraute Stimme brach den Bann, dem Julietta fast erlegen wäre, zerriss das Netz, das der türkisäugige Zauberer um sie gesponnen hatte. Eilig zog sie ihre Hand zurück, strich die Rüschen wieder über das Handgelenk und trat zugleich einen Schritt zurück.
    „Ich wusste nicht, dass Ihr bereits Kundschaft habt“, erklärte die Dienerin erstaunt, während sie sich neben Julietta stellte. Fragend richtete Bianca ihre dunklen Augen auf ihre Herrin. „Guten Morgen, Signore. Habt Ihr gefunden, was …“ Verwundert hielt Bianca inne. „Oh!“ Erschrocken hielt sie sich die Hand vor den Mund. Das Glas mit der Lotion fiel zu Boden. Ein Wunder, dass es nicht zerbrach, sondern lediglich unter den Ladentisch rollte. „ Il leone“, flüsterte sie ehrfürchtig.
    „Wovon redest du, Bianca?“, fragte Julietta verstört, während sie sich nach dem Glas bückte. Sie fühlte sich plötzlich schrecklich einsam, der Berührung des Zauberers beraubt, zugleich war sie erschüttert und ärgerlich über sich selbst, dass sie solche törichten Gefühle zuließ.
    Während sie langsam wieder zu sich kam und sich mit dem Glas in der Hand wieder aufrichtete, glitt Bianca wie unter einem Bann um die Ladentheke.
    Ein Zauber, ähnlich wie ihm zuvor auch Julietta erlegen war.
    „Ihr seid es, nicht wahr?“, wisperte Bianca. „Ihr seid doch Il leone? Ich sah Euch letzte Woche bei Eurer Ankunft in der Stadt. Fantastisch! Ja, Ihr seid der Held. Il leone!“
    Vielleicht war es Einbildung, aber Julietta glaubte, bei dem Fremden ein Erröten zu bemerken. Wahrhaftig, ein leichtes Rot überzog die sonnengebräunte Haut auf seinen Wangenknochen. ll leone? Sollte er es wirklich sein? Der mutige Seefahrer, der den lästigen Piratenschwarm vor Venedigs Küste verjagt hatte? Sie bemerkte ein leichtes Zucken um seine Mundwinkel. Verlegenheit? Schämte er sich seines Ruhms? Oder war es Ärger?
    „Ach Signorina.“ Galant nahm er Biancas Hand und hauchte einen Kuss auf ihr Handgelenk. „Ihr seid zu gütig. Ich habe nur meine Pflicht getan. Piraten sind so ein

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