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Die schöne Parfümhändlerin

Die schöne Parfümhändlerin

Titel: Die schöne Parfümhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A MCCABE
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Ärgernis.“
    „Aber nein!“, widersprach Bianca heftig. „Ihr selbst habt den Piratenkapitän mit dem Dolch getötet. Ihr habt seine Flotte mit Euren Kanonen vernichtet, ohne selbst einen Mann zu verlieren. Ihr seid … Il leone.“
    „Ach, ich ziehe es vor, bei meinem richtigen Namen genannt zu werden: Marcos Antonio Velazquez. Und wer seid Ihr? Mit wem habe ich die Ehre?“
    Verzückt schaute Bianca zu ihm auf. „Ich heiße Bianca, Signor Velazquez. Und das ist meine Herrin, Signora Julietta Bassano. Es ist uns eine Ehre, dass Ihr unsere Parfümerie besucht“
    „Eine Ehre“, wiederholte Julietta. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass so ein Held uns die Gunst seiner Kundschaft erweisen würde. Erlaubt mir, Signore, Euch das Parfüm als Geschenk des Hauses zu überreichen.“
    „Aber nein, Madonna“, widersprach er. „Es ist viel zu wertvoll …“
    „Ohne Euren Mut und Eure Kühnheit hätten wir bald keine Ware mehr zu verkaufen gehabt. Bitte, erlaubt mir, Euch dieses Geschenk zu machen. Als Zeichen meiner Dankbarkeit.“
    „Habt Dank, Madonna“, sagte er mit einer leichten Verbeugung. Dabei sah er sie so durchdringend an, dass Julietta seinem Blick nicht standhalten konnte. Wie kam es nur, dass sie sich ständig vor ihm zum Narren machte?
    „Bianca, der Signore hat einen Duft für seine Mutter in Spanien in Auftrag gegeben. Wenn Ihr die Güte habt, Signor Velazquez, in zwei Tagen wieder vorbeizuschauen, dann wird Euer Parfüm bereitstehen.“
    „In zwei Tagen erst?“, fragte er leise. „So lange, bis ich wiederkommen darf?“
    Julietta zuckte mit den Schultern. „Die Herstellung eines Parfüms ist eine Kunst, Signore. Eine Kunst, die Feingefühl und Zeit verlangt, da darf man nichts übereilen.“
    „Oh ja, Madonna. Das verstehe ich.“
    Die kleine Glocke am Eingang läutete, als die Tür aufgestoßen wurde. Signora Mercanti, eine von Juliettas besten Kundinnen, betrat geräuschvoll den Laden. Ihr zerfurchtes, dick gepudertes Gesicht war gerötet vor Aufregung, die dunklen Augen glänzten. Den plötzlichen Trubel, den die in Pelze und flatternde Stoffe gehüllte Signora samt ihren in den kleinen Ladenraum drängenden Dienern und kläffenden Schoßhündchen verursachte, nutzte Signor Velazquez, um ungesehen – außer von Julietta – aus dem Laden zu flüchten. Sie trat ans Fenster und verfolgte, wie er den campo überquerte – ein scharlachroter Farbtupfer inmitten der grauen Menge. An der Zisterne traf er eine große, unauffällig gekleidete Person. Gemeinsam mit dem Fremden verließ er den Platz, bog in eine schmale Gasse und verschwand hinaus in die große Stadt.
    Zwei Tage. Dann würde er wiederkommen.
    „Habt Ihr es schon gehört, Signora Bassano?“ Aufgeregt packte Signora Mercanti Juliettas Arm und zog sie zurück in die Ladenmitte. Bei solchem Trubel um sich herum blieb Julietta keine Zeit, lange über den Fremden nachzudenken. „Ein riesiger Skandal! Meine Dienerin hat es heute Morgen auf dem Markt erfahren.“
    Julietta schüttelte den Kopf. Sie bückte sich, hob einen der kläffenden Hunde hoch und reichte ihn einem Diener, bevor das Tier sich an ihrem Rock oder auf ihren sauberen Fliesen erleichtern konnte. „In Venedig gibt es doch immer irgendeinen Skandal, Signora.“
    „Ja, aber das ist wirklich eine ungeheuerliche Angelegenheit! Micheletto Landucci hat man heute Morgen tot in seinem Bett gefunden. Direkt neben seiner schlafenden Gemahlin.“
    Julietta wurde eiskalt. Cosima Landucci und ihr toter Gemahl. Wie ein eisiger Schauer überkam sie die Erinnerung an die vergangene Nacht und spülte die letzten Spuren der Hitze, die der aufregende Il leone in ihr hinterlassen hatte, hinweg. Wie konnte die Nachricht von Landuccis Tod schon so schnell die Runde durch die Gassen und Kanäle machen? Ja, das war Venedig. Wie hätte es auch anders sein können?
    „Wirklich?“ Julietta versuchte, Ruhe zu bewahren. „Kennt man die Todesursache schon?“
    Signora Mercanti zuckte mit den Schultern. „Überanstrengung, vermutet man. Nach einem zu reichlichen Nachtmahl und einem Beischlaf mit einer zu jungen Frau. Landucci ist bereits das dritte Mitglied des Savio ai Cerimoniali, das innerhalb weniger Monate verstorben ist. Seltsam, nicht wahr, Signora Bassano? Ach, da fällt mir gerade was ein! Signora Landucci ist doch auch Eure Kundin, nicht wahr? Natürlich wird sie in den nächsten Tagen das Haus nicht verlassen wollen, aber vielleicht schickt sie ja ihre Dienerin. Dann könnten wir

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