Die schöne Parfümhändlerin
Lippen, denn plötzlich war ihr Mund ganz trocken. In der Stimme dieses Mannes war etwas Seltsames, Geheimnisvolles. Julietta kam es vor, als wolle sie sie schmeichelnd und liebkosend umgarnen. Und dann dazu der Duft, der diesen Mann umgab …
War er vielleicht ein Magier? Ein geheimnisvoller Zauberer aus dem Ausland?
Sei nicht närrisch, Julietta!, rief sie sich streng zur Ordnung. Er ist ein Mann wie jeder andere.
Möglicherweise sogar ein sehr guter Kunde – nach dem Rubin, der Perle und dem vornehmen Samtwams zu urteilen –, wenn sie ihn nicht mit ihren unziemlichen Blicken vertrieb. Julietta trat zurück, hinter ihrer Ladentheke suchte sie Sicherheit.
„Und womit können wir Euch dienen, Signore?“, erkundigte sie sich ein wenig barsch, während sie sich über die bronzene Kohlenpfanne beugte, die auf dem Fliesenboden stand und bereits wohlige Wärme verströmte. Julietta legte parfümierte Holzstäbchen auf die Glut, und sofort erfüllte ein Duft von weißen Rosen die kühle Luft im Raum. „Unsere Auswahl an herausragenden Düften ist in ganz Venedig unübertroffen.“
Mit wenigen entschlossenen Schritten trat er vor die Theke. Den kurzen roten Samtumhang, am Hals nur von einer dünnen Goldkordel gehalten, schlug er dabei über die Schultern zurück und gab ein teures, weiches Zobelfutter preis. Er setzte das Barett ab und strich sich mit der Hand das lockige Haar zur Seite. Im gleichen Moment fiel durch das Fenster ein Lichtstrahl auf ihn.
Julietta verschlug es den Atem. Wie ein Heiliger in einem Buntglasfenster erschien er ihr. Diese Augen! Blau waren sie – nein, nicht blau, türkis wie das Meer. Klar und leuchtend, auffällig strahlend in dem sonnengebräunten Gesicht. Stechend. Alles sehend.
Doch ein Zauberer! Oder gar il diavolo, der Teufel?
Unwillkürlich umklammerten ihre Finger die Räucherstäbchen so fest, dass sie sich einen Span in den Finger stach. Leise seufzend drehte sie sich um und warf die restlichen Stäbchen ins Feuer, nur um nicht mehr in diese Augen sehen zu müssen.
„Das habe ich auch gehört, Madonna“, sagte der Mann hinter ihr. Sie spürte regelrecht, wie er sich gegen die Theke lehnte und sie genau beobachtete.
„Gehört“, murmelte sie ein wenig einfältig. Richtig, ganz und gar einfältig benahm sie sich. Wer war sie denn, eine erwachsene Frau, Witwe zudem und Ladenbesitzerin. Niemand sollte sie verunsichern oder gar aus der Fassung bringen.
Nein! Du fürchtest dich nicht, befahl sie sich, drehte sich um und sah ihm direkt ins Gesicht.
Ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mund. Voll und sinnlich waren die Lippen. Er schien jünger zu sein, als sie zunächst angenommen hatte. Kaum sichtbar waren die Fältchen um die Augen und die leicht gekrümmte Nase dieses Zauberers. Egal wie reich oder wie vornehm, wieso konnte ein so junger Mann sie so beunruhigen?
„Ich habe gehört, dass dies die beste Parfümerie von Venedig sein soll. Und dass ich hier unbedingt vorbeischauen sollte“, erklärte er heiter.
„Ich bin geschmeichelt, Signore.“ Julietta ging langsam wieder zum Rand der Theke. Ihre Hände legte sie flach auf die Marmorplatte, direkt neben den weichen Samt seines Gewandes. Der Körper dieses Mannes verströmte eine angenehme Wärme. Und abermals verschlug es Julietta beinahe den Atem, so groß war die Unruhe, die sie in seiner Nähe befiel. Doch dieses Mal hielt sie stand und rückte nicht von ihm ab. „Und womit kann ich Euch nun dienen, Signore? Ein Geschenk für eine entzückende Dame? Keine Frau kann einem Parfüm, das speziell für sie gemischt ist, widerstehen. Vielleicht in einem mit Juwelen besetzten Flakon? Als Zeichen Eurer Bewunderung immer ein hübsches Geschenk.“
Der Fremde lächelte breit, lehnte sich mit den Ellbogen auf den Ladentisch und schaute verführerisch zu Julietta auf. „Ach, ich bin erst seit Kurzem in Venedig. Die entzückende Dame, die meine Geschenke als Zeichen meiner Bewunderung annehmen würde, habe ich bislang noch nicht gefunden. Aber ich suche wirklich ein Geschenk und auch für eine ganz besondere Dame.“
Julietta zog erstaunt die Brauen hoch. „Keine Dame aus Venedig?“
„Nein, aus Sevilla. Wo immer ich bin, suche ich nach einem hübschen Andenken, damit sie weiß, dass ich an sie denke.“
Eine steile Falte bildete sich auf Juliettas Stirn. Plötzlich empfand sie Eifersucht – eine Gefühlsregung, die ihr bislang völlig unbekannt gewesen war. „Eure Gemahlin, Signore?“
Er lachte laut auf, rau
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