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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Mund solle Belladonna trocken machen, die Pupillen weit, den Puls beschleunigen, bis er zu rasen begann …
    Geschah das nicht alles gerade mit ihr?
    Weinen hätte sie können und lachen zugleich, weglaufen und sich im nächsten Moment an Caspar schmiegen. Kurz blitzte Ferdinands heiteres Gesicht vor ihr auf, um sich dann aufzulösen wie ein Trugbild.
    Er würde unerreichbar für sie bleiben – auf ewig.
    Aber war das wirklich so fürchterlich, wie sie stets geglaubt hatte, wo doch gerade das Leben gebieterisch nach ihr rief?
    »Was willst du von mir?«, flüsterte sie, als seine Hände an ihrem Mieder zu nesteln begannen.
    »Pst!« Caspar legte einen Finger auf ihre Lippen. »Jetzt nicht mehr reden, schönste Pippa … «
     
    *
     
    Augsburg, 15. Mai 1556
     
    Anstatt zu schlafen, drehe ich den Gänsekiel zwischen meinen ruhelosen Fingern. Der Magen ist mir wie zugeschnürt, Licht kann ich kaum noch ertragen und ich fange an, Dinge zu sehen, die es so gar nicht gibt.
    Ob Caspar auch in ähnlicher Verfassung ist?
    Wahrscheinlich nicht. Die Natur hat Männer anders ausgestattet, sonst könnten sie ihren Verrichtungen nicht weiter nachgehen, weder Waren verkaufen, noch Politik machen oder Krieg führen, während wir Frauen leiden und bangen und hoffen.
    Wie bin ich nur in diesen Zustand geraten!
    Die Wurzel kann nicht schuld daran sein, denn sie habe ich schon auf dem Rückweg nach Hause in den nächsten Bach geworfen, weil ich mich plötzlich vor ihr geekelt habe.
    Aber ist das vielleicht zu spät gewesen?
    Man sagt, Belladonna sei in der Lage, Dinge hervorzubringen und wieder verschwinden zu lassen, Menschen verrückt zu machen und sogar in den Tod zu treiben.
    Bin ich auch bald soweit? Hat ihr Zauber mich verhext?
    Warum sonst sollte ich im Schlaf laut nach Caspar rufen, wo ich mich doch nach Ferdinand verzehre?
    Und wenn meine Mutter mich nur auf die Probe stellen will?
    Seitdem ich denken kann, hat sie mir eingeschärft, dass Augsburg tausend Augen hat, die niemals schlafen. Dass tausend Ohren gespitzt sind, um zu lauschen; tausend Münder, die Urteile fällen, für die es keine Gnade gibt …
    Ich spüre ihren wachsamen Blick.

Artemisia absinthium
    auch genannt Artenheil, Wurmkraut, Ölde, Heilbitter
     

     
    Positive Wirkung: Dämpft Regelschmerzen, wirkt appetitanregend, hilft gegen Blähungen und Gallenbeschwerden.
    Negative Wirkung: Kann zu Fehlgeburten führen.

Kapitel III
WERMUT
     
    Augsburg, Mai 1556
     
    Kaum hatte Karl die Schwelle überschritten, schien das eben noch so stille Peutingerhaus erfüllt von seiner lärmenden, besitzergreifenden Gegenwart. Anna Welser stieß einen Freudenschrei aus, als sie ihn erblickte. Soeben zurückgekehrt von der Maiandacht, die sie den ganzen Monat über keinen Abend versäumt hatte, stürzte sie sich in die Arme ihres Lieblingssohns.
    Karl hob sie hoch und schwenkte sie übermütig hin und her.
    »Leicht wie eine Feder bist du geworden, trotz all der köstlichen Rezepte, die du schon seit langem hortest! Wird es nicht allmählich Zeit, deine Sammlung an Pippa weiterzugeben? Damit meine Schwester dafür sorgt, dass du auch genug zu essen bekommst? Sonst muss ich gleich einmal gründlich mit ihr schimpfen.«
    Philippine sandte ihm einen warnenden Blick.
    Sie mochte ihren Bruder – vorausgesetzt, er benahm sich nicht gerade, als sei er der Herr der Gezeiten, wie es leider immer wieder vorkam. Diesen Spitznamen hatten sie ihm verliehen, weil er sich in Kindertagen gern als kleiner König aufgeführt und alle herumkommandiert hatte, bis die Geschwister sich schließlich gegen ihn zusammenschlossen und rebellierten. Noch heute zogen sie ihn gelegentlich damit auf, was ihn jedes Mal aufs Neue ärgerte.
    »Mehr als genug«, versicherte Anna. Er stellte sie zurück auf den Boden. »Aber du musst doch sicherlich ausgehungert sein!«
    »Er kommt aus Nürnberg, Mutter, nicht von jenseits des Ozeans«, warf Philippine ein.
    »Gegen gebratenen Kapaun und einen schönen Roten hätte ich trotzdem nichts einzuwenden«, sagte er. »Reisen ist immer eine gefährliche und kräftezehrende Angelegenheit!«
    »Von Mittag sind noch Hechtklößchen und ein Rest Mandelmus übrig«, sagte Philippine. »Außerdem hat Hilli, unsere neue Magd, Brot gebacken.«
    »Brot, Fisch und Mus – das kann nicht dein Ernst sein! Damit könnt ihr einen Kranken laben, aber doch nicht mich. Seht ihr denn nicht, mit wem ihr es zu tun habt?«
    Langsam drehte er sich um die eigene Achse. Seine Schaube,

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