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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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körpernah geschnitten, war offensichtlich nagelneu, wenngleich er unter dem festen, dunklen Stoff stark schwitzen musste. Doch die imposanten Hängeärmel, die nach der neuesten Mode tiefe Schlitze besaßen und zartes Seidenblau hervorblitzen ließen, sowie Samtaufschläge und Zierbesätze brachten seinen schlanken Körper aufs Beste zur Geltung. Hautenge Beinlinge, ebenfalls in Blau gehalten, sowie braune Stiefel ergänzten seinen prächtigen Aufzug.
    »Wenn das ein eitler Pfau fragt, so lautet die Antwort nein.« Philippine hatte sich nicht von der Stelle gerührt. »Sollte dagegen mein kleiner Bruder freundlich um Stärkung bitten, könnte ich mich durchaus anders besinnen.« Sie zog die Stirn kraus. »Und jetzt komm endlich her und lass dich ordentlich begrüßen!«
    Ihre Umarmung war kurz, aber herzlich.
    Karl löste sich als Erster, schob sie ein Stück von sich weg und musterte sie prüfend.
    »Die Wangen so rund, die Augen so glänzend, der Mund so weich – fast könnte man auf die Idee kommen, du seist verliebt«, sagte er. »Aber der Mann, der dein Herz erobern kann, muss wohl erst noch geboren werden!«
    Sie drehte ihm den Rücken zu und lief voran, während die anderen beiden ihr folgten.
    »Hast du denn noch immer nichts anderes im Kopf als Putz und Tand?«, sagte Philippine, während sie die Tür zur Speisekammer öffnete. »Manchmal könnte man meinen, du seist ein Weib und kein Mann!«
    »Doch«, sagte er. »Sehr viel sogar. Aber davon verrate ich dir erst mehr, wenn ich ordentlich gegessen habe. Ich sterbe nämlich fast vor Hunger!«
    Die Mischung verschiedenster süßer und salziger Aromen, die ihnen aus der Vorratskammer entgegenströmte, ließ Philippines Eingeweide revoltieren. Sie presste sich die Hand vor den Mund und lief nach draußen, doch alles, was sie im Hof ausspuckte, war ein grünlicher Galleschwall.
    »Muss mir den Magen verdorben haben«, murmelte sie, als sie mit fahlem Gesicht wieder zurückkehrte und Mutter und Bruder sie fragend ansahen. »Schon seit Tagen geht das so. Nur einen Moment ausruhen! Hilli wird sich inzwischen um alles kümmern.«
    Als sie später zusammen am Tisch saßen, war ihre Blässe einer frischeren Hautfarbe gewichen, aber sie redete noch immer nicht sonderlich viel. Den Wermuttee, den Anna ihr gebraut hatte, ignorierte Philippine geflissentlich. Beim Essen hielt sie sich zurück, begnügte sich mit wenigen Löffeln Graupensuppe und ein paar Bissen Brot. Karl dagegen schwelgte in Hasenpastete, gehackter Leber, Schweinesülze und Kalbfleischschnecken, bis er sich schließlich über die Zimttorte hermachte.
    »Was für eine Köstlichkeit! Da können nicht einmal die Nürnberger Welser mithalten«, sagte er, als kaum noch etwas davon übrig war. »Und die wissen zu leben. Mit geschickt eingefädelten Hochzeiten haben sie ihren Reichtum klug vermehrt und neue Bündnisse mit anderen wichtigen Familien geschlossen. Außerdem ist das Palais, das Meister Behaim ihnen mitten in der Stadt ausgebaut hat, ein wahres Wunderwerk mit all seinen Zimmern, Türmen und Pfeilern.« Mit leuchtenden Augen wandte er sich Philippine zu. »Vermisst du das schöne Haus, in dem wir aufgewachsen sind, eigentlich auch so sehr wie ich?«
    Warnend schüttelte sie den Kopf. Anna starrte auf die Tischplatte.
    Erst jetzt begriff er, was er angerichtet hatte.
    »Es tut mir leid«, rief er und ähnelte bei jedem Wort seinem treulosen Vater mehr. »Ich wollte doch keine alten Wunden aufreißen! Dann habt ihr also noch immer nichts von ihm gehört?«
    Beide schwiegen hartnäckig.
    »Warum erzählst du uns nicht lieber, was du in Nürnberg zu tun hast«, sagte Philippine schließlich, bemüht, die Welle von Übelkeit zurückzudrängen, die sie erneut zu überfallen drohte.
    »Nichts lieber als das«, rief er strahlend. »Über kurz oder lang werde ich ja ohnehin ins Montangeschäft einsteigen. Für eine Saigergesellschaft verantwortlich zu sein und mit Kupfer und Silber zu spekulieren – wie aufregend und zutiefst befriedigend zugleich stelle ich mir das vor! Die Schätze der Erde zu Geld zu machen, habe ich mir schon als Kind gewünscht. Doch bis ich das nötige Kapital dazu aufbringen kann, hat Onkel Sebastian mich erst einmal im Safranhandel eingesetzt.«
    Bedeutungsvoll schaute er von einer zur anderen.
    »Habt ihr beide eine Ahnung, wie stark die Konkurrenz auf diesem Gebiet ist? Und all diese Imhofs, Holzschuhers, Tuchers und wie sie noch heißen mögen, waren schon lange vor uns

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